Der einzige Schauspieler, der jemals für eine Rolle in einem Superhelden-Film bei den Oscars ins Rennen ging, ist Heath Ledger. 2008 wurde er für „The Dark Knight“ posthum als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Doch wenn es nach Joe und Anthony Russo, den Regisseuren von „Avengers 4: Endgame“ ginge, würde sich das im kommenden Jahr auf jeden Fall ändern. Gegenüber The Washington Post betonte das Brüdergespann nämlich, dass es Robert Downey Jr. für seine Leistung im neuesten „Avengers“-Film mehr als verdient hätte, sich einen Goldjungen ins Regal stellen zu können. Bzw. eher für alles, was er in den elf Jahren seit „Iron Man“ geleistet hat.
„Was er in all diesen Filmen geleistet hat, ist atemberaubend. Wenn man sich nur anschaut, was er allein in den letzten vier Marvel-Filmen geleistet hat, ist das schon phänomenal. Er verdient einen Oscar vielleicht mehr als irgendwer sonst in den vergangenen 40 Jahren, weil er die Popkultur auf so eine besondere Art und Weise beeinflusst hat“, begründen die Russos ihre Meinung.
Und dass das MCU, dass ja 2008 von Robert Downey Jr. als Iron Man gestartet wurde, einen signifikanten Einfluss auf die aktuelle Popkultur hat, wird wohl niemand leugnen. Das zeigt auch der Hype um „Endgame“ gerade wieder mehr als deutlich, der in den kommenden Wochen sogar „Avatar“ als erfolgreichster Film aller Zeiten ablösen könnte. Aber ob der Academy der popkulturelle Einfluss als Grund reicht, Robert Downey Jr. einen Oscar zu verleihen? Ganz undenkbar ist es nicht, schließlich gewannen schon des Öfteren Filmemacher und Schauspieler, weil eine Auszeichnung ganz einfach überfällig war (Leonardo DiCaprio für „The Revenant“, Martin Scorsese für „The Departed“).
Kritik an der Academy
Die Russo-Brüder sind aber ohnehin der Meinung, dass Blockbuster bei den Academy Awards noch mehr gewürdigt werden sollten – auch wenn mit „Black Panther“ dieses Jahr ein Marvel-Film zu den großen Gewinnern der Verleihung zählte (sieben Nominierungen, drei Oscars):
„Wenn man auf Oscar-Gewinner der Vergangenheit zurückblickt, etwa ‚Ben Hur‘, ‚West Side Story‘, ‚My Fair Lady‘, ‚The Sound Of Music‘, ‚Der Pate‘, ‚Der Pate 2‘, ‚Der Clou‘, ‚Rocky‘, dann reden wir über einige der populärsten Filme aller Zeiten. Es fühlt sich derzeit einfach so an, als gäbe es eine Voreingenommenheit gegenüber dem populären Kino. Und das ist irgendwie traurig.“
Ob Robert Downey Jr. tatsächlich die Chance auf einen Academy Award erhält, werden wir erst Anfang 2020 erfahren, wenn die Nominierungen bekanntgegeben werden. Disney und Marvel werden aber sicher alles tun, um ihn und „Avengers: Endgame“ für die Award-Saison in Stellung zu bringen – wie sie es auch bei „Black Panther“ taten, was ja schließlich Früchte trug.
Die erste Nominierung wäre es übrigens nicht für den 54-Jährigen: 2010 ging er für „Tropic Thunder“ als Bester Nebendarsteller ins Rennen, musste aber Christoph Waltz („Inglourious Basterds“) den Vortritt lassen. Und schon 1993 verlor er als Hauptdarsteller von „Chaplin“ gegen Al Pacino. Dessen Auszeichnung für „Der Duft der Frauen“ gilt ebenfalls als eine, die eigentlich für Leistungen in der Vergangenheit (er war zuvor schon sechsmal nominiert) vergeben wurde. Sollte Robert Downey Jr. 2020 für seine Arbeit am MCU prämiert werden, würde sich also gewissermaßen ein Kreis schließen…
„Avengers 4: Endgame“ läuft derzeit deutschlandweit in den Kinos.