„Game Of Thrones“ nervt mich. Die HBO-Produktion, von David Benioff und D.B. Weiss als Cheftautoren maßgeblich geprägt, ist eine Serie mit zynischem Weltbild. Was mich daran genau stört, habe ich für bereits detaillierter an anderer Stelle aufgeschrieben. Die Nachricht, dass Benioff und Weiss eine neue „Star Wars“-Filmreihe schreiben und produzieren werden, sobald sie mit der achten und letzten Staffel „Game Of Thrones“ durch sind, mag sich für viele Fans beider Welten wie ein Wirklichkeit-werdender- Nerd-Orgasmus angefühlt haben – für mich war sie ein fieser Twist, ebenbürtig den gemeinsten Schlusswendungen der Serie (Kategorie „Der Regen von Castamaer“ alias „Red Wedding“). Aber nun sind Benioff und Weiss nun mal engagiert. Ich atme also tief durch, denke an Meister Yoda – und schmeiße alle Furcht über Bord!
Das lasst ihr bitte sein:
Der Schatten, den die Dunkle Seite der Macht wirft, mag groß sein – „Star Wars“ aber war nie eine pessimistische Erzählung. Freundschaft, Zusammenhalt und der Glaube ans Gute im Monster sind stärker: Am Ende von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ leiten unsere Helden, unterstützt von einer Gruppe Ewoks, den Fall des Imperiums ein und Darth Vader wird erlöst, weil sein Sohn Luke nicht aufhört, an dessen gute Seite zu glauben. Ich will kein „Star Wars“, in dem sich die Ewoks als pseudo-niedliche Verräter entpuppen und Darth Vader – Überraschungstwist – seinen Sohn statt des Imperators in den Schacht schmeißt. Dass David Benioff und D.B. Weiss ihre „Star Wars“-Filme so erzählen, als seien sie „GoT“-Episoden, ist aber ohnehin nicht zu erwarten: Kathleen Kennedy achtet als Produzentin streng darauf, dass der Markenkern erhalten bleibt - wobei ihr Umgang mit den geschassten Regisseuren Josh Trank („Boba Fett“-Spin-off), Phil Lord / Chris Miller („Solo“-Film) und Colin Trevorrow („Star Wars 9“) ihr ironischerweise den Ruf einbrachte, Lucasfilm so zu führen als wäre es eines der Häuser aus „Game Of Thrones“.
Das könnt ihr gerne machen:
Noch ist nicht bekannt, worum es in den „Star Wars“-Filmen von David Benioff und D.B. Weiss gehen wird. In der offiziellen Ankündigung steht nur, dass die Geschichte nichts oder nicht viel mit der Skywalker-Saga (den Episoden 1 bis 9) und der Filmtrilogie zu tun haben werden, an der „Star Wars 8“-Regisseur Rian Johnson arbeitet. Disney-Chef Bob Iger verriet in einer Telefonkonferenz mit Investoren lediglich, dass Benioff und Weiss mit einer Idee an Lucasfilm herangetreten seien und sie sich auf einen bestimmten Zeitpunkt in der „Star Wars“-Mythologie konzentrieren würden. Spontan denke ich da, wie wahrscheinlich zig andere Fans auch, an die Zeit aus dem Videospiel „Knights Of The Old Republic“, das viertausend Jahre vor den bisherigen Filmen in einer Galaxis spielt, in der sich die Sith (von denen es viele gibt) und die Jedi im offenen Krieg miteinander befinden. Frei ist dieser Zeitraum noch: Rian Johnson schloss ihn für seine Trilogie bereits aus.
Mir geht es aber weniger darum, dass David Benioff und D.B. Weiss fette Lichtschwert-Schlachten schreiben, die ein fähiger Regisseur dann in bester „Battle Of The Bastards“-Manier inszeniert. Vor allem möchte ich, dass die beiden Autoren die eine Stärke einbringen, die meinen „Game Of Thrones“-Marathon – bei aller Abneigung gegenüber dem Rest – erträglicher gemacht hat: Die Herren verstehen es bestens, das ständige bedeutungsschwangere Geschwafel von Ruhm und Ehre, das es in Westeros zuhauf gibt, als ebensolches zu entlarven und die Geschichte immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. „GoT“ ist für mich gerade dann am menschlichsten, wenn die scharfsinnigen Humanisten Ser Davos (Liam Cunningham) und Tyrion (Peter Dinklage) den Schwaflern und Scheinheiligen mit einem eloquent-bissigen Kommentar ins Regal pissen. Ich kann mir keine besseren Autoren als Benioff und Weiss vorstellen, um Typen wie Han Solo die Pointen zu schreiben, auf dass sie dem Pathos der Jedi etwas entgegensetzen.