Wir treten durch ein chaotisches Gewühl aus Holzbalken, Kabeln und Kulissenrückwänden und sind auf einmal nicht mehr in Australien, sondern mitten in Italien. Fast könnte man meinen, bei unserem Weg zu dem gigantischen Set der sizilianischen Kleinstadt Erice seien wir durch ein magisches Portal geschritten und mit einmal auf einem anderen Kontinent gelandet. Verwinkelte Gassen führen zu einer zentralen Piazza, auf der gerade ein kunterbunter Markt stattfindet. Überall tummeln sich Statisten, die schon sehr, sehr italienisch aussehen: Nonnen im Habit verlassen gerade eine Kirche, Jugendliche in Fußballtrikots sitzen auf ihren Vespas und Männer mit dicken Super-Mario-Schnauzbärten fläzen sich in den kleinen Cafés auf ihren Stühlen.
Die Illusion wird erst gebrochen, als die vermeintlichen Südeuropäer in den Drehpausen plötzlich Englisch mit breitem australischen Akzent sprechen. Trotzdem ist es beeindruckend, was die zahlreichen Designer und Handwerker auf die Beine gestellt haben. An diesem Set findet dann auch unser Interview mit Jason Momoa statt (auf das ihr euch in den nächsten Tagen freuen könnt) und wir können Regisseur James Wan („Fast & Furious 7“) dabei beobachten, wie er Momoa und seine Leinwandpartnerin Amber Heard bei einer Szene auf dem Marktplatz dirigiert: Nachdem Heard als weltfremde Unterwasser-Prinzessin Mera bereits Rosen essen musste, bewundert sie nun eine kleine Truppe von Musikern, während um sie herum einige ältere Ehepaare zu tanzen beginnen.
Dieser Kurztrip nach Erice ist jedoch nur der Abschluss eines langen Tages in den weitläufigen Village Roadshow Studios, die für die Dreharbeiten der Mammut-Produktion „Aquaman“ vom produzierenden Studio Warner Bros. komplett in Beschlag genommen wurden. Als erstes treffen wir Produktionsdesigner Bill Brzeski, der uns zahllose Konzeptzeichnungen und Entwürfe zeigt, darunter ein Modell des Leuchtturms, in dem Aquamans Vater Tom Curry (Temuera Morrison) lebt. Dieser Leuchtturm wird damals in einer Fabrikhalle in Lebensgröße gebaut und dann später an der australischen Küste aufgestellt. Zudem führt uns Brzeski noch durch einige Sets, etwa das U-Boot von Bösewicht Black Manta oder die Schmiede, in dem der legendäre Dreizack des ersten Königs von Atlantis hergestellt wurde (zu beidem später mehr).
Kostümdesignern Kym Barrett gewährt uns ebenfalls Einblick in ihre umfangreiche Arbeit. Mindestens 500 verschiedene Kostüme haben sie und ihr Team in Handarbeit hergestellt – und die meisten davon sogar in mehreren Versionen: Eine Rüstung wird etwa einmal aus Metall (für die Nahaufnahmen), einmal aus Kunststoff (wenn die Schauspieler sich mehr bewegen müssen) und dann noch einmal speziell für die Stuntleute gefertigt. Die größte Schwierigkeit bei „Aquaman“ ist dabei, dass viel am Wasser gedreht wird, was die Kostüme natürlich aushalten müssen. Auch interessant: Die Kostümabteilung arbeitet bei „Aquaman“ eng mit der VFX-Abteilung zusammen, denn bei vielen Kostümen werden nachträglich noch Details wie Flossen per CGI ergänzt und die Haare werden sogar komplett digital animiert, um ihre Bewegung unter Wasser zu simulieren.
Im Workshop von Waffen-Koordinator Richard Mansfield werfen wir einen Blick auf die gut bestückte Waffenkammer des „Aquaman“-Sets und dürfen auch selbst mal einen der vielen verschiedenen Dreizacke halten – wobei im Film durchaus Erwähnung findet, was für eine unpraktische Waffe das eigentlich ist. Glücklicherweise gibt es aber auch noch andere Waffen, etwa aus Korallen gefertigte Schwerter oder sogenannte Hydro Pulse Rifles, die unter Wasser mit Wasser schießen (hört sich im ersten Moment albern an, haut aber offenbar ganz schön rein, wie uns versichert wird). Um es dem VFX-Team später etwas leichter zu machen, werden die Waffen übrigens per WLAN ferngesteuert, weshalb sie kurz aufleuchten, um einen Schuss zu simulieren.
Auf den nächsten Seiten verraten wir euch nicht nur viele weitere Details, die wir in den Village Roadshow Studios an diesem Tag in Erfahrung gebracht haben, sondern auch, warum wir uns nach dem Besuch des Sets noch mehr auf „Aquaman“ freuen als zuvor…