In „The Raid“ prügelt sich der noch unerfahrene Cop Rama (Iko Uwais) durch ein Hochhaus, um einen dort thronenden Gangsterboss zu stellen, in „The Raid 2“ geht er für zwei Jahre in den Knast, um dann undercover in einer Gangster-Organisation die Fäuste fliegen zu lassen. Mit beiden Filmen setzten Regisseur Gareth Evans und sein Cast Ausrufezeichen im modernen Actionkino.
Die meisten Actionfans dürften „The Raid“ und „The Raid 2“ schon mehrfach hoch und runter geschaut haben. Wer die beiden Highlights, die mit ihrer Inszenierung von körperlichen Auseinandersetzungen viele nachkommende Filme bis hin zum aktuellen Netflix-Hit „Tyler Rake: Extraction“ geprägt haben, noch nicht kennt, hat aktuell bei Amazon Prime Video die Möglichkeit, sie ganz spontan und direkt zu streamen. Dort sind „The Raid“* und „The Raid 2“* nämlich sogar im Abo enthalten.
The RaidEigentlich sollte „The Raid 3“ folgen, doch auch sechs Jahre nach „The Raid 2“ ist der Trilogie-Abschluss nicht nur nicht in Sicht, sondern wird voraussichtlich nie kommen. Dabei hat Gareth Evans eine komplette Story für einen dritten Teil erdacht. Wir wollen euch diese in Ansätzen vorstellen und verraten euch, warum der dritte Teil wohl nicht kommen wird.
Die Story von "The Raid 3" – fast ohne Rama
Im Mittelpunkt von „The Raid 3“ sollte nicht (!) mehr Rama stehen. Evans erklärte dazu, dass es einfach absolut keinen Grund gebe, warum dieser noch einmal sein Leben riskiere und seine Familie hinter sich lasse. Daher hatte er sich ein anderes Konzept überlegt.
„The Raid 3“ hätte am Ende von „The Raid 2“ angeknüpft, als wir Rama im Gespräch mit Mafioso Keiichi Goto (Ryuhei Matsuda) sehen und der bisherige Held klar macht, dass er fertig ist und dann mit einem Polizisten von dannen fährt. Das wäre Ramas einziger Auftritt im Film gewesen.
The Raid 2Das Geschehen wäre nämlich bei der japanischen Goto-Gang verharrt, die ein bisschen ratlos zurückbleibt. Alle sind tot, es gibt niemanden mehr zu töten. Also fahren sie davon, als plötzlich aus dem Nichts ein anderes Auto auftaucht und einen Crash verursacht, den nur Goto Senior (Kenichi Endō), sein bereits angesprochener Sohn Keiichi und Gotos rechte Hand Ryuichi (Kazuki Kitamura) überleben. Dann sollten die Credits einsetzen und der Filmtitel „The Raid 3“ erscheinen.
Nach dem Vorspann gibt es in Evans’ Plan erst einmal einen Zeitsprung zurück, kurz nach dem Meeting in „The Raid 2“, wo Goto seinem vermeintlichen Vertrauten Ryuichi das Töten aller korrupten Polizisten und Politiker auf ihrer Lohnliste befiehlt. Doch wie wir nun sehen, rief Ryuichi danach die Top-Bosse in Tokio an, die erkennen, dass Goto zum Problem geworden ist und Leute schicken wollen, um das zu regeln. Ryuichi bekommt zugesichert, dass er zum neuen lokalen Boss aufsteigen wird. Der Autounfall war die Attacke des Killer-Squads aus Tokio.
Goto erkennt, dass er sich verstecken muss, und taucht im Dschungel von West-Java bei einer alten Bekannten unter – gespielt von der indonesischen Schauspiellegende und UNESCO-Botschafterin Christine Hakim („Eat, Pray, Love“, „Merantau“), die eine alte Mafia-Patin verkörpern sollte, die in ihrem Dschungel-Versteck Killer trainiert und eine Vergangenheit mit Goto hat.
Doch das japanische Killer-Squad ist ihnen auf den Fersen und dringt in den Dschungel ein – wo die Großstadtverbrecher aber natürlich gegen die ausgebildeten Dschungelmörder auf verlorenem Posten stehen. Die sich dabei entwickelnde Jagd vergleicht Evans mit dem Geschehen im Hollywood-Klassiker „Predator“.
Ganz hatte er den Film noch nicht ausgearbeitet, doch ihm war klar, dass irgendwann in den Dschungelkämpfen auch Gotos Sohn getötet worden wäre und der Senior erkannt hätte, dass ausgerechnet sein Vertrauter Ryuichi der Verräter ist. Der wäre dann in einem wohl ziemlich brutalen Stammesritual bestraft worden (Zitat Evans: „gnarly tribal way“), bevor sich Goto und seine neue indonesische Dschungel-Killer-Gang auf nach Tokio gemacht hätten, um dort im großen Showdown mit den Yakuza aufzuräumen.
Gareth Evans hat kein Interesse mehr an "The Raid 3"
So ausführlich erklären konnte der Filmemacher die Story übrigens im Podcast des britischen Filmmagazins Empire, wo er nicht nur darauf verwies, dass ihm trotz der vielen Konfrontationen eine knackige Laufzeit von maximal 95 Minuten vorschwebte, sondern auch enthüllte, dass er alles verraten kann, weil der Film nie kommen wird.
Der Grund: Über die Jahre und die Beschäftigung mit anderen Projekten hat er das Interesse an seinem Trilogie-Abschluss verloren. Nach dem unglaublich aufwendigen „The Raid 2“, bei dem allein die Post-Produktion 18 Monate dauerte, musste er nach eigener Aussage erst einmal was anderes tun. Doch sein damals geplantes nächstes Projekt (ein amerikanischer Gangsterfilm namens „Blister“) ließ sich nicht realisieren und wurde abgebrochen. Also musste er mit einem anderen neuen Projekt wieder ansetzen.
So machte er stattdessen den Netflix-Film „Apostle“ – und ehe er sich’s versah, seien fünf Jahre seit „The Raid 2“ vergangen – und er war aus dem Thema raus: „Ich konnte mich selbst nicht mehr sehen, als jemand, der zurückgeht und nun ‚The Raid 3‘ macht. Mein Interesse hat sich zu anderen Sachen verschoben. Du arbeitest mit anderen Menschen, du triffst andere Menschen und du willst wieder mit ihnen arbeiten. Und du willst verschiedene Dinge ausprobieren.“
Stichwort „verschiedene Dinge“: So hat Evans nun auch eine Serie gemacht: „Gangs Of London“ ist seit vergangener Woche in den USA und Großbritannien verfügbar und soll via Sky auch nach Deutschland kommen. Es ist eine der Storys, die laut Evans seine Aufmerksamkeit erregt haben und die er dann unbedingt als nächstes machen wollte – was dazu beigetragen hat, dass uns „The Raid 3“ verwehrt bleibt.
"The Raid"-Regisseur legt knallhart und brutal nach: Erster Trailer zu "Gangs Of London"*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.