Wenn die Fetzen fliegen, dann ist Regisseur Brett Ratner in seinem Element. Ratners Metier ist das Genre der Action-Komödie, das er mit der „Rush Hour“-Serie erfolgreich bearbeitet hat. Daneben wagte er nur wenige Ausflüge in andere Genres. So zeichnete er für „Roter Drache“, das Prequel zu den Hannibal-Lecter-Filmen verantwortlich. Als Regisseur von Musik-Videos hat sich Ratner ebenfalls einen Namen gemacht.
Wie ein wilder Brett
Der am 28. März 1969 in Miami Beach, Florida, geborene Brett Ratner wurde nach eigener Aussage Filmregisseur, weil er im Alter von 10 Jahren von Martin Scorseses Boxerdrama „Wie ein wilder Stier“ so beeindruckt war, dass er kein anderes Ziel verfolgen konnte. Nach seinem Schulabschluss setzte der energische Ratner alles daran, in der Filmklasse der New York University aufgenommen zu werden. Obwohl er erst 16 Jahre alt war, gelang ihm das Unterfangen. 1990 schloss Ratner sein Studium erfolgreich ab, während er bereits Kontakte zur Musikindustrie geknüpft hatte.
Paradegenre Action-Komödie
Nach seiner Zeit an der Universität inszenierte Brett Ratner zunächst zahlreiche Musikvideos. Darunter waren Beiträge für bekannte Künstler wie LL Cool J oder den Wu-Tang Clan, später kamen auch Videos für Mariah Carey, Madonna und andere Musiker hinzu. Ratner ist bis heute im Musikvideo-Geschäft tätig. Mitte der 1990er Jahre erhielt er schließlich die Chance, seinen ersten Kinofilm zu drehen, den er gleich in seinem Paradegenre, der Action-Komödie, realisierte. Mit Chris Tucker und Charlie Sheen in den Hauptrollen erzählt er in „Geld stinkt nicht“ von einem ungleichen Duo aus einem Kleinkriminellen und einem Journalisten, das mit einem Diamantenschmuggler aneinandergerät. Der von der Kritik überwiegend negativ aufgenommene Film erwies sich beim Publikum als ordentlicher Erfolg. Chris Tucker wurde für seine Rolle für eine der berüchtigten Goldenen Himbeeren nominiert, die jährlich die schlechtesten Leistungen im Filmgeschäft „auszeichnen“. Den Preis schnappte ihm aber Kevin Costner für „The Postman“ weg. Ratner blieb dem etablierten Genre auch mit seinem zweiten Film „Rush Hour“ treu. Darin müssen Jackie Chan als Inspektor Lee und Chris Tucker als Detective Carter die Tochter des chinesischen Konsuls Han aus den Klauen ihrer Entführer befreien. Die rasante Komödie spielt mit dem klassischen Thema des Kulturunterschieds, der diesmal zwischen dem Chinesen Lee und dem Amerikaner Carter zu Tage tritt. Die Kritik reagierte mit gemischtem Echo auf das Werk, das an der Kinokasse einen großen Erfolg feierte: Ratner katapultierte sich mit „Rush Hour“ in die Riege der kassenträchtigsten Regisseure. Bis heute wurden zwei Fortsetzungen gedreht, in „Rush Hour 2“ und „Rush Hour 3“ übernahmen ebenfalls Jackie Chan und Chris Tucker die Hauptrollen.
Ausflüge und Bewährtes
Nach seinem komödiantischen Drama „Family Man“, in dem Nicolas Cage einen Börsenmakler spielt, der mit Hilfe einer alternativen Realität dazu gebracht wird, sein Leben zu überdenken, folgte nicht nur „Rush Hour 2“ sondern auch der Thriller „Roter Drache“. Mit dem Prequel zu den Hannibal-Lecter-Filmen „Das Schweigen der Lämmer“ und „Hannibal“ wagte sich Ratner ins Genre des Thrillers. Darin sind Edward Norton und Harvey Keitel als Polizisten auf die Mithilfe des inhaftierten Serienkillers Hannibal Lecter angewiesen, um einen anderen Serienmörder zu fassen. Der effektive Thriller, in dem Anthony Hopkins einmal mehr Hannibal Lecter verkörperte, besticht durch seine elegante Inszenierung. Auch dieser Film entpuppte sich als Publikumserfolg.
Mutantenerfolg
Mit „After the Sunset“ lieferte der Regisseur auf bewährtem Action-Komödien-Terrain einen soliden Film mit Pierce Brosnan und Salma Hayek in den Hauptrollen ab, bevor er den 2006 erschienen dritten Teil der „X-Men“-Saga inszenierte. Die Comic-Verfilmung war nicht nur Ratners bis dahin erfolgreichster Film, sie trumpfte auch mit einem wahren Action-Gewitter auf. Mit Patrick Stewart, Hugh Jackman, Ian McKellen, Halle Berry, Ellen Page sowie weiteren Stars besetzt, kämpfen die X-Men gegen den KZ-Überlebenden Magneto, der mit einem Präventivschlag gegen die USA dem von ihm prophezeiten Mutanten-Holocaust verhindern will. Die Mitglieder der X-Men sind ebenfalls Mutanten, arbeiten aber auf eine friedliche Koexistenz der Spezies hin. „X-Men: Der letzte Widerstandwurde von der Kritik gemischt aufgenommen.
Ratner als Produzent
Ratner arbeitet nicht nur als Regisseur, er ist auch als Produzent tätig. So betreute er in dieser Funktion die TV-Serie „Prison Break“, die zwischen 2005 und 2009 mit einer Mischung aus Thriller, Action und Drama den Gefängnisausbruch einer der Hauptfiguren sowie den Kampf gegen die kriminellen Machenschaften von Wirtschaft und Politik auf den Bildschirm brachte. Daneben produzierte er unter anderem auch Wayne Kramers düsteren Thriller „Running Scared“, in dem ein Junge zwischen die Fronten des organisierten Verbrechens und der Polizei gerät. Nachdem 2007 Ratners Regiearbeit „Rush Hour 3“ folgte, die wie die beiden Vorgänger kommerziell erfolgreich war, inszenierte er die Actionkomödie „Aushilfsgangster“ mit Ben Stiller als Anführer einer Truppe Hobby-Krimineller, die sich von einem Spekulanten ihr geprelltes Geld wiederholen wollen. Damit setzt der Regisseur weiterhin auf das Genre, das er bislang am besten beherrscht. Eigentlich war Ratner dann als Produzent für die Oscar-Show 2012 vorgesehen, aber nachdem er sich mit schwulenfeindlichen Aussagen ins Abseits katapultierte, gab er dem öffentlichen Druck nach und gab den Auftrag zurück.