+++ Meinung +++
Es hilft, als Filmfan nicht immer nur ehrfürchtig von Klassikern zu reden, die jeder gesehen habe müsse, sondern sich die Dinger auch gelegentlich mal wieder oder zum ersten Mal anzuschauen. Im besten Fall wird man dann erneut verzaubert, so wie ich kürzlich bei „Bambi“ (1942) und „Das Dschungelbuch“ (1967) – und im schlechtesten Fall daran erinnert, dass manche Schwärmerei vor allem Nostalgie-getrieben zu sein scheint.
„Robin Hood“, die Disney-Zeichentrickversion der berühmten Diebesgeschichte, ist bei Zuschauern nach wie vor sehr beliebt, wenn man sich auf Bewertungsportalen im Internet umsieht. Für mich aber verliert „Robin Hood“ den Vergleich mit anderen Disneyfilmen um Längen. Typische Disney-Elemente, die andernorts begeistern, sind hier nur als Hüllen vorhanden.
Worum zur Hölle geht es eigentlich?
In guten Disney-Zeichentrickfilmen werden die Hauptfiguren mit einem großen, schicksalhaften Problem konfrontiert, das es zu überwinden gilt: Schneewittchen etwa hat eine neidische Stiefmutter, die ihr nach dem Leben trachtet.
Und Mogli muss sich damit auseinandersetzen, seine geliebte Dschungelheimat zu verlassen (und als Zuschauer war ich hin- und hergerissen, ob ich mich auf die Seite des vernünftigen Panthers Baghira oder auf die Seite des sorglosen Balu schlagen soll, der Mogli im Dschungel behalten und mit ihm Bananen futtern will).
Ich habe keine Ahnung, worum es in „Robin Hood“ geht. Damit meine ich nicht den Umstand, dass der Dieb und seine Diebes-Kumpanen und überhaupt alle aus irgendeinem Grund sprechende Tiere sind (vielleicht damit Regisseur Wolfgang Reitherman, der ein paar Jahre zuvor das grandiose „Dschungelbuch“ inszenierte, zwei Figuren unterbringen konnte, die offensichtlich an Balu und Kaa erinnern). Das Problem ist: „Robin Hood“ ist im Grunde völlig problemfrei.
Der Antagonist Prinz John wird gleich zu Beginn von Robin und Little John (= Balu) ausgetrickst und damit als Lappen bloßgestellt. Anschließend wackelt eine Gruppe Kinder durch die Szenen, Robin trickst Prinz John erneut aus (diesmal bei einem Bogenturnier) und befreit wenig später Bruder Tuck sowie andere Gefangene – was nicht so ganz läuft, wie geplant, aber dafür taucht der absente König Richard plötzlich wieder auf und sorgt für Ruhe im Karton.
Ach so, und Robin muss seine geliebte Marian heiraten, aber auch dieses Problem existiert nur auf dem Papier. Nichts in diesem Film wirkt, als sei es wirklich schwierig – und leider hat mir auch nichts Spaß gemacht.
Soll das lustig sein?
Gut, dann geht’s halt in „Robin Hood“ nicht schicksalsträchtig zu, dann ist das Ganze eben das locker-luftige Abenteuer eines schlauen, gerissenen Typen. Aber der Disney-Robin ist leider kein Aladdin. Zwar sind beide pfiffige Diebe, die sich mit den Mächtigen anlegen, doch nur mit Aladdin hatte ich Spaß. Dessen drolliges Äffchen Abu und natürlich der Verwandlungskünstler Dschinni sorgen für Stimmung.
Bei „Robin Hood“ gibt’s eine Schildkröte namens Toby, über die ich glaube ich ein Mal gelacht habe. Ach so, und ich fange jetzt gar nicht mehr damit an, die Songs zu vergleichen.
Mieser Wald
Bei meinem Disney-Rewatch ist mir aufgefallen, wie unterschiedlich und unterschiedlich schön die Wälder in den Filmen dargestellt werden. Der Wald von „Bambi“ ist eher skizzenhaft und verschwommen gemalt, er wirkt damit dicht und endlos. Der Wald von „Schneewittchen“ gefällt mit seinen üppigen Details, ob Pilzen oder Blumen (und wird in einer Horror-Sequenz zur Geisterbahn!).
Der Wald von „Robin Hood“ aber ist nichts als platter Hintergrund – und dass in einer Geschichte über Figuren, für die der Wald Rückzugsort und Heimat sein sollte.
Ihr könnt euch also denken, wie ich über diese Nachricht denke:
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