Der inzwischen 64-jährige Dolph Lundgren ist eine Ikone des Actionfilms der 80er und 90er Jahre und war neben seiner legendären Rolle als Ivan Drago in „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“ auch in mehreren Teilen der „Universal Soldier“-Reihe zu sehen. Mitte der Neunziger begann sein Starruhm langsam zu schwinden, bis ihn Sylvester Stallone schließlich im ersten Teil der „Expendables“-Reihe besetzte. In der Folge landete Dolph Lundgren Rollen in weiteren Blockbuster-Franchises wie „Creed“ & „Aquaman“.
Mit „Castle Falls“ (ab dem 19. Mai als VoD und ab 26. Mai auf DVD und Blu-ray) legt Dolph Lundgren zudem seine mittlerweile siebte Regiearbeit vor. In dem Action-Thriller steht er natürlich auch selbst vor der Kamera – und prügelt sich mit Martial-Arts-Star Scott Adkins („Pay Day“) in einem Krankenhaus kurz vor der Sprengung um eine Tasche mit drei Millionen Dollar. Im Interview verrät er aber zudem auch noch erste Infos zum Plot von „Expendables 4“ und was er von den abwertenden Kommentaren des deutschen Trash-Regisseurs Uwe Boll hält…
FILMSTARTS: In „Castle Falls“ setzt du entgegen dem allgemeinen Trend zu mehr CGI vor allem auf handgemachte Action…
Dolph Lundgren: Ich liebe es, in meinen Filmen Action und Drama zusammenzuführen. Dabei achte ich bei meiner Arbeit als Regisseur sehr auf Realismus, also darauf, dass Dinge auch im echten Leben so passieren können. Wir haben Fights und Shoot-Outs, aber ich fokussiere mich dabei auch auf die Charaktere und deren Zusammenspiel.
FILMSTARTS: Was ist die größte Herausforderung dabei, zugleich vor und hinter der Kamera zu stehen?
Dolph Lundgren: Zunächst einmal ist es auf jeden Fall eine Herausforderung, denn du darfst deine eigene Performance nicht vergessen oder vernachlässigen. Dabei musst du auf deinen Dialog achten und darauf, wie du aussiehst. Ich habe auch zwei Vertrauenspersonen, die sich den Monitor anschauen. Außerdem musst du auf dich selbst aufpassen, damit du nicht müde wirst, weil beides zusammen wirklich sehr viel Arbeit ist. In „Castle Falls“ ist mir das gut gelungen, weil Scott Adkins der eigentliche Protagonist ist und ich nur die zweite Hauptrolle spiele, so dass ich nicht alles machen musste. Das war auch gut so.
FILMSTARTS: „Castle Falls“ ist bereits deine vierte Zusammenarbeit mit Scott Adkins der nächste gemeinsame Film, „Section Eight“, ist auch schon abgedreht…
Dolph Lundgren: Ich liebe Scott, er ist ein toller Typ, er ist ein sehr fähiger Kämpfer, mit dem ich gern zusammenarbeitete. Und so hoffe ich, auch noch in weiteren Projekten mit ihm zusammen kämpfen zu können.
FILMSTARTS: Wie funktioniert das bei den Dreharbeiten, wenn man mit einem solchen Martial-Arts-Profi zusammenarbeitet? Habt ihr euch auch bei den Stunts oder den Actionszenen ausgetauscht?
Dolph Lundgren: Scott hat drei oder vier Kampfszenen im Film. Dabei arbeitet er mit einem Choreografen zusammen – und ich ließ die beiden erst einmal machen. Natürlich war ich dabei, als wir die Actionszenen dann gedreht haben. Aber wir hatten einen genreerfahrenen Kameramann und Scott fällt es leicht, sich einige Bewegungen abzuschauen und zu übernehmen, wobei ich dazu auch einige Anmerkungen hatte. Ich stand dabei etwas außerhalb, zumal ich auch ein paar mehr Dialoge zu sprechen habe. Insgesamt stammen etwa 70% der Actionchoreographie von ihm, 30% von mir.
FILMSTARTS: Hast du eine Erklärung dafür, dass man Scott Adkins zwar sehr häufig in B-Actionfilmen, aber nur selten in großen Hollywood-Produktionen zu sehen bekommt?
Dolph Lundgren: Nachdem ich „Rocky IV“, „The Punisher“ und Anfang der Neunziger noch in einigen größeren Filmen mitgespielt habe, bin ich nach Spanien umgezogen – und für zehn oder 15 Jahre in Low-Budget-Actionfilmen steckengeblieben. Ich weiß also, wie das ist – und es ist schwierig, da wieder herauszukommen. Ich hatte Glück, dass mich Stallone in „The Expendables“ besetzt hat und ich auch in „Creed II“ und „Aquaman“ eine Rolle bekommen habe. Jetzt mache ich beides, kleinere Filme und große Studio-Produktionen. Das hoffe ich für Scott auch. Es ist wichtig, an irgendeinem Punkt auch Schauspieler zu werden, übers Schauspielern und nicht nur über die Kämpfe nachzudenken, wenn du größere Filme machen willst.
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FILMSTARTS: Wo wir schon bei deinen früheren Filmen sind: Uwe Boll schrieb in seiner Autobiografie „Ihr könnt mich mal!“ auch über die Dreharbeiten von „Schwerter des Königs 2“ und ätzte, dass du selbst bei Lauf-Szenen ein Double brauchtest. Kannst du dich noch an den Dreh erinnern?
Dolph Lundgren: Ich habe eine 40-jährige Karriere als Martial Arts-Kämpfer hinter mir – nicht nur in Filmen, sondern auch bei Turnieren. Dadurch habe ich mir einen Hüftschaden zugezogen. Kurz vor den Dreharbeiten wurden bei mir beide Hüftgelenke ausgetauscht. Ich hatte so starke Schmerzen, dass ich bei einem Flug von L.A. nach Vancouver nicht sitzen konnte und die ganze Zeit über in der 1. Klasse stand. Ich denke, deswegen hatte ich ein Double fürs Laufen – aber eine nächtliche Kampfszene habe ich selbst bestritten. Aber weißt du: Uwe ist Uwe. Ich erinnere mich noch, wie er während der Dreharbeiten einer dramatischen Szene auf seinem Smartphone Aktienkurse gecheckt hat. Er hatte kein Interesse an der Regie oder daran, mit den Schauspielern zu reden.
FILMSTARTS: Wie stehst du sonst zu ihm?
Dolph Lundgren: Er ist ein Typ, der viele Probleme hat, die vielleicht einmal in einer Therapiesitzung aufgearbeitet werden sollten.
FILMSTARTS: Über den Inhalt von „Expendables 4“ sind viele Gerüchte im Umlauf. Was kannst du schon darüber verraten?
Dolph Lundgren: Das Budget war sehr hoch, ich denke so um die 100 Millionen US-Dollar. Sie haben den Regisseur sehr spät ersetzt. Das war problematisch, aber der neue, Scott Waugh, hat einen guten Job gemacht. Sylvester Stallone hat auch nach Beginn der Dreharbeiten noch Sachen umgeschrieben. Im Mittelpunkt der Handlung steht dabei ein nuklearer Konflikt zwischen den USA und Russland, das ist gerade heute eine zeitlose Geschichte. Es ist ein großer Film mit großen Stunts, Shoot-Outs und einigen witzigen Figuren. Ich spiele wieder Gunner Jensen, den besoffenen Schweden, der aber nun im vierten Teil seit einiger Zeit trocken ist und auf philosophische Sinnsuche geht, bevor er wieder in alte Gewohnheiten verfällt.
FILMSTARTS: Gerade, was die reale Gefahr eines Atomkriegs zwischen den USA und Russland aufgrund des Kriegs in der Ukraine angeht: Findest du den Plot von „Expendables 4“ gerade etwas zu nah an der Wirklichkeit?
Dolph Lundgren: Der Krieg in der Ukraine ist real, unser Film fiktiv. Aber gerade das macht ihn so aktuell und vielleicht auch relevanter. Die „Expendables“-Reihe ist aber schon immer so etwas wie Fantasy. Deshalb hoffe ich, dass die Leute einfach Spaß an dem Film haben werden und sich gut unterhalten fühlen.
FILMSTARTS: Wie groß ist deine Rolle als King Nereus in „Aquaman 2“ und sind weitere Auftritte für dich im DC Extended Universe geplant?
Dolph Lundgren: Ich habe ebenso wie Nicole Kidman eine größere Rolle als im ersten Teil. Ich war zweieinhalb Monate zum Dreh von „Aquaman 2“ in London und ich mochte das Drehbuch sehr, weil es in der Geschichte auch um die globale Erwärmung geht. Unser Regisseur James Wan war übrigens in seiner Kindheit ein großer Fan von „He-Man“. Und King Nereus sieht auch irgendwie aus wie ein rothaariger He-Man, weswegen er mich in dem Film haben wollte. Ursprünglich war Nereus ein Bösewicht, aber Wan verpasste der Figur mit seinem goldenen Schild einen positiven Anstrich…
„Castle Falls“ erscheint in Deutschland am 19. Mai 2022 als VoD und eine Woche später, also am 26. Mai, auch auf DVD & Blu-ray.
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