Nur wenige Schauspieler können von sich behaupten, als Lego-Figur in den Regalen der Spielzeugläden zu stehen. Harrison Ford gibt es gleich zwei Mal zu kaufen: Sowohl seine weltberühmte Figur Han Solo aus der ursprünglichen „Krieg der Sterne“-Trilogie als auch der draufgängerische Abenteurer Indiana Jones sind mittlerweile im Miniaturformat erhältlich. Dank seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit George Lucas avancierte Ford Ende der 70er Jahre über Nacht zum international gefeierten Superstar. Auch heute zählt der US-Amerikaner zu den am besten verdienenden Schauspielern Hollywoods. Seit 2003 darf sich Ford außerdem über seinen eigenen Stern auf dem „Walk of Fame“ freuen – auf seinen ersten Oscar-Gewinn wartet der aktive Umweltschützer allerdings bis heute.
Schauspieler mit Anlaufschwierigkeiten
Harrison Ford wurde am 13. Juli 1942 in Chicago, Illinois als Sohn des TV-Entertainers Christopher Ford und einer jüdisch-russischen Mutter geboren. Nach der High School ging der junge Ford, der zu Schulzeiten als Eigenbrötler galt, zunächst aufs College, wurde von dort allerdings nur wenige Tage vor seinem Abschluss verwiesen. Mitte der 60er-Jahre zog ihn der Wunsch, Schauspieler zu werden, nach Los Angeles. Erste Bewerbungen bei Columbia, MGM und Universal blieben jedoch ohne Erfolg: Ford wurde bei allen namhaften Produktions-Studios abgelehnt, mit der Begründung, er besäße weder Talent noch Star-Qualitäten. Erst 1966 ergatterte er eine kleinere Rolle in Bernard Girards Krimi-Komödie „Immer wenn er Dollars roch“. Seinen Lebensunterhalt konnte Ford mit den geringen Gagen allerdings nicht bestreiten, sodass er nebenbei als Zimmermann arbeitete.
Die 70er: Über Nacht zum Superstar
Nachdem George Lucas ihn bereits 1973 für seinen Überraschungs-Erfolg „American Graffiti“, eine Tragikomödie über das Erwachsenwerden, besetzt hatte, verschaffte er Harrison Ford Mitte der 70er-Jahre seine bis heute populärste Rolle als draufgängerischer Weltraumschmuggler Han Solo in der legendären "Star Wars"-Trilogie. Einfach hatten es die Macher mit dem aufbrausenden Ford damals allerdings nicht: Während der Dreharbeiten geriet der Mime immer wieder mit den Produzenten aneinander, nachdem er unter anderem die Dialoge des Films aufs Schärfste kritisiert hatte. Das Publikum teilte diese Kritik freilich nicht: „Krieg der Sterne“ markierte 1977 den Auftakt eines bahnbrechenden Phänomens und verhalf Ford in den darauffolgenden Jahren zu Weltruhm. Bereits der erste von drei Teilen („Krieg der Sterne“) wurde mit sieben Academy Awards ausgezeichnet und löste einen wahren Science-Fiction-Boom im Filmgeschäft aus.
Die 80er: „Indy“ und „Blade Runner“
Neben den nicht minder erfolgreichen „Star Wars“-Teilen „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ verpflichtete George Lucas Harrison Ford auch gleich für die Hauptrolle in seinen „Indiana Jones“-Filmen, die er gemeinsam mit Steven Spielberg realisierte. Der Erfolg wiederholte sich: „Jäger des verlorenen Schatzes“, „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ und „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ spülten den beiden Filmemachern ein Vermögen in die Kassen. 2008 schlüpfte Ford für „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ erneut in die legendäre Lederjacke und auch ein fünfter Teil ist derzeit in Planung. Angesichts dieser beiden Erfolge gerät es beinahe zur Randnotiz, dass Ford in den 80ern außerdem für zahlreiche weitere Hollywood-Filme vor der Kamera stand und mit absoluten Top-Regisseuren zusammenarbeitete: So übernahm er zwei Jahre nach seinem zweiten Auftritt als Han Solo die Hauptrolle als Rick Deckard in Ridley Scotts düsterer Zukunftsvision „Blade Runner“, die für zwei Oscars nominiert wurde. Das gesellschaftskritische Zukunftsmärchen, das auf einem Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Philip K. Dick basiert, begeisterte mit philosophischer Schlagseite und einer stilprägenden Ästhetik. In Peter Weirs Krimi „Der einzige Zeuge“ hingegen mimte Ford einen Detektiv und wurde für seine starke Performance mit seiner ersten Oscar-Nominierung belohnt. 1988 arbeitete er außerdem mit Regielegende Roman Polanski zusammen und übernahm die Hauptrolle als Richard Walker in dessen spannender Hitchcock-Hommage „Frantic“.
Die 90er: Ein Thriller folgt dem nächsten
Die 90er-Jahre waren vom Actionkino geprägt und auch Harrison Ford machte da keine Ausnahme: Zwei Mal verkörperte er CIA-Agent Jack Ryan in den Tom Clancy-Adaptionen „Die Stunde der Patrioten“ und „Das Kartell“. Letzterer wurde für zwei Oscars nominiert und bescherte Ford zwei Darstellerpreise bei den Blockbuster Entertainment Awards. Andrew Davis‘ spannender Thriller „Auf der Flucht“, in dem Ford ein Jahr später den flüchtigen Dr. Richard Kimble gab, wurde gar für sieben Oscars nominiert und trug ein gutes Stück dazu bei, dass sich Ford zunehmend von seinen Erfolgsrollen emanzipieren konnte. Alan J. Pakulas IRA-Thriller „Vertrauter Feind“, in dem Ford an der Seite von Superstar Brad Pitt zu sehen war, konnte hingegen das hohe Niveau der anderen Filme, in denen Ford seit Beginn der 90er aufgetreten war, nicht ganz halten.
Superstar auf neuen Pfaden
Nach seiner Rolle als Linus Larrabee in Sydney Pollacks romantischer Komödie „Sabrina“ durfte sich Harrison Ford 1997 auch in die lange Liste derer eintragen, die in ihrer Karriere einmal dem Präsidenten der USA ihr Gesicht leihen durften: Der deutsche Hollywood-Export Wolfgang Petersen verpflichtete den Darsteller für seinen Action-Blockbuster „Air Force One“, dessen Budget von 85 Millionen Dollar ein Einspielergebnis von über 170 Millionen Dollar entgegenstand - alleine in den USA. Ende der 90er legte Ford dann mehr Abwechslung bei seiner Rollenauswahl an den Tag: Mit Ivan Reitmans Actionkomödie „Sechs Tage, sieben Nächte“, Sydney Pollacks Drama „Begegnung des Schicksals“, Robert Zemeckis‘ spannendem Psychothriller „Schatten der Wahrheit“ und dem U-Boot-Film „K-19: Showdown in der Tiefe“ bewies er seine Wandelbarkeit, konnte aber trotz seiner überzeugenden Leistungen nicht ganz an die großen Erfolge der 80er und 90er Jahre anknüpfen. Nach seinem kommerziell erfolgreichen Comeback als „Indiana Jones“ im Jahr 2008 stand Ford unter anderem für Wayne Kramers „Crossing Over“, Tom Vaughans Greeta Anand-Verfilmung „Ausnahmesituation“ und die Komödie „Morning Glory“ vor der Kamera. Zuletzt spielte Ford an der Seite von 007-Darsteller Daniel Craig 2011 in Jon Favreaus Sommerblockbuster „Cowboys & Aliens“ einen Sheriff, dessen Wild West-Dorf sich den Attacken von extraterrestrischen Besuchern erwehren muss.
Harrison Ford ist seit 2002 mit „Ally McBeal“-Darstellerin Calista Flockhart liiert und seit 2010 in dritter Ehe mit ihr verheiratet. Der vierfache Vater engagiert sich abseits der Kamera aktiv für den Umweltschutz - als Anerkennung seines Engagements wurden eine Ameise (Pheidole harrisonfordi) und eine Spinne (Calponia harrisonfordi) nach ihm benannt. 2001 führte ihn das „Guinness Buch der Rekorde“ erstmalig auf Platz 1 der bestbezahlten Schauspieler.