Wenn Release-Termine von Filmen sich verschieben, kann das viele Gründe haben. Der schlimmste ist, dass das Produkt hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist und mehr Zeit benötigt wird, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Da wir keinen Grund haben, bei Denis Villeneuves („Blade Runner 2049“) „Dune“ qualitative Schwächen zu befürchten, vermuten wir eher andere Motive dahinter.
Die Verschiebung vom 20. November auf den 18. Dezember 2020, von der u. a. Collider berichtet, kann natürlich auch erst mal nur heißen, dass man das Weihnachtsgeschäft stärker mitnehmen will. Doch wäre es schon eigenartig, wenn Warner Bros. diese Entscheidung jetzt erst trifft. Immerhin gehört die punktgenaue Planung der Starttermine zum Grundhandwerk eines Major Studios.
Warum ein Cinematic Universe um "Dune" wahrscheinlich ist…
Viel logischer scheint uns da die Möglichkeit, dass der Film nicht etwa aus qualitativen Gründen nachträglich verändert werden muss, sondern um ihn für ein anvisiertes „Dune“-Cinematic-Universe anzupassen. Schließlich wurde erst kürzlich angekündigt, dass für den hauseigenen Streaming-Dienst von Warner Bros. eine Serie rund um die Schwesternschaft der Bene Gesserit in der Mache ist. Und bei dem fast schon garantiert zu erwartenden Erfolg von Villeneuves zweiteiligem Sci-Fi-Epos „Dune“ gäbe es keinerlei Anlass, zu glauben, dass Warner diese Chance verstreichen lässt. Groß genug ist das Dune-Universum allemal – neben Frank Herberts berühmten sechs Romanen über den Wüstenplaneten erweiterten sein Sohn Brian Herbert und der Autor Kevin J. Anderson das komplexe Erzähluniversum um etliche weitere Bücher.
… und warum es im Kampf gegen Marvel und "Star Wars" gebraucht wird
Warner benötigt dringend ein so starkes neues Franchise in seinem Streaming-Portfolio. Der Streaming-Dienst, der HBO Max heißen soll, tritt als direkter Konkurrent von Disney+ den Wettlauf um die Gunst der Zuschauer an, wird mit seinen Kosten von 15 US-Dollar im Monat aber mehr als doppelt so teuer sein wie der Disney-Wettbewerber, der mit 6,99 US-Dollar zur Buche schlagen soll. Disney schickt prestigeträchtige Zugpferde wie das „Star Wars“-Franchise und natürlich das Marvel Cinematic Universe in das Rennen und produziert für beide Marken fleißig Serien. Zwar hat natürlich auch Warner einige vielversprechende Serien in Produktion, doch ein Mega-Franchise mit den Dimensionen der genannten Marken fehlt noch. Es ist daher naheliegend, dass Warner bemüht ist, ein Cinematic Universe rund um „Dune“ zu begründen, um der starken Konkurrenz die Stirn bieten zu können. Und was könnte ein besserer Grundstein dafür sein als ein Film von Denis Villeneuve?
Quentin Tarantino auf Netflix: Die 4-stündige Fassung von "Once Upon A Time... In Hollywood" soll Miniserie werden