Christopher Nolan ist als großer Verfechter der Verwendung traditionellen Filmmaterials bekannt, das er überwiegend im 65-mm-Format auch für seine eigenen Werke verwendet. Dazu engagiert er sich auch für die Vorführung, Erhaltung und Restaurierung analoger Filmkopien. Über die Ostertage hat er im Rahmen einer Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Reframing the Future of Film“, die in der indischen Metropole Mumbai stattfand, nicht nur wieder einmal ein Plädoyer für das gute alte Kinoerlebnis mit Filmstreifen, Spulen und allem, was dazu gehört, gehalten, sondern auch von einem einheimischen Klassiker geschwärmt, den er vor kurzem das erste Mal gesehen hat.
Wie Nolan in einem Interview mit der indischen Tageszeitung Deccan Chronicle (via Indiewire) gestand, hat er einen der berühmtesten Filme des indischen Nicht-Bollywood-Kinos bis vor kurzem nicht gekannt. Nachdem er „Apus Weg ins Leben: Auf der Straße“ (bekannter unter seinem Originaltitel „Pather Panchali“) von Regisseur Satyajit Ray nun aber gesehen hat, ist das Drama in bengalischer Sprache für ihn „einer der besten Filme, die je gedreht wurden“.
8.797 Kritiker-Listen ausgewertet: Das sind die 100 besten Filme aller ZeitenIn dem 1955 veröffentlichten „Pather Panchali“ erzählt Ray nach einem Roman von Bibhutibhushan Bandopadhyay die Geschichte des etwa fünfjährigen Jungen Apu (Subir Banerjee), der als Kind einer sehr armen Familie im ländlichen Bengalen aufwächst. Das für seine Realitätsnähe und seine Poesie gleichermaßen gerühmte Drama gilt als Schlüsselwerk des indischen Kinos und hat nicht nur Christopher Nolan beeindruckt, sondern es wird beispielsweise auch bei der berühmten, alle zehn Jahre stattfindenden Kritikerumfrage der Zeitschrift Sight and Sound regelmäßig unter die Top 50 der besten Filme aller Zeiten gewählt – zuletzt landete es 2012 auf Rang 42.
Satyajit Ray ließ diesem fulminanten Debüt übrigens zwei Fortsetzungen folgen, in denen er den Lebensweg Apus weiterverfolgt, weshalb die drei Filme zusammen auch als Apu-Trilogie bekannt sind. Sie sind nur ein früher Höhepunkt in der großen Karriere des Regisseur, der kurz vor seinem Tod mit einem Ehrenoscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
Auf einen Oscar muss der zuletzt für „Dunkirk“ erstmals auch für die Beste Regie nominierte Christopher Nolan unterdessen noch warten. Womit er seine nächste Chance sucht, steht momentan noch nicht fest. In der Zwischenzeit schließen wir uns gern seiner Empfehlung für Apu und Satyajit Ray an: