Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurden Charles Xavier alias Professor X und Erik Lehnsherr alias Magneto von den unterschiedlichsten Darstellern gespielt bzw. gesprochen – vor allem aber natürlich von James McAvoy und Patrick Stewart sowie von Michael Fassbender und Ian McKellen. Und ausgenommen Christopher Judge, der Magneto in der animierten Serie „X-Men Evolution – Die Mutanten“ synchronisierte, hatten sie alle eines gemeinsam: sie sind weiß.
Das könnte sich allerdings schon bald ändern. Wie die Kollegen von Full Circle nun berichten, sollen Kevin Feige und Marvel nämlich in Betracht ziehen, die Rollen für das Marvel Cinematic Universe erstmals mit dunkelhäutigen Schauspielern zu besetzen. Ein schwarzer Magneto und ein schwarzer Professor X? Das klingt im ersten Moment irgendwie unvorstellbar, ergibt bei genauerer Betrachtung aber durchaus Sinn. Außerdem hat sich Kevin Feige schon in der Vergangenheit über eine in Zukunft steigende Diversifikation im MCU geäußert...
Die Symbolik hinter den X-Men
Man könnte ja meinen, dass man die immer nur von Weißen verkörperten Charles Xavier und Erik Lehnsherr nicht derart gegen ihr „Originalbild“ besetzen könnte und das Ganze bloß wieder ein vermeintlich krampfhafter Versuch wäre, Inklusion und Diversifikation auf Biegen und Brechen in Hollywood durchzuboxen. Blickt man allerdings zurück auf die Motive, aus denen heraus die X-Men überhaupt erst entstanden sind, wäre eine derartige Neuerung nicht nur ein nachvollziehbarer Schritt, sondern fast eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln sowie eine Verneigung vor X-Men-Schöpfer Stan Lee und all jenen, die die X-Men-Comics im Laufe der Zeit prägten und dabei auch immer stärker auf aktuelle Sozialkritik setzten.
Denn Lee führte die Mutanten 1963 gemeinsam mit Jack Kirby ein, um auf die großen gesellschaftlichen Missstände zu jener Zeit hinzuweisen. Die Dämonisierung einer Gruppe von Individuen, die vom vermeintlich besseren „Rest“ der Gesellschaft an den Pranger gestellt wird, war in den USA zu der Zeit von Bürgerrechtskämpfern wie Malcolm X und Martin Luther King besonders stark. Daraus entstand später durch Mitwirken von Autoren wie Chris Claremont überhaupt auch erst das Konzept der X-Men als Parabel für marginalisierte Bevölkerungsgruppen, wie sie viele Fans der Vorlage heute kennen. Eben jene Rollen nun dieser Intention entsprechend zu besetzen, wäre zweifelsohne eine starke Geste, die soweit auch durchaus Sinn ergeben würde. Ganz so einfach ist das allerdings nicht…
Im MCU: Bekommt Magneto dann eine neue Geschichte?
Sollte an den Gerüchten wirklich etwas dran sein und letzten Endes auch tatsächlich schwarze Darsteller gecastet werden, stellt sich nämlich die Frage nach der Neuausrichtung der beiden Figuren. Gerade Magnetos Geschichte dürfte die Macher wohl vor Herausforderungen stellen: Denn der heißt eigentlich ja Max Eisenhardt und wurde als deutscher Jude während des Zweiten Weltkriegs einst in ein polnisches Konzentrationslager verschleppt. Außerdem ist da auch noch die Zeitlinie, die – wenn man das Element der Zeitreisen mal außen vor lässt – nur den Auftritt eines uralten Magneto ermöglichen würde. Wie könnte dieser bloß ins fetzige, immer lustigere MCU passen?
Eine Möglichkeit (neben einem greisen Mutanten-Anführer) wäre natürlich ein Nachfolger, eine modernere und vor allem jüngere Neuinterpretation – etwa mit Giancarlo Esposito und dem Völkermord in Ruanda aus den 1990er Jahren, anstelle des Holocausts. Gerade in Anbetracht der tragischen Lebensgeschichte des später als Erik Lehnsherr bekannten Mutanten stellt sich allerdings die Frage, ob man das Original wirklich derart stark verfälschen bzw. in eine neue Richtung lenken will...
Bevor es soweit ist, heißt es aber ohnehin erst einmal warten auf „New Mutants“. Das von Krisen gebeutelte Spin-off soll nach mehreren Verschiebungen nun endlich am 2. April 2020 in die Kinos kommen. Mit einer Integration der X-Men ins MCU ist vor der 2022 startenden Phase 5 wohl nicht zu rechnen.
Völlig losgelöst von den "X-Men"-Filmen: Das haben Disney und Marvel jetzt mit "New Mutants" vor