+++ MEINUNG +++
Mit hat „Captain Marvel“ richtig gut gefallen, so wie mir bislang eigentlich fast alle MCU-Filme richtig gut gefallen haben. Doch in den letzten drei bis vier Jahren hat sich bei Marvel ein kleines Problem eingeschlichen: Zwischen all den großen Mega-Eventfilmen, zwischen „Avengers: Age Of Ultron“, „Civil War“, „Avengers: Infinity War“ und „Avengers: Endgame“ gehen die etwas kleineren MCU-Filme irgendwie komplett unter.
Das soll natürlich nicht heißen, dass diese Filme nicht erfolgreich sein können. „Captain Marvel“ etwa hat gerade erst den nächsten Meilenstein erreicht und eine Milliarde Dollar an den weltweiten Kinokassen eingespielt. Aber bei mir persönlich war die Vorfreude auf „Ant-Man“, „Doctor Strange“, „Black Panther“, „Ant-Man And The Wasp“ oder eben „Captain Marvel“ viel geringer, als die auf „Civil War“ oder „Infinity War“ – und ich glaube einem großen Teil der Filmfan-Gemeinde ging es ebenso.
Das Avengers-Problem
Eigentlich wartet man beim MCU nämlich immer noch nur auf das nächste große Event und nimmt die Filme dazwischen als notwendiges Übel in Kauf – irgendwie müssen ja neue Figuren eingeführt und bekannte Helden weiterentwickelt werden. Wie gesagt: „Ant-Man“, „Captain Marvel“ & Co. sind natürlich keine schlechten Filme und haben mir im Kino auch jede Menge Spaß gemacht – doch anders als bei „Infinity War“ oder „Endgame“ sind sie eben auch schnell wieder vergessen.
Nach dem großen Finale der sogenannten Infinity-Saga wird es also dringend Zeit, dass Marvel mal wieder einen Gang zurückschaltet und erstmal ein paar kleinere Filme herausbringt, um die Dinge mal wieder ins rechte Licht zu rücken – und das sage sogar ich als großer „Infinity War“-Fan, der „Endgame“ gar nicht erwarten kann. Denn wahrscheinlich würde sogar „Iron Man“, der 2008 immerhin das ganze MCU einläutete, nur als nettes Appetithäppchen für zwischendurch wahrgenommen werden, wenn er heute zwischen „Avengers 3“ und „Avengers 4“ in die Kinos käme. Und das ist doch irgendwie unfair gegenüber den Schauspielern und Filmemachern von kommenden Titeln wie „Black Widow“, „The Eternals“ oder „Doctor Strange 2“.
Mehr Abwechslung
Es muss ja auch gar nicht immer nur Spektakel sein: Mir hat der lange, ruhige Mittelteil von „Captain Marvel“ auf der Farm von Maria Rambeau (Lashana Lynch) beispielsweise sehr gut gefallen, der teilweise fast wie aus einem Familiendrama ohne Superhelden wirkte. Und aktuell zeigt „Shazam!“ weltweit in den Kinos, was für eine wohlige Abwechslung es sein kann, wenn ein Superheldenfilm aus der Höher-Schneller-Weiter-Spirale aussteigt und eine relativ kleine Geschichte um einen Waisenjungen, seine Pflegefamilie und seine Superkräfte erzählt.
Davon darf es in den nächsten Jahren ruhig noch etwas mehr geben. Und vor allem dürfen diese kleineren Filme wieder mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken – anstatt, dass sich alle nur immer neue Theorien zu „Endgame“ & Co. ausdenken und jedes Informationshäppchen unter die Lupe nehmen.
Die Steigerungsspirale
Hinzu kommt auch: Marvel kann sich ganz einfach nicht mehr von Film zu Film steigern. Die Gefahr für die Helden und das ganze Universum ist in „Endgame“ so groß wie nie, es steht alles auf dem Spiel – das kann auf Dauer nicht so weitergehen. Und apropos Helden: Satte 22 Figuren sind auf dem Poster zu „Infinity War“ zu sehen, im Film selbst sind sogar noch mehr beteiligt, und auch wenn die Russo-Brüder meiner Meinung nach fantastische Arbeit dabei geleistet haben, diese Masse von Figuren zu handhaben: Irgendwann werden es einfach zu viele.
Der Generationswechsel, der nach „Endgame“ wohl folgen wird, kommt also gerade zum richtigen Zeitpunkt. Ich bin mir sicher, dass die meisten der weggeschnipsten Figuren zurückkehren werden, doch gleichzeitig werden eben auch einige aus der alten Garde abtreten.
Ein Wunsch für die Zukunft
Bis wir wieder so beliebte MCU-Helden wie Iron Man (Robert Downey Jr.) und Captain America (Chris Evans) haben, wird es wohl eine Weile dauern. Doch das ist vielleicht gar nicht mal das schlechteste: So gerne ich die bisherigen „Avengers“-Filme (und „Civil War“) auch mochte, wegen mir dürfen ruhig ein paar Jahre bis zum nächsten Mega-MCU-Event vergehen, damit auch mal ein „Doctor Strange 2“ die verdiente Aufmerksamkeit bekommt und nicht nur als Schritt zum nächsten „Avengers“ wahrgenommen wird.
Vielleicht können sich Kevin Feige und die MCU-Macher ja an der sogenannten Phase Eins orientieren: Zwischen „Iron Man“ und dem allerersten „Avengers“ lagen damals nämlich immerhin vier Jahre.