Wer „Aquaman“ gesehen hat, weiß: Der Film spielt zu großen Teilen unter Wasser, in den Sieben Königreichen von Atlantis. Bei den Dreharbeiten standen die Macher also vor der Herausforderung, eine ganz neue Welt in den Tiefen der Meere zu entwerfen. Doch vor allem mussten auch Action- und Dialogszenen gedreht werden, die komplett unter Wasser spielen. Und das ist schwierig, denn Wasser ist schlecht für Kostüme, Kameras und Darsteller. Als wir im Juli 2017 am „Aquaman“-Set zu Gast waren, haben wir dort erfahren, wie Regisseur James Wan & Co. diese Herausforderung bewältigten.
Die einfache Antwort auf die Frage, wie die Unterwasseraufnahmen von „Aquaman“ entstanden sind, lautet: Sie wurden ganz einfach nicht unter Wasser gedreht. Nur die Szenen, die am Meer oder über der Meeresoberfläche spielen, wurden tatsächlich in der Nähe von Wasser gedreht, die Unterwasserszenen jedoch sind komplett vor Greenscreen entstanden. Das sorgte für die paradoxe Situation, dass die Darsteller eigentlich nur dann trocken waren, wenn sie Unterwasserszenen gedreht haben, während sie ansonsten mit Wasser nassgespritzt wurden oder im Meer schwammen.
Die Stimmgabeln
Das wichtigste Werkzeug am „Aquaman“-Set waren die sogenannten Stimmgabeln (engl. „tuning forks“). Diese Technologie ist in der Filmindustrie zwar schon länger bekannt, doch bei „Aquaman“ dürfte sie erstmals so häufig zum Einsatz gekommen sein. Die Stimmgabeln bestehen im Prinzip aus einer langen Stange mit einer Art zweizackigen Gabeln am Ende, die dann an einem Gurt befestigt wird, den der Schauspieler trägt. Dadurch kann man die Darsteller so herumbewegen, als würden sie beinahe schwerelos unter Wasser hin und her driften oder sanft auf und ab treiben.
Und je nach Konstruktion lassen sich damit auch actionreiche Szenen realisieren. Für „Aquaman“ kombinierte die Crew etwa die Stimmgabeln mit mobilen Kamerawagen, die man aus Fernsehshows oder den sogenannten Single- Camera-Sitcoms kennt. Dadurch ließen sich die Darsteller dann nicht nur nach links und rechts oder oben und unten wippen, sondern auch herumbewegen, so als würden sie unter Wasser herumschwimmen.
Greenscreen-Badekappen
Doch die Bewegung der Darsteller ist nur ein Problem, das die „Aquaman“- Macher bewältigen mussten, um Unterwasserszenen zu simulieren. Ein anderes ist, dass sich unter Wasser natürlich auch Haare und Teile der Kleidung bewegen. Bei „Aquaman“ arbeitete die Kostüm- und Make-up-Abteilung daher eng mit den Effekt-Spezialisten zusammen, wie wir am Set erfuhren. Die Kostüme wurden also extra mit Ansatzpunkten versehen, wo die Animatoren später beispielsweise noch längere Flossen hinzufügen konnten.
Und die Darsteller trugen bei den Dreharbeiten für Unterwasserszenen zudem eine Art Greenscreen-Badekappe oder in die Haare eingearbeitete Markierungen. Die VFX-Leute animierten etwa Meras (Amber Heard) wogende rote Mähne dann später am Computer. Im Fall von Arthur Curry alias Aquaman (Jason Momoa) war außerdem teilweise eine Art Greenscreen-Bartattrappe notwendig, um dessen im Wasser treibenden Bart später am Computer animieren zu können. Ein Bild von den „Justice League“-Dreharbeiten, das Regisseur Zack Snyder bei Vero postete, liefert einen ziemlich guten Eindruck davon, wie das Ganze ausgesehen haben muss:
Und auch in dieser Featurette finden sich einige Eindrücke von den Dreharbeiten: