Mit „Captain Marvel“ scheint der Comic-Schmiede Marvel ein solider Film gelungen zu sein - aber auch ein wirklich guter? Bei den ersten Stimmen stehen der Mehrheit, die den neuesten Comic-Blockbuster des Teams um Kevin Feige lobt, auch einige Kritiker gegenüber, denen der letzte Schliff am Film fehlt. Während Hauptdarstellerin Brie Larson weitestgehend positiv hervorgehoben wird, findet sich sehr oft die Kritik, dass sie aber zu wenig genutzt wird. Dass ihre Figur weite Strecken des Films unter Erinnerungsverlust leidet und keine Emotionen zeigen kann, schränke die Schauspielerin ein. Über den prominenten Feminismus-Aspekt gibt es dagegen unterschiedliche Sichtweisen. Während einige Kollegen „Captain Marvel“ dafür loben, wird an einer Stelle sogar kritisiert, dass dieses Element viel zu kurz komme.
Nachfolgend eine kleine Übersicht über ausgewählte Kritiken.
Aufregend oder banal?
Das große US-Branchenmagazin Variety gehört zu den Fans des Films. Gelobt wird unter anderem die finale große Actionszene, die 90er Nostalgie und auch der „aufregende“ Stil, den die Indie-Regisseure Anna Boden und Ryan Fleck mitgebracht haben. Sie loben auch die Überraschungen und bezeichnen den Marvel-Blockbuster als „schlauer“ als die DC-Konkurrenz von „Wonder Woman“. Eine Wertung gibt es traditionell nicht bei dem Branchenmagazin.
Das andere große US-Branchenmagazin, der Hollywood Reporter, kommt zu einem eher ernüchternden Ergebnis: „Der Film ist nicht wirklich langweilig, sondern einfach nur banal.“ Schuld daran sind laut dem Branchenblatt die „einfallslose Erzählung, billige Bösewichte, ein langweiliger visueller Style und der fehlende Elan in jedem Bereich.“ Eine Wertung gibt es auch bei diesem Branchenmagazin traditionell nicht.
Feministische Fabel oder zu wenig Feminismus?
Unsere geschätzte Kollegin Helen O’Hara vom britischen Empire Magazine lobt vor allem die „Buddy-Comedy“ rund um Nick Fury. Zudem sei „Captain Marvel“ als „feministische Fabel essentiell“. Der Film brauche eine Weile bis er in die Gänge kommt, doch wenn Carol Danvers loslegt, ist sie nicht zu stoppen. 4 von 5 Sternen gibt es bei den Kollegen.
Leicht überdurchschnittliche 3 von 5 Sternen gibt es derweil von den Kollegen von Time Out. Hier wird vor allem bemängelt, dass Brie Larson nicht genug zu tun bekommt. Ihre Figur sei nicht komplex genug. Der Feminismus-Aspekt komme viel zu kurz. Hier hat sich Kollege Joshua Rothkopf mehr gewünscht.
"Starship Troopers"-Vergleich oder generisches "Avengers"-Prequel?
Richtig begeistert sind die Kollegen von TheWrap, die einen sehr überraschenden Vergleich ziehen: mit Paul Verhoevens „Starship Troopers“, der seiner Zeit weit voraus war. Ihre Meinung nach sei „Captain Marvel“ die meiste Zeit „unterhaltsam und bewegend“. The Wrap vergibt keine Wertung in Zahlenform.
Enttäuscht zeigt sich derweil auch David Ehrlich von Indiewire. Am Ende springt mit einer C- eine durchschnittliche Wertung heraus. Der erste Akt wird als „fast komplett unzusammenhängend“ kritisiert. Auch er lobt zwar Brie Larson, doch auch diese könne das „generische ‚Avengers‘-Prequel nicht davor retten, zu den enttäuschendsten Marvel-Filmen zu gehören“.
Richard Roeper von der Chicago Sun-Times, gehört dagegen zu den Fans des Films: Es sei nicht der allerbeste Film, den Marvel je gemacht hat, „aber es ist definitiv einer der lustigsten und einer der süßesten“.
Positive Stimmen überwiegen
Auf der Kritikensammelseite Metacritic finden sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels bereits 25 verschiedene Kritiken. 17 davon werden als positiv eingestuft, 7 als gemischt, eine als negativ. Die Durchschnittswertung beläuft sich aktuell auf 69 von 100 Punkten.
Inzwischen haben übrigens auch wir den Film gesehen und bewertet - hier geht es zu unserer ausführlichen Filmbesprechung:
Captain Marvel