Beinahe 40 Jahre, nachdem Stanley Kubrick mit „Shining“ den für uns besten Horrorfilm aller Zeiten in die Kinos brachte, wird die Geschichte in „Doctor Sleeps Erwachen“ weitererzählt. Der Sequel-Roman „Doctor Sleep“ von Stephen King, der dem am 21. November in Deutschland angelaufenen Kinofilm zugrunde liegt, erschien 2013 – und für Studio Warner Bros. war schnell klar, dass dieser auf die große Leinwand gehört.
Regie führte Horror-Spezialist Mike Flanagan („Spuk in Hill House“), Ewan McGregor schlüpfte in die Rolle von Danny Torrance, dem kleinen Jungen aus „Shining“. An seiner Seite ist Newcomerin Kyliegh Curran als eigentliche Hauptdarstellerin Abra Stone zu sehen, Gegenspielerin des Duos ist Rebecca Ferguson („Mission: Impossible – Fallout“) als Rose the Hat.
Wir durften die drei Hauptdarsteller vor kurzem in Los Angeles zum Interview treffen, wo sie uns einige spannende Details zum Film und zur Arbeit daran verrieten.
Ewan McGregor weckte den Jack Nicholson in sich
Ewan McGregor, der für eine Disney+-Serie bald wieder das Lichtschwert von Obi-Wan Kenobi in die Hand nehmen wird, über dieses Projekt aber noch nichts sagen durfte, fragten wir unter anderem nach seiner Vorbereitung auf die Rolle als Danny Torrance. Ob er sich die legendäre Performance von Jack Nicholson in „Shining“ als Vorbild genommen habe – schließlich spielt er in „Doctor Sleep“, der ganz bewusst und offensichtlich eine Fortsetzung von Kubricks Film ist – dessen Sohn.
„Ich musste mich wie sein Sohn fühlen. Wir tragen schließlich unsere Väter in uns – ich denke nicht, dass man als Mann etwas dagegen tun kann“, berichtet McGregor und erklärt dann, wie er sich vorbereitet hat: „Ich wollte mich also wie er anhören, denn ich glaube, dass wir alle ein wenig wie unsere Väter klingen. Deshalb habe ich sehr viel Zeit damit verbracht, ihn zu studieren und habe am Set viele Interviews und sowas von ihm angeschaut.“
Rebecca Ferguson: Keine Angst vor Vergleichen mit Nicholson
Während Ewan McGregor für seine Darstellung des erwachsenen Danny Torrance Jack Nicholson nacheiferte, weist Rebecca Ferguson den Vergleich mit ihm von sich – obwohl ihre Darbietung als Antagonistin Rose the Hat selbstverständlich mit der von Nicholson verglichen wird, tritt sie doch in die riesigen Fußstapfen von einem der besten Horrorfilm-Bösewichte aller Zeiten.
„Man kann mich gar nicht mit Jack Nicholson vergleichen“, antwortet die Schwedin vehement auf unsere Frage, ob sie Angst vor einer solchen Gegenüberstellung gehabt habe. „Wir sind zwei völlig verschiedene Charaktere. Bei ihm lag die Brillanz im sich nach und nach steigernden Wahnsinn. In der Sucht, dem Schmerz, dem Leid, der Trauer. Es ist eine sehr humane Verbindung, die wir zu Jack Torrance spüren, während meine Figur 700 Jahre alt, halb unsterblich und ein übernatürliches Element im Film ist. Auch wenn sie durch die Filme verbunden sind, sind sie komplett unterschiedliche Figuren“, begründet Ferguson ihre Aussage.
Das Liebenswürdige an Rose the Hat
Ferguson, die in den vergangenen Jahren vor allem durch ihre Rolle als Ilsa Faust in den letzten beiden „Mission: Impossible“-Filmen international große Bekanntheit erlangte, ist in „Doctor Sleep“ nach „Wenn du König wärst“ und „Men In Black: International“ bereits zum dritten Mal in diesem Jahr auf der Kinoleinwand zu sehen – und in allen drei Filmen spielte sie Bösewichte.
Dies sei aber keineswegs eine bewusste Entscheidung gewesen. „Ja, ich dachte, es sei nun an der Zeit, mich der dunklen Seite zuzuwenden“, scherzt Ferguson zunächst, nennt dann aber den wahren Grund, warum sie nun dreimal hintereinander die Schurkin gab: „Nein, nein. Diese Rollen kamen aus verschiedensten Gründen auf den Tisch. Aber es geht auch nicht darum, Spaß am Bösewicht sein zu haben. Vielmehr geht es für mich darum, die gegenteiligen Reize darin zu finden. Der Schurke muss auch ein paar schöne und liebeswürdige Seiten haben. Das macht ihn menschlich. Das pure Böse wird schnell langweilig.“
Welche liebenswürdigen Seiten es denn an Rose the Hat gäbe, fragten wir Ferguson anschließend. „Sie ist wie du und ich, sie liebt ihre Familie“, antwortete die 36-Jährige darauf. „Sie wird geliebt, sie sorgt sich, sie füttert und sie bricht zusammen, wenn jemand stirbt, den sie liebt. Menschliche Wesen sieht sie nicht als etwas, zu dem man eine emotionale Beziehung haben muss, denn sie sind nur Nahrung. Genauso wie es bei vielen von uns ist, wenn wir Fleisch essen.“
Kyliegh Curran: Die große Entdeckung von "Doctor Sleep"
Während Ewan McGregor und Rebecca Ferguson bereits große Namen in Hollywood sind, könnte „Doctor Sleeps Erwachen“ für die eigentliche Hauptdarstellerin den Durchbruch in der Traumfabrik bedeuten: Kyliegh Curran, die ihre erste große Filmrolle spielt und eine starke Leistung abliefert.
Auch sie durften wir zum Interview treffen und fragten sie dabei unter anderem, was ihre Pläne für die nächsten Jahre sind. Dabei gab die aufgeweckte 14-Jährige recht überraschende Antworten: „Ich hoffe, dass ich in noch mehr Horrorfilmen mitspielen kann […] Ich möchte eine wirklich psychopathische Figur spielen, das wäre so cool und herausfordernd! Und ich möchte unbedingt mit Jordan Peele [Regisseur von ‚Get Out‘ und ‚Wir‘, Anm. d. Red.] und Lupita Nyong’o arbeiten.“
Wir drücken Kyliegh Curran auf jeden Fall die Daumen, dass das klappt – als nächstes wird sie aber erst einmal eine Hauptrolle in einer Disney+-Serie namens „Sulphur Springs“ spielen, die ab 2020 gedreht wird. Curran beschreibt sie als „übernatürliche Mystery-Serie, die ganz untypisch für Disney ist“.
„Doctor Sleeps Erwachen“ läuft seit dem 21. November 2019 in den deutschen Kinos.