Auch wenn die Meisten John Cusack eher als sonderbaren Anti-Helden vor Augen haben, überrascht der US-amerikanische Schauspieler bei genauem Hinsehen jedoch wie kaum ein anderer Hollywood-Star mit einem beachtlichen Repertoire. Ob Katastrophenfilm, Mystery-Thriller, romantische Komödie oder Kriegsdrama – der Mann kann einfach alles.
Vom Theatertalent zum Teenie-Star
Dass John Cusack ein waschechter Frühstarter ist, wissen wohl die Wenigsten. Bereits im Grundschulalter besuchte er den Piven Theatre Workshop in Chicago, mit gerade mal 12 Jahren stand er erstmals auf der Bühne und war in Werbespots zu sehen. Nicht verwunderlich, denn nur mit Ausnahme seiner Mutter ist der gesamte Cusack-Clan im Showbusiness. Nach erfolgreichen ersten Gehversuchen am Theater debütierte John in "Class - Vom Klassenzimmer zur Klassefrau" auf der Kinoleinwand. In der Teenie-Komödie spielte der damals 17-jährige an der Seite von Rob Lowe und Andrew McCarthy einen pubertierenden Jugendlichen, der eine Affäre mit der Mutter seines besten Freundes eingeht. Für den Jugendfilm-Klassiker "Stand By Me - Das Geheimnis eines Sommers" stand er unter anderem mit River Phoenix, Corey Feldman, Jerry O'Connell und Kiefer Sutherland vor der Kamera. Mit der Rolle als verliebter Highschool-Schüler in der Komödie "Teen Lover" kam dann der große Durchbruch. Cusack verkörperte hier den charmanten Lloyd Dobler, der alles tut um seinen Schwarm Diane zu beeindrucken. Damit spielte das Nachwuchstalent sich endgültig in die Herzen der Damenwelt und avancierte zum Teenie-Star.
Theater und Kino im ständigen Wechsel
Doch die Schauspielerei war dem smarten John Cusack schnell zu wenig. 1988 gründete er in Chicago seine eigene Theater-Gruppe "The New Criminals" und seither fungiert er immer wieder sowohl als Regisseur wie auch als Produzent. Dem Film blieb er natürlich trotzdem treu. Mit seiner Produktionsfirma "New Crime Productions" produzierte er 1997 unter anderem die Krimikomödie "Grosse Pointe Blank - Ein Mann, ein Mord", für die das Allroundtalent auch das Drehbuch verfasste und sich die Hauptrolle auf den Leib schrieb. Nicht nur beruflich war die Geschichte des sympathischen Profikillers, der bei einem Klassentreffen in seiner Heimat in einen Mordfall verwickelt wird, ein Erfolg. Neben den Lorbeeren, die Cusack für sein Script einheimste, ging daraus eine langjährige Beziehung zur Schauspielkollegin Minnie Driver hervor.
Hollywood-Blockbuster oder Independent-Produktion? Oder beides?
Nach Auftritten unter der Regie von Stephen Frears ("Grifters"), Woody Allen ("Bullets Over Broadway") und Clint Eastwood ("Mitternacht im Garten von Gut und Böse") konnte John Cusack spätestens mit seiner Darbietung im erfolgreichen Action-Blockbuster "Con Air" beweisen, dass er wandelbar wie kaum ein Anderer ist. Mit einem Augenzwinkern erklärte er, die Rolle als U.S. Marshal Vince Larkin an der Seite von Nicolas Cage hauptsächlich übernommen zu haben, um endlich auch mal eine „kluge berufliche Entscheidung“ zu treffen: ein rundum gelungener Karriereschritt. Als solcher erwies sich auch sein Auftritt als Puppenspieler Craig Schwartz, der in Spike Jonzes "Being John Malkovich" einen direkt in den Kopf seines Kollegen John Malkovich führenden Geheimgang entdeckt. Nach dieser besonders erinnerungswürdigen Leistung, sollte die Rolle des Plattenladenbesitzers Rob Gordon in "High Fidelity" Cusacks vorläufig größter beruflicher Erfolg werden. Als liebenswerter Listenfanatiker zelebriert er herrlich melancholisch und in Selbstmitleid schwelgend die Top 5 seiner Beziehungszerwürfnisse. Für das von ihm mitverfasste Drehbuch nach dem gleichnamigen Roman von Nick Hornby wurde Cusack für den Writers Guild Award vorgeschlagen und für seine Hauptrolle erhielt er eine Golden-Globe-Nominierung.
Anti-Held trifft Frauenschwarm
Aber nicht nur die Rolle des planlosen Anti-Helden steht John Cusack ausgezeichnet, er glänzt regelmäßig auch in romantischen Rollen und lässt so die Herzen der Damenwelt höher schlagen. In Komödien mit Herz wie "America´s Sweethearts ", "Weil es Dich gibt" und "Frau mit Hund sucht Mann mit Herz" überzeugte der zurückhaltende Darsteller mit oftmals genauso schrägen, aber dafür umso liebenswerteren und gefühlsbetonteren Auftritten.
Mit dieser bemerkenswerten Wandelbarkeit zeigt John Cusack sich zwar im großen Ganzen zufrieden mit seiner bisherigen beruflichen Laufbahn, die ganz hohe Schauspielkunst habe er aber nach eigener Aussage noch nicht erreicht. Vielleicht gelingt es ihm ja 2012 mit der Verkörperung des Grusel-Autoren Edgar Allan Poe in "The Raven" seinen eigenen – gewiss zu hohen Ansprüchen – zu genügen.