Mein Konto
    Erklärbär: Christopher Nolan verteidigt die ausführlichen Erläuterungen in seinen Filmen

    Christopher Nolan wird meist gefeiert, doch es finden sich auch immer wieder kritische Stimmen, die ihm vorwerfen, seine Zuschauer zu sehr an die Hand zu nehmen und zu viel zu erklären. Dagegen verteidigte sich der „Dunkirk“-Regisseur nun.

    Warner Bros.

    In einem ausführlichen Interview mit der L.A. Times im Rahmen der aktuell laufenden Award-Saison, in der er selbst mit „Dunkirk“ Chancen auf Nominierungen und Auszeichnungen hat, machte Christopher Nolan deutlich, dass er seiner Meinung nach in seinen Filmen zwar sehr viel, aber nicht zu viel Zeit aufs Erklären verwende. Wenn Menschen ihnen für die Menge an Ausführungen, an Expositionen, kritisieren, dann sei es wichtig, dass man auch die Komplexität der Filme berücksichtige.

    Bei seinem jüngsten Werk „Dunkirk“ sei er aber bewusst etwas anders vorgegangen: „Ich habe sehr viele meiner Sicherheitsnetze entfernt, speziell beim Drehbuchschreiben, obwohl ich inzwischen sehr geübt darin bin, Dialoge zu nutzen, um Hintergrundgeschichte und Figuren zu erklären. Doch als ich dieses Mal das Drehbuch geschrieben habe, beschloss ich, anders vorzugehen und es mir aus einem anderen Blickwinkel anzuschauen.“

    Dunkirk

    Ganz hat er sich daran aber nicht gehalten, wie er selbst zugibt: „Die Exposition ist sehr schwierig. Es ist eine Kunstfertigkeit. […] Für mich ging es daher nicht darum, diese einfach wegzulassen. Kenneth Branaghs Figur hat davon ja immer noch ganz viel. Es ging mir vielmehr darum, jene Dinge zu entfernen, von denen ich weiß, dass sie künstlich sind, und zu schauen, was dann noch passiert.“

    Christopher Nolans Stil sorgt immer wieder für Diskussionen und auf Plattformen wie Reddit gibt es seitenlange Debatten, zwischen Befürwortern und Gegnern des Regisseurs, ob er zu viele erklärende Expositionen in seine Filme einbaut oder ob diese zwingend nötig sind. Während seine Fans – ähnlich wie Nolan nun – argumentieren, dass die Werke sonst zu komplex wären, werfen die Gegner dem Regisseur vor, dass sein regelmäßiger Einbau einer reinen Erklärfigur „Faulheit“ sei oder er sich vielleicht nicht zutraue, mit visuellen Hinweisen die nötigen Inhalte zu vermitteln und er daher auf Dialoge zurückgreife.

    Teilweise wird sogar argumentiert, dass Christopher Nolans Tendenz zum textlichen statt bildlichen Erzählen eine große Rolle dabei spielt, warum der Filmemacher noch nie als Regisseur, sondern nur als Drehbuchautor (für „Memento“ und „Inception“) für einen Oscar nominiert war. Denn gerade das visuelle Erzählen gilt gemeinhin als Markenzeichen eines besonders guten Regisseurs. Das könnte sich in diesem Jahr aber ändern. Für „Dunkirk“ gilt der Filmemacher als aussichtsreicher Kandidat für eine Nominierung. Dass er nun im Zusammenspiel mit dem ihn danach fragenden und dabei lobenden („In der Vergangenheit haben sich die Leute beschwert, nun hast du das Problem gelöst“) L.A.-Times-Reporter diese Kritik selbst adressiert, könnte seine Chancen weiter erhöhen helfen.

     

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top