Erst am gestrigen 19. Januar 2017 berichteten wir von einem Video, das während der Dreharbeiten zum Film „Bailey - Ein Freund fürs Leben“ entstanden ist und in dem zu sehen ist, wie ein verängstigter Hund von seinem Betreuer in tosendes Wasser gezwungen wird. In der Folge rief die Tierschutzorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) zum Boykott des Films auf und auch am Film beteiligte Personen wie Regisseur Lasse Hallström und Schauspieler Josh Gad äußerten sich zu dem Vorfall. Der Skandal um Tierquälerei am Set eines familienfreundlichen Films über die Freundschaft zwischen Mensch und Hund hat nun erste konkrete Folgen nach sich gezogen: Die produzierenden Studios Universal und Amblin haben die Premiere, die an diesem Wochenende (21./22. Januar 2017) stattfinden sollte, sowie weitere Pressetermine abgesagt.
Wie The Hollywood Reporter (THR) berichtet, hätten die Studios in einem Statement erklärt, dass sie aufgrund der anhaltenden Untersuchungen die Termine gestrichen haben, damit auch nichts einen Film überschatten soll, der die Freundschaft zwischen Mensch und Tier zelebriert: „Seit dem Erscheinen des Videomaterials ist Amblin als Teil der intensiven Überprüfung mit vielen Personen, die in die Produktion des Films involviert waren, in Kontakt getreten, inklusive Sicherheitspersonal, Trainer und Stunt-Koordinatoren. Zwar sind wir alle ziemlich niedergeschlagen von dem Anblick eines ängstlichen Tieres, aber jeder hat uns versichert, dass der Schäferhund Hercules nicht verletzt wurde.“
PETA indes ließ seinem Boykottaufruf weitere Forderungen folgen. Wie THR ebenfalls ausführt, hat die Organisation Regisseur Hallström und Produzent Gavin Polone dazu aufgefordert, nie wieder Tiere in einem ihrer Filme zu benutzen und Hunde zu retten, die sich derzeit in der Obhut von Birds & Animals Unlimited (BAU) befinden. BAU ist ein Unternehmen, das Tiere für Filmproduktionen bereitstellt und auch für den Vorfall bei „Bailey“ verantwortlich gemacht wird.
Während es von Hallström zu den jüngsten Aufforderungen noch keine Aussage gibt, äußerte sich Polone kritisch: „PETA möchte seine eigenen Anhänger anstacheln und das ist einfach nicht produktiv“, sagte er im Gespräch mit THR. „Und ich soll derjenige sein, den sie unter Druck setzen sollten? Dies ist ein Film, der die Idee von Tieren als fühlende Wesen vertritt, die Empathie und Rechte verdienen.“
Polone selbst ist überzeugter Tierschützer und Veganer und erläuterte, dass er in der Vergangenheit mit PETA zusammengearbeitet hätte, jedoch nicht damit einverstanden wäre, keine Tiere mehr in Filmen zu verwenden. PETA würde nämlich argumentieren, dass CGI-Effekte vollkommen ausreichen würden, was wiederum zu kostspielig für eine Filmproduktion wäre. „Es ist naiv und haltlos und es wird niemals passieren“, fuhr Polone fort. „Was wir wirklich brauchen ist ein Ersatz für die American Humane Association (AHA). Es gibt nur einen Vertreter von ihnen, der die ganze Zeit am Set ist und dieses Vorgehen ist offensichtlich uneffektiv.“ AHA ist die Organisation, deren „No Animals Were Harmed“-Anmerkung oft am Ende von Filmen zu sehen ist.
Die AHA soll im Zuge des Vorfalls ihre für „Bailey“ verantwortliche Mitarbeiterin vorübergehend entlassen und eine unabhängige Partei zur Untersuchung hinzugezogen haben. PETA soll nun eine komplette Kopie ihrer Arbeit an dem Fall gefordert haben. „Uns ist zu Ohren gekommen, dass deren Aufsichtsperson den Fall nicht an ihre Vorgesetzte gemeldet hat“, wird PETA-Sprecherin Lisa Lange zitiert. „Trotzdem gab die AHA dem Film ihr Gütesiegel. Wir wissen nicht, ob das wirklich stimmt, aber wir fragen nach.“
Ob die Kontroverse letztendlich auch einen Einfluss auf den deutschen Kinostart haben könnte, ist noch nicht abzusehen. Bislang ist die hiesige Veröffentlichung auf den 23. Februar 2017 terminiert.