„Rogue One”, „Jason Bourne”, „Sleepless”, „Resident Evil 6“, „Passengers“, „John Wick: Kapitel 2“, „Logan” – was haben alle diese Filme gemeinsam? Wer hier auf Action oder Blockbuster tippt, liegt so falsch nicht, aber es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit, die diese (und zahlreiche andere Filme in jüngerer Zeit) teilen: Anstatt, dass die verantwortlichen Studios einfach irgendwann den ersten (und oftmals heiß erwarteten) Trailer zu dem kommenden Blockbuster veröffentlichten, wurde zunächst eine meist nur wenige Sekunden lange Vorschau auf den Trailer im Internet verbreitet, versehen mit der Ankündigung eines tatsächlichen Trailers, der kurze Zeit später erscheinen werde.
Ich finde: Dieser inflationäre Trend gehört schnellstens wieder abgeschafft. Denn es ist enorm unbefriedigend, nur eine Mini-Vorschau auf einen Trailer zu sehen, der ja selbst wiederum auch nur eine Vorschau auf den Film an sich ist. Egal ob man sich schon wahnsinnig auf den dazugehörigen Film freut oder einfach nur ein bisschen neugierig auf erste bewegte Bilder ist: Das Problem mit den Mini-Teasern ist, dass diese einfach zu kurz sind, um einen wirklichen Eindruck von dem Film zu bekommen, den sie bewerben sollen – damit fällt auch das Argument flach, dass Fans ja so immerhin kurze Zeit vorher einen Blick auf einen heißerwarteten Film erhaschen können.
Hinzu kommt, dass Mini-Teaser und tatsächlicher Trailer in den allermeisten Fällen aus demselben Material zusammengeschnitten sind. Der Mehrwert für den Fan ist also gleich null, einzig und allein das verantwortliche Studio hat seine Botschaft platziert: Bald kommt der richtige Trailer. „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“ bildete hier vor nicht allzu langer Zeit in gleich zweifacher Hinsicht eine bemerkenswerte Ausnahme und machte vor, wie eine Trailer-Ankündigung auch aussehen kann: Die ebenfalls nur 26-sekündige Mini-Vorschau zeigte eine einzige Szene (und kein unzusammenhängendes Gewitter von kurzen Ausschnitten), die außerdem im später veröffentlichten Trailer nicht zu sehen war (und laut Regisseur James Gunn auch nicht im fertigen Film sein wird) – etwas mehr Arbeit für das Studio, aber eben auch ein Mehrwehrt für die Fans.
Im Idealfall schafft es der so beworbene Film also gleich zweimal in die weltweiten Film-Schlagzeilen, einmal wegen der Mini-Vorschau und einmal wegen des richtigen Trailers. Doch durch die Überflutung der Filmwelt mit Trailer-Ankündigungs-Videos besteht nicht nur die Gefahr, dass wichtigere, aber weniger aufmerksamkeitsheischende Titel und Meldungen nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Vor allem droht der mögliche Aufmerksamkeitszuwachs im selbstgeschaffenen Schlagzeilen-Dschungel gleich wieder zu verpuffen, schließlich gibt es mittlerweile kaum noch einen großen Hollywoodfilm, der nicht mit Mini-Teaser, Teaser und unzähligen Trailern beworben wird. Und wenn irgendwann jedes Studio solche Mini-Teaser auf den Markt wirft, dann ist es irgendwann nur noch ein kleiner Schritt zur Vorschau auf die Vorschau auf die Vorschau, um sich wieder von der Konkurrenz abzuheben.
Natürlich verstehe ich, woher der Trend mit den Mini-Teasern kommt: Der Markt für Blockbuster ist heutzutage umkämpfter als jemals zuvor, immer mehr sündhafte teure Produktionen kämpfen übers Jahr verteilt um die Gunst der Zuschauer – und wie FILMSTARTS-Autor David Herger zum Abschluss der Blockbuster-Saison 2016 darlegte, floppen nicht wenige dieser Produktionen und bescheren den Studios viele Millionen Dollar Verlust. Von daher ist es natürlich verständlich, dass die Studios mit allen Mitteln um die Aufmerksamkeit des Publikums buhlen.
Doch ich fürchte, dass sich die Verantwortlichen mit dieser neuen Taktik im Endeffekt ins eigene Fleisch schneiden. Der Mehrgewinn an Aufmerksamkeit droht – wie bereits erwähnt – zu verpuffen und zudem riskiert man mit den Mini-Teasern nicht nur den Unwillen von mir, sondern auch den vieler Fans: Selbst bei einem so heiß erwarteten Film wie „Rogue One“ waren einige Leser auf FILMSTARTS schließlich alles andere als begeistert, sich zunächst mit einer Mini-Vorschau begnügen zu müssen. Und das kann nicht im Interesse der Studios liegen.