Ursprünglich plante „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“-Regisseur Josh Boone, seinen „X-Men“-Film „The New Mutants“ in den 80er Jahren spielen zu lassen – inklusive größeren Nebenrollen für Professor X (gespielt von James McAvoy) und Mutantin Storm (Alexandra Shipp):
„Ursprünglich waren Professor X und Storm darin, wobei Storm die Alice-Braga-Rolle innehatte. Doch dann kam im Verlauf der Monate ein neuer Studiochef an Bord und sie sagten, sie wollen keine ‚X-Men‘-Filme in der Vergangenheit mehr haben – als ob das der Grund gewesen wäre, warum ‚Apocalypse‘ schlecht war“, verriet der Regisseur so persönlich im Interview mit Slashfilm.
Ist nur die Zeitverschiebung schuld?
Boone erklärt weiter, dass er seinen Film nun so gestalten musste, dass er zu einem unbestimmten Zeitpunkt spielt, weswegen keine Cameos von bekannten Figuren mehr möglich waren, da man damit den Film zu genau verortet hätte.
So sind auch am Ende nur noch kleine Hinweise auf das „X-Men“-Universum zu finden: ein deutlicher Bezug zu „Logan – The Wolverine“, aus dem sogar eine Szene übernommen wurde, und vor allem mehrere Andeutungen, dass die Teenager glauben, dass Professor X hinter der Schule steckt.
Oder doch eine folternde Heldin?
Doch es gibt auch Widerspruch zur Erklärung des Filmemachers. Dem Magazin Vulture verriet eine Quelle aus dem Umfeld der Produktion, dass die eigentliche Rolle von Storm das größere Problem gewesen sei, denn wie Boone selbst erklärte, sollte sie den Part übernehmen, den Alice Braga nun innehat. Und wer „The New Mutants“ gesehen hat, weiß, dass dies keine sympathische Figur ist.
„Sie war eine sadistische Gefängnisaufseherin. Es fühlte sich an, als würden die Kinder gefoltert werden“, wird diese Quelle in Vulture zitiert und erklärt die deutlichen Probleme von Fox: Wenn der Eindruck entstehe, dass die X-Men die jungen Mutanten gefangen halten, dürfte es sehr problematisch sein, sie in anderen Filmen wieder als Helden zu verkaufen.
Storm habe daher keinen Sinn ergeben und daher musste auch Professor X gestrichen werden.
Eine Mischung an Gründen
Allerdings hat das Branchenmagazin Entertainment Weekly mittlerweile auch eine frühe Fassung des Drehbuchs aus dem Jahr 2015 erhalten, die eher Boones Argumentation zu stützen scheint: Diese Version von „The New Mutants“ spielt drei Jahre nach den Ereignissen im bereits angesprochenen „X-Men: Apocalypse“, wo Storm die junge Mutantin Dani als Überlebende eines mysteriösen Zwischenfalls in ihrem Reservat findet und sich um sie kümmert. Von Professor X wird Storm dann damit beauftragt, junge Mutanten in einem neuen verlassen Krankenhaus zu versorgen – allerdings auf gute Weise und nicht wie die von Alice Braga gespielte Dr. Reyes.
Einen Grund für diese Widersprüche gibt es auch: „The New Mutants“ durchlief unglaublich viele Drehbuchphasen mit wohl mehr als einem Dutzend verschiedener Autoren. Das Entertainment Weekly vorliegende Skript war die ursprüngliche Idee. Später verschob sich der Fokus mehr in Richtung Horror, entwickelte sich die Storm/Reyes-Rolle mehr weg vom Pflegerin- hin zum Gefängniswärterin-Aspekt.
Und auch Fox hat so wohl nicht aus einem einzigen Grund den Stecker bei den ursprünglichen Plänen gezogen. Das Studio nahm irgendwann von der 80er-Idee Abstand, wollte aber auch nicht etablierte Helden mit negativen Handlungen in Verbindung bringen. Und so mussten Professor X und Storm (und u. a. der übrigens auch ursprünglich eingeplante Beast weichen). Denn dass es dieses Verbot dann gab, darin stimmen alle Quellen und Boone selbst bei der Nacherzählung der turbulenten Produktionsphase überein.
"The New Mutants" im Podcast Leinwandliebe
Noch mehr über die problematische Produktion des ungewöhnlichen Mutanten-Dramas gibt es übrigens in unserem Podcast Leinwandliebe, in dem es natürlich auch ausführlich um die Stärken und Schwächen des Films geht:
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