Achtung, Spoiler zur ersten Folge der siebten Staffel „The Walking Dead“!
Im Vordergrund stünde immer die Geschichte, ließen „The Walking Dead“-Showrunner Scott Gimple und sein Kollege, der Comic- und Serienautor Robert Kirkman, in der jüngsten Ausgabe „The Talking Dead“ verlauten. Die Talkshow wurde im Anschluss an den widerlich-brutalen Auftakt der siebten Staffel „The Walking Dead“ ausgestrahlt – der in den Augen der Macher deutlich machen soll, warum Anführer Rick Grimes (Andrew Lincoln) psychisch zusammenbricht. Ein Argument, ungefähr so glaubhaft wie ein geschminkter Zombie beim Schönheitswettbewerb. Die Geschichte ist das letzte, woran Gimple und Kirkman gedacht haben, als sie Negan den Schläger schwingen ließen.
Nach einem gefühlt ewigen Monolog, bei dem Obersadist Negan (Jeffrey Dean Morgan) die eigene Überlegenheit vor Ricks besiegter, kniender Gruppe genüsslich auskostet, immer mit dem wenig dezenten Phallussymbol Baseballschläger in der Hand, tötet der Bandenführer zwei von Ricks Kameraden, Abraham (Michael Cudlitz) und Glenn (Steven Yeun). Wobei „töten“ eine zu nette Umschreibung für das ist, was in der auf zwei Folgen aufgeteilten Szene passiert. Denn auf die verbale lassen die „Walking Dead“-Macher die physische Entwürdigung folgen, zeigen in fast schon grotesk-splattrigen Details, wie Negan mit seinem Baseballschläger Lucille die Köpfe von Glenn und Abraham zermatscht, vor den Augen derer, die sie lieben, vor den Augen der schwangeren Maggie (Lauren Cohan) und denen von Rosita (Christian Serratos) – der die blutverschmierte Schwanzverlängerung danach auch noch ins Gesicht gehalten wird. Alles, um eine Geschichte zu erzählen?
Die Verantwortlichen hinter Serien wie „The Walking Dead“ erzählen nicht nur einfach ihre Geschichten, sie kämpfen vor allem um Aufmerksamkeit – ein rares Gut in Zeiten nahezu unendlicher Möglichkeiten, sich im Kino, Fernsehen oder auf dem Smartphone unterhalten zu lassen. Und von diesem Gut bekommt, wer vorher Figuren die Köpfe einschlagen lässt, die Fans über mehrere Staffeln hinweg liebgewonnen haben. Die teils wütenden Reaktionen in Sozialen Netzwerken wie Twitter, einem der Kampfplätze um Aufmerksamkeit, erfolgten also mit Ansage – und waren umso heftiger, weil der Aufschrei feinsäuberlich vorbereitet wurde: Die sechste Staffel „The Walking Dead“ endete mit einem der größten Cliffhanger der Seriengeschichte, da Negan sein erstes Opfer dort zwar hör-, aber nicht identifizierbar zertrümmerte, anschließend wurden die Fans dann bis zum Start der siebten Staffel mit einer sechsmonatigen Werbekampagne auf die Folter gespannt, die sich nahezu komplett um die Frage drehte, wen der Schläger traf – und die von Online-Magazinen, darunter auch FILMSTARTS, natürlich dankbar aufgegriffen wurde. So geht erfolgreiches Geschichtenerzählen im Zeitalter kurzer Aufmerksamkeitsspannen.
Es wurde kein Quotenrekord zertrümmert, doch gesessen haben die Schläge trotzdem: Die Auftaktfolge war für den „The Walking Dead“-Heimatsender ein riesiger Quotenerfolg und damit die erwartete Bestätigung dafür, bereits vorher eine achte Staffel der Zombieserie zu bestellen. Die Macher um Scott Gimple und Robert Kirkman müssen sich jetzt überlegen, wie sie den Schocker noch übertreffen wollen. In ihrer Logik müsste das heißen: Mehr Blut für den Serienzombie „The Walking Dead“, mehr, mehr, mehr!