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    Netflix schadet Regisseuren: Helen Mirren attackiert den Streamingdienst

    Die Diskussion um die komplette Abwesenheit von Netflix-Filmen auf dem Festival in Cannes bewegt Hollywood aktuell wie kaum ein zweites Thema. Nun mischt sich auch Helen Mirren ein. Die Oscarpreisträgerin findet dabei harsche Worte.

    Netflix

    Schadet Netflix dem Kino oder fördert der Streamingdienst die Filmvielfalt? Viele Meinungen werden dazu vertreten und auch Oscarpreisträgerin Helen Mirren hat eine ganz klare Ansicht und lässt im Gespräch mit der Online-Zeitung iNews kein gutes Haar an Netflix.

    Obwohl sie zugibt, dass sie selbst auch mal Filme auf dem iPad schaut, ist sie überzeugt, dass Netflix den Regisseuren schadet. Als Beispiel führt sie ihren Ehemann Taylor Hackford („Ray“) an: Netflix „ist verheerend für Menschen wie meinen Mann, für Filmregisseure, denn diese wollen, dass ihre Filme im Kino von einer Gruppe von Leuten geschaut werden.“ Die Regisseure – und so dann natürlich auch die Zuschauer – werden um dieses Gemeinschaftserlebnis gebracht.

    Darum streiten sich Netflix und Cannes

    Doch das ist nicht der einzige Grund, warum sich Netflix aktuell mal wieder in der Kritik befindet. Auch der Streit um die Teilnahme an den Filmfestspielen in Cannes spielt dabei eine Rolle: 2017 war Netflix mit zwei Filmen – „The Meyerowitz Stories“ und „Okja“ – im Wettbewerb von Cannes vertreten. Dies brachte den Organisatoren des Filmfestivals heftige Kritik ein, da der Streamingdienst seine Filme in der Regel nicht im Kino zeigt, die Filmfestspiele von Cannes sich aber dem klassischen Kinoerlebnis, dem Genießen eines Films auf der großen Leinwand verpflichtet sehen. Daher änderte man in Cannes die Regeln. Im Wettbewerb dürfen nur noch Filme laufen, für die auch ein französischer Kinostart vorgesehen ist.

    Für den Streamingdienst ist eine französische Kinoauswertung aber keine Option, weil in Frankreich per Gesetz ein Film erst 36 Monate nach Kinostart zum freien Abruf auf einem Streamingdienst auftauchen darf. Netflix will natürlich nicht seine Kunden in Frankreich für zweieinhalb Jahre um die hauseigenen Filme bringen.

    Orson Welles im Zentrum der Kontroverse

    Eigentlich blieb trotzdem die Option, Netflix-Filme in Cannes außerhalb des Wettbewerbs zu präsentieren. So sollte eigentlich die von Orson Welles in den 1970er Jahren gedrehte, aber von ihm selbst nie vollendete Satire „The Other Side Of The Wind” in Cannes nun mit 40 Jahren Verspätung ihre Premiere feiern und war fest eingeplant. Doch Netflix zog nun diesen Film und insgesamt vier weitere Werke zurück. Wenn man keinen Film im Wettbewerb zeigen dürfe, werde man überhaupt keinen Film in Cannes zeigen, so die Begründung.

    Selbst der Versuch von Beatrice Welles, der Tochter von Orson Welles, Netflix-Boss Ted Sarandos umzustimmen, wenigstens diesen einen Film freizugeben, blieb ohne Erfolg. Sie appellierte – in Anlehnung an das schwierige Verhältnis des legendären „Citizen Kane“-Regisseurs zu den großen Hollywood-Studios – an Sarandos, dass Netflix nicht eine weitere große Firma werden dürfe, die die Arbeit ihres Vaters zerstöre. Auch viele der an der Fertigstellung beteiligten Filmemacher äußerten Kritik am Rückzieher von Netflix, sei es doch von Anfang an der Plan gewesen, dass „The Other Side Of The Wind“ am Ende in Cannes Premiere feiern sollte.

    Vor allem wegen des Welles-Films steht Netflix so bei einigen Filmschaffenden aktuell in der Kritik. Während viele die Möglichkeiten loben, die der Streamingdienst ihnen bietet, um schwierige Projekte umzusetzen, rücken immer mehr davon ab. Regisseur Jeremy Saulnier, der mit „Green Room“ für viel Aufsehen sorgte und dessen neuer Film „Hold The Dark” wegen des Streits nicht in Cannes laufen wird, fasste so die Zwiespältigkeit perfekt zusammen: Er erklärte, dass er zwar Netflix dankbar sei, aber auch denke, dass Netflix sein Modell überdenken muss. Wenn sie weiter erstklassige Filmemacher anlocken wollen, müssen sie seiner Meinung nach auch bestimmte Filme in die Kinos bringen.

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