Nachdem es erst Gerüchte gab, hat die Cineworld Group nun offiziell angekündigt, dass sie im Laufe der Woche vorerst die Kinos wieder schließen wird. Mit 536 Kinos in den USA und 127 in Großbritannien gehört die Gruppe in den jeweiligen Ländern zu den größten Kinobetreibern. All diese Säle bleiben ab dem 8. Oktober 2020 wieder zu.
In einer Stellungnahme nahm man, ohne Filmtitel einzeln zu nennen, direkt Bezug auf die jüngsten Startterminverschiebungen (also „James Bond – Keine Zeit zu sterben“, aber wohl auch „Wonder Woman 1984“):
„Ohne diese Neuveröffentlichungen kann Cineworld seinen Kundinnen und Kunden in den USA und Großbritannien nicht die Breite an starken kommerziellen Filmen anbieten, die notwendig ist, damit diese überlegen, wieder in die Kinos zurückzukommen“, heißt es so unter anderem in der Stellungnahme.
Kinostart von "James Bond: Keine Zeit zu sterben" auf 2021 verschobenDie Hauptkritik der Cineworld-Verantwortlichen richtet sich allerdings trotz der auffälligen Nähe zur Ankündigung der 007-Verschiebung auf 2021 weniger an die Verleiher als an die Behörden. So wird auch kritisiert, dass es in den USA weiterhin keinen Zeitplan für eine mögliche Wiedereröffnung der Kinos in jenen Regionen (z. B. New York), in denen diese immer noch geschlossen sind, gibt.
Kinos weiter in Gefahr
Leserinnen und Leser dieser Seite fragen sich womöglich jetzt, warum sie Kinoschließungen in den USA und Großbritannien betreffen sollten, haben hierzulande doch die Kinos weiterhin offen. Die Antwort: Es besteht die Gefahr eines gefährlichen Kreislaufs.
Studios verschieben ihre Filme, weil nicht genug Kinos offen sind, Kinos schließen, weil nicht genug Filme kommen. Auch in Deutschland dürften kleine Kinobetreiber*innen wie die großen Ketten ganz genau und stetig die aktuelle Lage im Blick behalten und rechnen, ob und wie lange sich geöffnete Türen ohne Blockbuster-Programm aus den USA lohnen.
Denn wir Cinephilen mögen noch so oft darauf verweisen, was für tolle Filme doch aktuell im Kino laufen, am Ende locken neben Familienfilmen (wie aktuell „Jim Knopf und die Wilde 13“) dann doch vor allem die großen US-Blockbuster das Publikum an: So ist „Tenet“ mit 1,37 Millionen Besuchern nun sogar – trotz Corona – schon der zweiterfolgreichste Film des Jahres in Deutschland und hält sich hierzulande seit Wochen auf den vorderen Plätzen. Denn es ist Bombast-Kino, das viele sehen wollen. In eine Perle wie „Niemals selten manchmal immer“ gingen an diesem Wochenende dagegen nicht einmal 7.000 Zuschauer.
Im Podcast: Das starke Abtreibungsdrama "Niemals selten manchmal immer"
Womöglich kommen da in den nächsten Wochen noch einmal einige dazu, wenn sich herumspricht, wie stark und eindringlich der Film geworden ist. In unserem Podcast Leinwandliebe sprechen Moderator Sebastian und Redakteurin Nina unter anderem darüber und haben zwei sehr unterschiedliche Perspektiven auf den Film.