Schon der erste Kinoauftritt von Johnny Depp ist denkwürdig. In Wes Cravens Horrorklassiker „Nightmare - Mörderische Träume“ (1984) spielt der damals 21-Jährige den Freund der Heldin, von dem stets klar ist, dass er den Abspann nicht erlebt. Als Freddy Krueger den Unbekannten schließlich in einem famosen Blutbad aufschlitzt, ist das im Rückblick ein feiner Karriereauftakt, denn denkwürdig und ungewöhnlich sollten Johnny Depps Auftritte auch weiterhin sehr häufig bleiben. Nach einer Zwischenstation als Star der TV-Serie „21 Jump Street“ (1987-1990), die den attraktiven Beau zum Teenieschwarm wider Willen machte, wurde der Superstar geboren, den wir heute kennen – die Hauptrolle in „Edward mit den Scherenhänden“ (1990), seine erste Zusammenarbeit mit Regisseur Tim Burton, ist der Grundstein für den weiteren Werdegang des Schauspielers, der seitdem bewiesen hat, dass er nicht nur verrückte und schräge Figuren spielen kann, sondern ebenfalls als Charakterdarsteller taugt. Mit seiner Performance als Captain Jack Sparrow im Blockbuster „Fluch der Karibik“ zeigte Johnny Depp schließlich 2003, dass er auch eine millionenschwere Hollywoodproduktion dominieren kann.
Making of Johnny Depp: Sex, Drugs & Rock 'n' Roll
Als John Christopher Depp II wurde Johnny Depp am 9. Juni 1963 in Owensboro (Kentucky) geboren. Seine deutschen und irischen Wurzeln sowie der Umstand, dass sein Urgroßvater ein Cherokee-Indianer war, erklären wohl Depps markantes Äußeres, das ihn zum zweifachen „Sexiest Man Alive“ machte (2003 und 2009). Johnny Depp wuchs mit seiner Familie in Florida auf, wo er als Jugendlicher über Gebühr mit Drogen in Kontakt kam. Mit 15 Jahren verließ er die Highschool, um Profimusiker (sprich: Rockstar) zu werden, und trat als Gitarrist mit seiner Band „The Kids“ sogar als Vorgruppe von „Iggy Pop“, den „Talking Heads“ und den „Pretenders“ auf. Um musikalisch durchzustarten, zogen die „Kids“ nach L.A., wo sie jedoch sang- und klanglos untergingen. Nach einer Reihe von Gelegenheitsjobs heiratete Johnny Depp die Visagistin Lori Allison – eine Ehe, die nach zwei Jahren geschieden wurde, dem jungen Mann aber die Bekanntschaft mit Nicolas Cage einbrachte, der ihn als Komparsen zum Film brachte. Es folgten der Auftritt in „Nightmare – Mörderische Träume“, eine süffisante Rolle in der Teenie-Klamotte „Die Superaufreisser“ und 1986 ein Minipart in Oliver Stones „Platoon“. Im Anschluss besuchte Depp mehrere Schauspielschulen und erhielt schließlich die Rolle des Tom Hanson in „21 Jump Street“. Doch erst nach seinem Ausstieg aus der erfolgreichen TV-Serie wurde Depp zum Superstar.
Johnny Depp und Tim Burton
Nachdem Johnny Depp sein „21 Jump Street“-Image in John Waters' subversiver Musical-Satire „Cry-Baby“ parodiert hatte, brillierte er als märchenhafte Hauptfigur in Tim Burtons „Edward mit den Scherenhänden“, für den er eine Golden Globe-Nominierung als Bester Hauptdarsteller erhielt. Dass diese erste Arbeit mit Tim Burton einen großen Effekt auf Depps Laufbahn haben sollte, lässt sich an einer kleinen Anekdote ablesen: 1991 bestritt Johnny Depp ein Cameo als Radiomoderator in „Freddy's Finale - Nightmare on Elm Street 6“. In den Credits taucht er unter dem Pseudonym Oprah Noodlemantra auf – klare Sache, dass Tim Burton und Johnny Depp diesen Namen in einer Drehpause von „Edward mit den Scherenhänden“ ausgeheckt haben... Bis 2010 übernahm Depp in sieben Tim-Burton-Filmen die Hauptrolle: Auf „Edward mit den Scherenhänden“ folgten 1994 die Filmbiografie „Ed Wood“, in der Depp den vermeintlich schlechtesten Regisseur aller Zeiten spielt, fünf Jahre danach ein Auftritt als verwirrter Ermittler Ichabod Crane in „Sleepy Hollow“ und 2005 mit dem Kinderfilm „Charlie und die Schokoladenfabrik“ sowie einer Sprechrolle im Stop-Motion-Film „Corpse Bride“ zwei weitere gemeinsame Arbeiten. Einen Golden Globe erhielt Depp dann für die Hauptrolle im Gothic-Musical „Sweeney Todd“ (2008) und im Jahr 2010 wurde „Alice im Wunderland“ zumindest ein kommerzieller Hit.
Der Durchbruch in den Neunzigern
Der steile Aufstieg Johnny Depps ist jedoch nicht allein der Zusammenarbeit mit Tim Burton geschuldet, sondern vor allem der cleveren Rollenwahl und dem breiten Spektrum des Schauspielers. Auch schwierige Phasen wie nach dem Tod seines Freundes River Phoenix an einer Überdosis vor Depps Club „The Viper Room“ in Los Angeles 1993, überstand der Mime. In jenem Jahr etwa war Depp neben Faye Dunaway in Emir Kusturica „Arizona Dream“ zu sehen, spielte im hochkarätig besetzten „Benny & Joon“ und begeisterte in Lasse Hallströms „Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa“ neben dem jungen Leonardo DiCaprio. 1994 gab Johnny Depp dann den „Don Juan)“, um ein Jahr später in so unterschiedlichen Filmen wie Jim Jarmuschs Antiwestern „Dead Man“ und John Badhams Thriller „Gegen die Zeit“ aufzutreten. Depp erweiterte seinen künstlerischen Horizont stetig und gab mit dem Spätwestern „The Brave“ mit Marlon Brando 1997 auch sein Debüt als Regisseur hinter der Kamera. Weiter ging es als Schauspieler mit „Donnie Brasco“ neben Al Pacino, es folgten eine denkwürdige Darbietung in der Hunter-S.-Thompson-Verfilmung „Fear and Loathing in Las Vegas“ (1998) von Terry Gilliam und Hauptrollen in Roman Polanskis Mystery-Thriller „Die neun Pforten“ sowie in der Science-Fiction-Romanze „The Astronaut's Wife“. Zum Ausklang der Neunziger erhielt der Star einen „César“ für sein Lebenswerk und einen Stern auf dem Walk of Fame.
Die Nullerjahre oder Wo bitte geht’s endgültig nach Hollywood?
Dass er wandelbar und talentiert ist, hatte Johnny Depp in den 90er Jahren hinreichend unter Beweis gestellt. Was ihm noch fehlte, um endgültig in Hollywoods Topliga aufzusteigen, war ein richtig großer Kassenhit. Mit Lasse Hallström Romanze „Chocolat“, der Verkörperung des Kokaindealers George Jung in „Blow“ und dem Grusel-Thriller „From Hell“ von den Hughes-Brothers ging das neue Jahrtausend für Depp gut los, aber erst 2003 traf er mit seiner Rolle des chaotischen Jack Sparrow auch beim Massenpublikum ins Schwarze: Das von Disney und Jerry Bruckheimer produzierte Piratenabenteuer „Fluch der Karibik“ spielte weltweit mehr als 654 Millionen Dollar ein und bescherte Johnny Depp seine erste Oscar-Nominierung. Die Fortsetzungen „Pirates Of The Caribbean: Fluch der Karibik 2“ (2006) und „Pirates Of The Caribbean - Am Ende der Welt“ (2007) waren mit mehr als 1 Milliarde sowie 941 Millionen Dollar Einspielergebnis sogar noch erfolgreicher. Insgesamt verfolgte der Schauspieler aber weiter seine Linie der abwechslungsreichen und unberechenbaren Rollenwahl. Er arbeitete mit Robert Rodriguez bei „Irgendwann in Mexico“ zusammen, trat in der Stephen-King-Verfilmung „Das geheime Fenster“ auf und erhielt für die Hauptrolle in Marc Forsters „Wenn Träume fliegen lernen“ (2004) seine zweite Oscar-Nominierung. 2008 gewann Depp dann einen Golden Globe für „Sleepy Hollow“, 2009 spielte er den John Dillinger in „Public Enemies“ von Michael Mann. Ein Jahr später drehte Depp zum zweiten Mal mit Regisseur Terry Gilliam („Das Kabinett des Dr. Parnassus“), zum siebten Mal mit Tim Burton („Alice im Wunderland“) und zum ersten und wahrscheinlich letzten Mal mit Florian Henckel von Donnersmarck („The Tourist“). 2011 startet „Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten“ und für 2012 steht mit „Dark Shadows“ eine weitere Kollaboration zwischen Tim Burton und Johnny Depp an – zudem geht das Gerücht, Johnny Depp spiele in „Triple Frontier “ von Kathryn Bigelow.
Vor seiner Beziehung mit der französischen Schauspielerin und Sängerin Vanessa Paradis, mit der er seit 1998 liiert ist und zwei Kinder hat, war Johnny Depp bereits mit vier Frauen verlobt: Sherilyn Fenn („Twin Peaks“), Jennifer Grey („Dirty Dancing“), Winona Ryder und Kate Moss. Eine weitere Anekdote, die den Charme des A-Stars gut beschreibt, stammt aus der Beziehung mit Winona Ryder: Ein Tattoo mit der Ansage „Winona forever“ ließ Johnny Depp nach der Trennung in „Wino Forever“ ändern. Passend dazu besitzt er ein Weingut in Südfrankreich und eine Privatinsel auf den Bahamas: Johnny Depp Superstar.