Der französische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Luc Besson bediente während seines Schaffens immer wieder grundverschiedene Genres, vom Historienspektakeln („Johanna von Orléans“) bis hin zum Endzeitkino („Der letzte Kampf“). Dabei führt er nicht nur Regie, sondern tritt auch immer wieder als Produzent von Genrefilmen auf, wie etwa dem Actionbeitrag „Kiss of the Dragon“ oder der Komödie „Taxi“.
Der kleine Junge und das Meer
Luc Besson wurde am 18. März 1959 als Sohn zweier Tauchlehrer in Paris geboren. Durch den Beruf seiner Eltern entwickelte Besson bereits als Kind eine Leidenschaft für den Ozean. Da seine Eltern ihre Tauchkurse an den verschiedensten Orten des Mittelmeers anboten, bereiste die Familie die Küstenregionen Italiens und Griechenlands. In dieser Zeit entwickelte sich auch Bessons Wunsch, als Meeresbiologe mit Delphinen zu arbeiten. Diesen Traum musste er jedoch im Alter von 17 Jahren aufgeben, als er einen Tauchunfall erlitt. Daraufhin verschlug es den jungen Besson nach Paris, wo er als Assistent in verschiedenen Filmproduktionen mitwirkte. Zwischenzeitlich siedelte er in die USA über, wo er sein Wissen über das Filmhandwerk verfeinerte. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich gründete Besson dann seine eigene Produktionsfirma.
Die Zeiten ändern sich
1983 realisierte Luc Besson seinen ersten Spielfilm „Der letzte Kampf“. Der kernige Schwarzweißfilm basiert auf dem 1981 entstandenen Kurzfilm „L' Avant dernier", erzählt von einer postapokalyptischen Zukunft, in der wenige Überlebende um die letzten Überreste an Wasser und Nahrung kämpfen müssen und kam komplett ohne Dialoge daher. Der eigenwillige Film begründete außerdem die langjährige Zusammenarbeit zwischen Luc Besson und Jean Reno. Der Lohn für den vor allem auch stilistisch ausdrucksstarken Streifen - Besson setzte etwa ganz auf eine Weitwinkelästhetik -, waren Preise auf verschiedenen Festivals, darunter auch der Kritikerpreis beim Brussels International Fantastic Film Festival.
Cinema du look
Die internationale Anerkennung für sein Debüt „Der letzte Kampf“ sicherte Besson 1985 ein Budget für die Produktion seines zweiten Spielfilms „Subway“ mit Isabelle Adjani und Christophe Lambert in den Hauptrollen. In der auf Hochglanz getrimmten Mixtur aus Actionfilm, Thriller und bizarrer Liebesgeschichte inszenierte Besson die Pariser Metro als packenden Schauplatz. Es folgten das Drama „Im Rausch der Tiefe“, in dem Jean Reno und Jean-Marc Barr zwei um einen Weltrekord konkurrierenden Taucher verkörperten, sowie der Action-Thriller „Nikita“ über eine junge Frau, die nach einer Straftat vom Staat gezwungen wird, als Profikillerin zu arbeiten. Die unfreiwillige Attentäterin, die gegen ihre Entmenschlichung durch die Obrigkeit ankämpft, wurde von Bessons damaliger Gattin Anne Parillaud gespielt. Später folgten ein US-Remake und eine auf der Hauptfigur basierende TV-Serie, allerdings ohne die Mitarbeit von Luc Besson. Mit „Nikita" brachte der Regisseur schließlich die typische Hochglanzästhetik seiner Filme zur Perfektion. Seitdem gilt der Franzose als Akteur des „Cinema du look“, eine programmatische Ausrichtung des französischen Kinos der 1980er Jahre, die Stil über Inhalt stellte. Weitere Vertreter dieser Schule sind die Regisseure Jean-Jacques Beineix und Leos Carax.
Die großen Drei
Mit der Dokumentation „Atlantis“ kehrte Besson in die Erinnerungen seiner Kindheit zurück und schwärmte über die Schönheit des Meeres, ehe er sich 1994 wieder seiner typischen Figur des Profikillers widmete. „Leon - Der Profi“ zeigte einen Jean Reno als einsamen Auftragsmörders, der eine ungewöhnliche Freundschaft zur 12-jährigen Mathilda pflegt, nachdem er sie vor ihren Häschern gerettet hat. In seinem bis dahin ambitioniertesten Werk bricht der Regisseur das Bild des isolierten und eiskalten Berufsmörders auf, um es einer moralischen Revision zu unterziehen. Das komplexe Drama besiegelte außerdem Natalie Portmans Einstieg ins Filmgeschäft, die als Mathilda eine Glanzleistung hinlegte. Nach dem Erfolg von „Leon – Der Profi“ realisierte Besson ein Projekt, das er schon vorbereitet hatte: Auf Basis einer Geschichte, die er im Alter vom 16 geschrieben hatte, entwickelte Besson das Drehbuch zu seinem Science-Fiction-Spektakel „Das fünfte Element". In dem extravagant bebilderten Film trifft Bruce Willis als abgehalfterten Taxifahrer in einer futuristischen Welt auf die mysteriöse Leeloo (Milla Jovovich) und findet sich bald in einem Konflikt wieder, bei dem die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht. Dem Publikum gefiel das furiose Spektakel, das in der Folge zu einem der erfolgreichsten europäischen Filme avancierte. Für seine Regie wurde Besson mit einem César ausgezeichnet. Mit dem Historiendrama „Johanna von Orleans“ bewies der Franzose 1999 außerdem, dass er ein Händchen für historische Stoffe besitzt. Für die Titelrolle der legendären Heiligen besetzte er erneut Milla Jovovich, mit der er zu Zeiten der Dreharbeiten verheiratet war. 1999 wurde die Ehe jedoch wieder geschieden.
Produzent und Drehbuchautor
Nach „Johanna von Orleans“ kehrte Luc Besson dem Regiestuhl für einige Jahre den Rücken und konzentrierte sich stattdessen auf seine Tätigkeit als Produzent und Drehbuchautor. Beide Funktionen übernahm er etwa für die komödiantische „Taxi“-Filmreihe über einen versierten Taxifahrer, der seinen Hang zum Rasen ausleben darf, als er in kriminelle Machenschaften verstrickt wird. Besson zeigte sich außerdem für die Produktion und das Drehbuch der Martial Arts-Beiträge „Kiss of the Dragon“ und „Unleashed - Entfesselt“ verantwortlich, in denen Jet Li jeweils die Hauptrolle spielte. Bessons Passion galt zu dieser Zeit außerdem französischen Genrebeiträgen. So wirkte er an Olivier Dahans mit Pulp-Elementen gespickten Krimi-Thriller „Die purpurnen Flüsse 2 - Die Engel der Apokalypse“ und der furiosen „The Transporter“-Reihe mit, in der Jason Statham einen Kurierspezialisten gibt, der vor keiner Herausforderung Halt macht. Darüber hinaus produzierte Besson außerdem die amüsante Abenteuerkomödie „Fanfan der Husar“ und das von Tommy Lee Jones inszenierte Grenzdrama „Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada“.
Rückkehr als Regisseur
2005 realisierte Besson das Drama „Angel-A“ nach eigenem Drehbuch. In dem Film fischt Jamel Debbouze als suizidgefährdeter Gauner eine Frau aus der Seine, als diese sich vor seinen Augen in den Fluss stürzt. Die beiden Überdrüssigen finden im weiteren Verlauf gemeinsam zu neuem Lebensmut. Seine Rückkehr auf den Regiestuhl zelebrierte Besson mit einer eigenwilligen Schwarz-Weiß-Optik. Zum damaligen Zeitpunkt hatte hatte Besson außerdem bereits länger an einer eigenen Kinderfilmreihe gearbeitet, bei der die Reise des kleinen Arthur ins Land der Minimoys im Mittelpunkt steht. Dem ersten Teil „Arthur und die Minimoys“ folgten zwei Fortsetzungen unter Bessons Regie. 2011 steuerte der Filmschaffende das Drehbuch zu Olivier Megatons "Colombiana" bei, während am 15. März 2012 Bessons Biopic „The Lady - Ein geteiltes Herz“ in den deutschen Kinos anläuft. Darin erzählt der Filmemacher die Geschichte der burmesischen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, deren insgesamt 15 Jahre währender Hausarrest erst am 13. November 2010 von der Militärregierung in Myanmar aufgehoben wurde.
Besson war mit der Schauspielerin Anne Parillaud verheiratet, die auch in seinem Film "Nikita" mit von der Partie war. Die beiden haben eine Tochter. Später pflegte eine Beziehung zum Model Maïwenn Le Besco. Die Tochter des Paares, Shana Besson, wurde 1993 geboren. Am 14 December 1997 heiratete Besson schließlich Model und Schauspielerin Milla Jovovich, von der er sich zwei Jahre später wieder scheiden ließ. Seit dem 28 August 2004 ist Besson mit der Filmproduzentin Virginie Silla verheiratet. Besson hat insgesamt fünf Töchter: Juliette, Shana, Talia, Satine, and Mao. Die jüngste, Mao, wurde 2005 geboren.