Kaum eine Figur der „Mortal Kombat“-Reihe hat so viele Fans wie Sub-Zero. Kaum ein Charakter wird so oft von den Spielerinnen und Spielern ausgewählt, wenn sie einen Teil der legendären Videospielreihe auf der PlayStation oder Xbox starten.
Bei der neuesten Verfilmung von „Mortal Kombat“, die seit einigen Tagen als Stream verfügbar ist, sind viele Fans nun auch besonders glücklich darüber, dass mit Joe Taslim ein wirklicher Martial-Arts-Könner als Ninja Bi-Han und dann Bösewicht Sub-Zero agiert.
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Taslim war Judo-Profi, stand lange Zeit im indonesischen Nationalteam und entschied sich nach dem Karriere-Ende im Sport, Schauspieler zu werden. Als er von einem Projekt namens „The Raid“ hörte, bewarb er sich aktiv bei Regisseur Gareth Evans via Facebook um eine Rolle und feierte damit seinen Durchbruch. Mit Auftritten als Bösewicht in „Fast & Furious 6“ bis „Star Trek Beyond“, der Hauptrolle im Netflix-Kracher „The Night Comes For Us“ und der Serie „Warrior“ gehört er seitdem zu den gefragtesten internationalen Action-Stars.
Joe Taslim hebt dabei eine Sache von vielen anderen Martial-Arts-Spezialisten ab: Der in verschiedenen Kampfsportarten ausgebildete Taslim hat keinen unverwechselbaren eigenen Stil, mit dem man ihn sofort erkennt, sondern überrascht immer wieder mit neuen Bewegungen – so nun auch in „Mortal Kombat“, der übrigens ab 22. Juli 2021 dann auch auf DVD und Blu-ray erhältlich ist.
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FILMSTARTS: Was mich bei dir immer wieder überrascht, Joe: Du zeigst in jedem Film neue Kampfstile. Man kann nicht sagen: Das ist der Joe-Taslim-Stil. Und so ist das auch in „Mortal Kombat“...
Joe Taslim: Ja, das ist eigentlich schon ein wenig verrückt, aber entsteht einfach so. Vor „Mortal Kombat“ hatte ich gerade einen Film in Korea gedreht, bei dem ich mit dem Schwert kämpfen musste [Anm.: „The Swordsman“, in Deutschland gerade auch erschienen]. Und dann kam ich an das Set, wo uraltes Martial-Arts kombiniert mit Superkräften von mir verlangt wurden. Und da lasse ich mich dann drauf ein...
Ich vergleiche Martial-Arts da gerne mit Musik. Wenn du den Rhythmus, den Flow verstehst, dann kannst du auch von einem Instrument zu einem anderen wechseln, das denselben Kern hat - und das ist für mich dasselbe mit Kampfsportstilen.
Du kennst ja meinen Judo-Hintergrund. Das habe ich trainiert, habe mein halbes Leben dafür im Dojo verbracht. Und auch wenn beim Judo nicht geschlagen und getreten, sondern mehr gerungen wird, ist es im Kern so ähnlich, dass ich Elemente davon immer wiederfinde, wenn ich zu Silat, Kung-Fu oder Kendo springe. Alles, was sich ändert, ist die Hülle. Innendrin ist es dasselbe. Das ist zumindest mein Glaube.
Zu viele Superkräfte sind schädlich
FILMSTARTS: Jetzt hast du den übernatürlichen Aspekt bei dieser Rolle selbst erwähnt. Sub-Zero hat einige der coolsten Spezialeffekte. Wie schwer war es, zwischen Martial-Arts und Eis-Dolch die Balance zu finden?
Joe Taslim: Ja, Superkräfte sind tricky und ihr Einsatz muss meiner Ansicht nach mit der Figur, der Geschichte und dem Zweck des einzelnen Kampfes verbunden sein. Benutzt du sie zu oft, funktioniert es logisch für mich einfach nicht mehr, denn dann musst du sie immer benutzen.
Mein Ansatz war daher: Ich muss denken, was Sub-Zero denkt. Glaubt er, dass er diesen Kampf schnell und problemlos gewinnen wird? Will er vielleicht mit seinem Gegenüber auch ein wenig spielen? Das sind Ideen, mit denen ich arbeiten kann.
Nimm als Beispiel den Kampf direkt zum Anfang. Gegen Hanzo benutzt er seine Superkräfte kaum, denn er respektiert seinen Kontrahenten. Er will einen fairen Kampf. Er nutzt kurz die Kräfte, aber nur für eine halbe Sekunde. Er zeigt damit, was er könnte, wenn er wollte.
Da hüpft das Gamer-Herz vor Freude: Die besten Easter Eggs in "Mortal Kombat"Ich wollte auch, dass sich das Publikum fragt: Warum nutzt er jetzt die Kräfte nicht? Gemeinsam mit unseren Kampf-Choreographen habe ich viel darüber geredet, warum ich die Kräfte hier gar nicht und da weniger nutzen will.
Denn wenn du einen Kampf siehst und der ist einfach nur völlig drüber, ist das Publikum schnell übersättigt. Jede Kampfszene muss vielmehr eine eigene Geschichte erzählen, hat einen Aufbau bis hin zum Höhepunkt und geht dann zum Ende wieder runter zum Abschluss. Das versuche ich mit jedem meiner Kämpfe in jedem Film zu vermitteln.
Ich gebe jeder einzelnen Actionszene eine Seele und ich hoffe, das ist mir mit „Mortal Kombat“ auch gelungen.
FILMSTARTS: Es gibt sehr viele Figuren in „Mortal Kombat“. Das hat den Nachteil, dass sehr wenig Platz ist, mehr über die reichen Hintergrundgeschichten von jeder einzelnen zu erzählen. Auch bei Sub-Zero werden seine Story und seine Vergangenheit mit Hanzo nur angedeutet. Wie sehr waren die Figuren-Hintergründe ein Thema für euch beim Dreh und für dich bei der Vorbereitung?
Joe Taslim: Für mich war das ein sehr großes Thema. Ich bin ein „Mortal Kombat“-Fan und Sub-Zero war neben Scorpion und Kung Lao die Figur, mit der ich am meisten gespielt habe. Die drei waren meine Helden als Kind.
Daher wusste ich schon einiges. Aber als ich dann den Job hatte, habe ich noch viel mehr recherchiert. Das ist für mich auch eine Verantwortung. Denn Millionen Menschen sind riesige Fans dieser Figur und da kann ich ihn nicht einfach nur als Badass-aussehenden Typen spielen. Ich muss ihm mehr geben, ich muss ihm ein Herz und eine Seele geben.
Die Leute sollen sehen, dass er nicht einfach nur Badass ist. Sie sollen verstehen, warum er ein Bösewicht ist, warum er so grausam ist. Er ist innerlich zerbrochen, er kommt von einer Welt, die eigentlich friedlich ist. Doch das Schicksal hat ihn auf diesen Weg geführt. Und mein Job als Schauspieler ist es, ein wenig von diesem Dilemma zu zeigen.
Ob Joe Taslim dies gelungen ist, könnt ihr euch jetzt selbst anschauen, denn „Mortal Kombat“ gibt es bereits bei allen gängigen VoD-Anbietern zum Kauf und zur Leihe.
Mehr "Mortal Kombat" im Podcast Leinwandliebe
Was wir von der Adaption halten, erfahrt ihr unter anderem in unserem Podcast Leinwandliebe. Zu Gast haben wir in dieser Folge den „Mortal Kombat“-Experten Kai Schmidt vom Gaming-Magazin GamePro.
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