Als „Dark Phoenix“ im Sommer 2019 weltweit in die Kinos kam, hatte der finale „X-Men“-Blockbuster der Abenteuer mit unter anderem Jennifer Lawrence, James McAvoy, Michael Fassbender und Sophie Turner schon eine sehr bewegte Geschichte hinter sich.
Und diese ist nach Ansicht vieler Expert*innen auch mit dafür verantwortlich, dass der Film so enttäuschte. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von gerade einmal etwas mehr als 250 Millionen Dollar gilt der Film auch deswegen als Mega-Flop, weil allein das reine Produktionsbudget auf 200 Millionen Dollar ausuferte.„Dark Phoenix“ ist sogar der offiziell größte Kinoflop des Jahres 2019.
Ein „inhaltlich flaues und deshalb auch in den Action-Sequenzen nur selten mitreißendes Comic-Drama“ heißt es im Fazit der FILMSTARTS-Kritik. Die Spuren einer turbulenten Produktion sind dabei zu merken.
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Verschoben wegen "Captain Marvel"
Denn eigentlich kam mit „Dark Phoenix“ gar nicht die Vision in die Kinos, die Regisseur und Autor Simon Kinberg ursprünglich vorschwebte. Das fing schon damit an, dass „Dark Phoenix“ als Zweiteiler konzipiert wurde – bis Kinberg nur ein Film bewilligt wurde und er schnell alles zusammendampfen musste.
Doch wohl viel schwerwiegender: Als er den Film bereits im Sommer und Herbst 2017 drehte, filmte er ein komplett anderes Ende. Die ganze, teilweise sehr wirre Zug-Action, die es nun im finalen Film gibt, existierte damals nicht. Die von Jessica Chastain angeführten außerirdischen Invasoren wurden wohl viel ausführlicher porträtiert.
"Eternals": Großer Marvel-Trailer zeigt erstmals die neuen Superhelden nach den Avengers in AktionDoch dann bekamen die Macher mit, was der damalige Konkurrent Disney bei „Captain Marvel“ plant – und sahen sehr viele Parallelen zu ihrem Film - wie ein finaler Kampf im All und Aliens, die ihre Gestalt wandeln können. So wurden die an die Skrulls angelehnten Außerirdischen überarbeitet und ein neues Finale konzipiert. Doch es gab ein Problem.
Die vielen Stars hatten erst mal keine Zeit für Nachdrehs. Erst im Sommer und Herbst 2018, ein Jahr nach den ursprünglichen Dreharbeiten, konnte Kinberg zumindest das Gros des Casts wieder versammeln. Der Kinostart wurde deswegen schon von November 2018 auf Februar 2019 verschoben.
Verschoben wegen James Cameron
Womöglich wäre der Film trotzdem noch ein Erfolg geworden. Schließlich war der nun geplante Februar-Start am Wochenende um den US-Feiertag President's Day ein sehr erfolgreicher Termin für „Deadpool“ und „Black Panther“. Doch dann kam wohl James Cameron ins Spiel.
Die Regie-Legende drängte angeblich darauf, dass Fox den von ihm produzierten „Alita: Battle Angel“ ohne interne Konkurrenz auf den Februar legt. Die Verantwortlichen bei Fox gaben nach. Obwohl bereits ein Trailer erschienen war, gaben sie bekannt, dass „Dark Phoenix“ von Februar auf Juni verschoben wird.
Regisseur Simon Kinberg übernimmt die Verantwortung
Regisseur Simon Kinberg erklärte später, dass er trotz all dieser Störgeräusche am Ende erst einmal auf sich selbst schaute: „Wenn ein Film nicht funktioniert, ist das meine Verantwortung. Ich bin der Autor und Regisseur. Wenn das Publikum keinen Zugang findet, ist das meine Schuld.“
Trotzdem kam er nicht umhin, die Verschiebungen deutlich zu kritisierten. Im übervollen Blockbuster-Sommer habe sein Film einfach keine Chance gehabt – auch weil er gerade kein typischer Superhelden-Blockbuster für den Sommer sei. „Dark Phoenix“ sei ein „dramatischer, intimer, kleinerer Film, der erst im November und dann im Februar rauskommen sollte, was angemessener gewesen wäre.“
So kam er auch zu der Aussage: „Ich habe den Film nicht für den Sommer gemacht. Ich wollte ihn für November. Es ist kein Film, der für den Sommer ist, sondern für eine etwas nachdenklichere Zeit des Jahres.“
Die wahre Verantwortung der Verschiebungen
Dass „Dark Phoenix“ als Film misslungen ist, das ist wohl wirklich Kinbergs Verantwortung. Dass der Film so massiv gefloppt ist und nun einen „Mega-Flop“-Stempel hat, ist definitiv den Verschiebungen geschuldet. Durch die Nachdrehs, also die erste Verschiebung, wuchs das ohnehin für das Konzept eines Films, der „intimer“, „kleiner“ geplant ist viel zu hohe Budget (die zahlreichen Star-Gagen schlugen hier schon ein) weiter an.
Die zweite Verschiebung ließ wahrscheinlich das unbekannte Werbebudget weiter anwachsen. Hollywoods Werbe-Kampagnen sind wie Uhrwerke, genau konzipiert für einen Termin. Verschiebungen sind nie gut. Wenn man aber bereits Werbung für einen Termin gemacht hat und der sich plötzlich massiv verzögert, muss man einen Großteil der bereits erfolgten Kampagne noch einmal mit dem neuen Termin ausrollen. Das kostet zusätzlich Geld.
Der größte Kino-Flop 2019
Disney, welches bekanntlich Fox im Frühjahr übernahm und so „Dark Phoenix“ erbte, als das Kind schon in den Brunnen gefallen und der fertige Film auf den Sommer verschoben war, gab später bekannt, dass der Verlust für den „X-Men“-Flop nach der Kinoauswertung bei 170 Millionen Dollar liege.
Das Branchenmagazin Deadline konnte später immerhin ausrechnen, dass Disney mit Heimkino- und TV-Auswertungen den Verlust auf 133 Millionen Dollar drücken konnte. Dies sei die finale Endsumme unter Berücksichtigung aller bereits erfolgten und künftigen Einnahmen sowie aller Ausgaben. Doch das dürfte beim Maushaus keinen mehr freudig gestimmt haben.
Mit diesem Verlust gilt „Dark Phoenix“ nämlich als größter Kinoflop des Jahres 2019 – noch vor „Terminator: Dark Fate“ (Verlust: 122,6 Millionen Dollar), „Cats“ (Verlust: 113,6 Millionen Dollar) und „Gemini Man“ (Verlust: 111,1 Million Dollar).
„Dark Phoenix“ läuft am heutigen 9. Mai um 20.15 Uhr auf ProSieben. Wir raten allerdings ab, wie ihr ausführlich auch unserer TV-Warnung entnehmen könnt:
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