Der deutsche Film- und Fernsehregisseur Dominik Graf erhielt insgesamt zehn Mal – und damit so oft wie kein anderer Filmemacher – den Grimme-Preis. Nachdem Graf zahlreiche Fernsehproduktionen inszeniert hatte, landete er mit dem Kriminalthriller „Die Katze“ (1988) einen großen Kinoerfolg. Seitdem dreht Dominik Graf regelmäßig für das Fernsehen und das Kino, wobei seine Arbeiten meist vom amerikanischen Genrekino inspiriert sind. Zu Grafs bekanntesten Werken zählen das Milieudrama „Hotte im Paradies“ (2002), das Drama „Der Felsen“ (2002) und die fulminante Krimiserie „Im Angesicht des Verbrechens“ (2010). Seit 2004 lehrt Dominik Graf als Professor für Spielfilmregie an der Internationalen Filmschule Köln, wo er 2005 den Rang eines Honorarprofessors erhielt.
Filmstudium & Fernsehproduktionen
Dominik Graf wurde am 6. September 1952 in München geboren. Der Sohn des Schauspieler-Ehepaares Robert Graf und Selma Urfer besuchte ein Internat und studierte von 1972-74 Germanistik und Musikwissenschaften in München, bevor er 1974 an die Hochschule für Fernsehen und Film in München wechselte. Während des Filmstudiums verfasste Graf unter anderem für die beliebte Fernsehserie „Auf Achse“ Drehbücher, bevor er mit seinem Abschlussfilm „Der kostbare Gast“ (1979) einen Bayerischen Filmpreis gewann. Sein fürs Fernsehen produzierter Jugendfilm „Treffer“, den er nach seinem Abschluss an der Filmhochschule im Jahr 1984 realisierte, erfuhr eine Kinoauswertung. In der Folge inszenierte Dominik Graf einige Episoden für die Krimiserie „Der Fahnder“ und profilierte sich ab 1986 als „Tatort“-Regisseur, wobei er sich unter anderem für die Schimanski-Folge „Schwarzes Wochenende“ verantwortlich zeigte und für die zum 25-jährigen „Tatort“-Jubiläum lancierten Folge „Frau Bu lacht“ (1995) den Preis für den besten deutschen Film bei den Hofer Filmtagen entgegen nehmen durfte. Neben „Tatort“ war Graf auch als Regisseur der Kriminalfilmreihen „Polizeiruf 110“ und „Sperling“ mit Dieter Pfaff tätig. Für die „Sperling“-Episode „Sperling und das Loch in der Wand“ erhielt Graf 1996 den Adolf-Grimme-Preis, während „Sperling und der brennende Arm“ (1998) mit dem bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde.
Erfolg mit „Die Katze“
Einen großen Kinoerfolg verbuchte Dominik Graf 1988 mit dem Kriminalthriller „Die Katze“, der das amerikanische Genrekino in deutsche Verhältnisse übersetzte und mehr als 1,3 Millionen Zuschauer ins Kino lockte. Der mit Götz George, Gudrun Landgrebe, Heinz Hoenig und Ralf Richter besetzte Krimi rund um einen Banküberfall mit Geiselnahme brachte Graf zudem den Deutschen Filmpreis in Gold für die Beste Regie ein und festigte seinen Ruf als deutsche Regie-Hoffnung. Auf die Komödie „Tiger, Löwe, Panther“ (1988/89), in der drei Frauen um die 30 aus ihrem Alltag auszubrechen versuchen, folgte der mit Herbert Knaup, Katja Flint und Hannes Jaenicke besetzte Thriller „Die Sieger“ (1994), der wiederum im Polizeimilieu spielte. Der Film entwickelte sich kommerziell zwar zum Flop, erhielt jedoch den Deutschen Filmpreis in den Kategorien Bester Film und Bester Regisseur sowie das Lob der Kritiker. Für eine halb-dokumentarische Fernsehreihe des BR/WDR steuerte Graf den Beitrag „Denk ich an Deutschland – Das Wispern im Berg der Dinge“ (1997) bei; der mit Heiner Lauterbach besetzte Thriller „Der Skorpion“ (1997), das Sportdrama „Deine besten Jahre“ (1998) mit Martina Gedeck und Tobias Moretti sowie das Thrillerdrama „Bittere Unschuld (1999) mit Elmar Wepper etablierten Dominik Graf endgültig als einen der vielschichtigsten Fernsehregisseure Deutschlands.
Kino- und Fernsehproduktionen in den Nullerjahren
In den 2000er-Jahren arbeitete Dominik Graf weiterhin regelmäßig fürs Fernsehen, machte aber auch Ausflüge ins Kinogeschäft. Mit dem Drama „Der Felsen“ (2002) sorgte Graf während der Berlinale für Aufsehen, weil er den kompletten Film mit DV-Kameras gedreht hatte und die dadurch entstandene, raue Stilistik reichlich ungewohnt war. Hinzu kam die kontroverse Geschichte, in der sich eine von Karoline Eichhorn gespielte Frau während eines Urlaubs in Korsika in den 16-jährigen Malte (Sebastian Urzendowsky) verliebt. Im selben Jahr realisierte Graf den Fernsehfilm „Die Freunde der Freunde“ mit Matthias Schweighöfer und Jessica Schwarz – die abermals mit Mini-DV-Kameras gefilmte Liebesgeschichte gewann einen Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie Fiktion und Unterhaltung. Nach einem Drehbuch von Rolf Basedow entstand kurz darauf das Milieudrama „Hotte im Paradies“, das vom Aufstieg und Fall des Berliner Zuhälters Hotte (Misel Maticevic) erzählt und bei den Internationalen Hofer Filmtagen uraufgeführt wurde. Den Deutschen Fernsehpreis gewann Graf mit dem Krimidrama „Kalter Frühling“ (2004), in dem Jessica Schwarz, Mišel Matičević und Matthias Schweighöfer zu sehen sind. Im Kino war Dominik Graf 2005 mit dem Liebesdrama „Der Rote Kakadu“ mit Max Riemelt, Jessica Schwarz und Ronald Zehrfeld vertreten, mit dem der Regisseur in die Welt eines Dresdner Jazzkellers zur Zeit der DDR eintaucht. Nach dem TV-Krimi „Eine Stadt wird erpresst“ (2006) erhielt Graf für den mit Ulrich Noethen besetzten Krimi „Kommissar Süden und der Luftgitarrist“ (2008) erneut einen Grimme-Preis.
„Im Angesicht des Verbrechens“
Für den bei der Berlinale uraufgeführten Kompilationsfilm „Deutschland 09 – Der Weg, den wir nicht zusammen gehen“ (2009), einer Art Nachfolger des Kollektivfilms „Deutschland im Herbst“ (1977), lieferte Dominik Graf einen Beitrag und gesellte sich damit zu zeitgenössischen Filmemachern wie Fatih Akın, Wolfgang Becker (I), Christoph Hochhäusler, Romuald Karmakar, Angela Schanelec, Tom Tykwer oder Hans Weingartner. Im Jahr 2010 folgte die an amerikanischen Genre-Vorbildern orientierte zehnteilige Krimiserie „Im Angesicht des Verbrechens“, für die Graf erneut mit dem Drehbuchautor Rolf Basedow zusammenarbeitete. Die opulente Serie rund um zwei Berliner Polizisten (Max Riemelt und Ronald Zehrfeld), die im Umfeld der russischen Mafia ermitteln, wurde in zwei Blöcken auf der Berlinale uraufgeführt und erhielt durchweg positive bis euphorische Besprechungen seitens der Filmkritik. Außerdem wurde der Mehrteiler mit einem Deutschen Fernsehpreis, dem Bayerischen Fernsehpreis für die Regie und einigen weiteren Preisen ausgezeichnet – bei den TV-Ausstrahlungen auf Arte und in der ARD konnte „Im Angesicht des Verbrechens“ jedoch nur geringe Zuschauerzahlen verbuchen. Gemeinsam mit den Regisseuren Christian Petzold und Christoph Hochhäusler setzte Graf 2011 mit „Dreileben – Komm mir nicht nach“ ein weiteres interessantes TV-Projekt um: In drei lose verknüpften Filmen, die hintereinander im Ersten ausgestrahlt wurden, erzählt „Dreileben“ vor dem Hintergrund der Suche nach dem entflohenen Triebtäter Frank Molesch (Stefan Kurt) von Ereignissen in einem Dorf in Thüringen. Während die Filmemacher mit einem Deutschen Fernsehpreis und einem Grimme-Preis geehrt wurden, blieben auch die Einschaltquoten von „Dreileben hinter den Erwartungen zurück. 2012 erinnerte Graf mit dem Porträtfilm „Lawinen der Erinnerung“ an deutschen Journalisten, Regisseur und Produzenten Oliver Storz.
Dominik Graf war mit der amerikanischen Drehbuchautorin und Regisseurin Sherry Hormann verheiratet, mit der eine Tochter hat. Außerdem war er mit der Schauspielerin Adelheid Arndt liiert. Inzwischen ist Graf Lebensgefährte der Regisseurin Caroline Link und hat mit ihr eine Tochter.