Seit dem 3. Oktober 2018 läuft „Venom“ in unseren Kinos und das mit vollem Erfolg. An den Kinokassen kann das „Spider-Man“-Spin-off jedenfalls kräftig absahnen, der Film selbst ist jedoch weniger gelungen. Längst nicht alle Fans zeigen sich dabei so enttäuscht wie wir in unserer FILMSTARTS-Kritik, dass sowohl Spider-Man als auch der ikonische Venom-Widersacher Carnage im Antiheldenfilm fehlen, dürfte aber den wenigsten gefallen haben. Während ein Auftritt von Tom Holland als Peter Parker ohnehin als unwahrscheinlich galt, schien das Mitwirken von Woody Harrelson als Gegenspieler Carnage schon deutlich sicherer.
Nach dem Bekanntwerden von Harrelsons Casting wurde sogar gemunkelt, dass er als Carnage der Haupt-Bösewicht des Films wird. Der eigentliche Carnage lässt sich jedoch keine Sekunde in „Venom“ blicken (stattdessen müssen wir mit Riot vorliebnehmen), sondern wird erst für eine mögliche Fortsetzung im Abspann angeteast. In einer Mid-Credit-Szene gibt sich der zuletzt für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ oscarnominierte Woody Harrelson die Ehre und tritt in Form des inhaftierten Serienkillers Cletus Kasady auf, der in den Comics mit einem Alien-Symbionten zum tödlichen Carnage verschmilzt. Davon sehen wir im „Venom“-Abspann aber noch nichts. Im Deutschen recht unbeholfen übersetzt kündigt Cletus lediglich plump gegenüber Eddie Brock (Tom Hardy) an: „Das gibt ein Gemetzel à la Carnage.“ (Autsch...)
"Venom" sollte ein Film über Venom werden
Warum aber blieb es bloß bei einer Abspannszene, welche marveltypisch Lust auf einen potentiellen Nachfolger machen soll? Warum kommt „Venom“ gänzlich ohne Carnage aus? Produzent Matt Tolmach verriet gegenüber Collider, dass eine Story mit der Figur für den Film letztendlich zu viel geworden wäre. „Du hast dann zwei Geschichten und damit stößt du an die Grenzen“, so Tolmach. „Wir dachten wirklich lange darüber nach. Es schränkte einfach zu sehr unsere Möglichkeiten ein, was wir mit Venom hätten machen können […] Also machten wir eine reine Origin-Story von Venom und führten dann Carnage ein. Das war unsere Idee von Anfang an.“
In „Venom“ sollte also der Fokus komplett auf dem Reporter Eddie Brock und seiner Verwandlung zu Venom liegen. Und tatsächlich nimmt sich der Film dafür sehr viel Zeit, während Gegenspieler Riot fast schon hinterhergeworfen wird. Carnage noch irgendwie in diese Geschichte zu integrieren, ist bei diesem Drehbuch jedenfalls wirklich kaum vorstellbar. In den Comics ist ein Ausgangspunkt für die Verwandlung von Cletus zudem, dass dieser mit Eddie eine Zelle im Gefängnis teilt. Am Ende von „Venom“ ist der Reporter aber weit davon entfernt, im Knast zu landen. Die Einführung von Carnage wäre damit so oder so schwierig geworden, auch wenn denkbar ist, dass Sony, wie schon beim Ursprung von Venom, die aus den Comics bekannte Geschichte massiv abändern würde.
Jedenfalls müssen wir uns noch etwas gedulden, bis wir Harrelson, der für „Venom“-Regisseur Ruben Fleischer auch schon in „Zombieland“ mitwirkte, als Carnage sehen dürfen. Der blutrote Symbiont ist nochmal ein gutes Stück aggressiver und bösartiger als Eddie Brocks Version und zeichnet sich speziell durch seine übernatürliche Geschwindigkeit aus. Sony wird den Fiesling dann wohl in „Venom 2“ von der Leine lassen oder in einem anderen der kommenden Spin-off-Filme im neuen hauseigenen, vom MCU losgelösten Marvel-Universum. Tom Hardy hat jedenfalls für zwei weitere Filme unterschrieben, genügend mögliche Aufeinandertreffen könnte es also noch geben, wenn „Venom“ tatsächlich fortgesetzt wird. Offiziell angekündigt wurde ein Sequel bislang jedoch noch nicht.