"Er ist ein Wahnsinniger, eine Laberbacke, ein Killer": Das FILMSTARTS-Set-Interview zu Marvels "Deadpool" mit den Machern des Superhelden-Krachers

Wir haben Regisseur Tim Miller, Produzent John Kelly und die Drehbuchautoren Rhett Reese und Paul Wernick am Set von „Deadpool“ (Kinostart: 11. Februar 2016) in Vancouver gefragt, was den sprücheklopfenden Killer so einzigartig macht...

20th Century Fox

FILMSTARTS: Tim, Ryan Reynolds und du, ihr habt schon seit Jahren versucht, „Deadpool“ auf den Weg zu bringen. Wann hast du erfahren, dass Fox nun tatsächlich grünes Licht für einen Kinofilm gegeben hat?

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Tim Miller: Ungefähr 30 Minuten vor dem Rest der Welt. Wir hatten nie aufgegeben, ich war in ständigem Kontakt mit Ryan und den Autoren. Wir haben alle an das Projekt und das großartige Drehbuch geglaubt. Aber wie es im Studiosystem nun mal so ist, kann man kurz vor einer Zusage stehen und dann wird doch nichts daraus. Das passierte uns in den vergangenen Jahren mehrere Male und so hatten wir schon ein wenig von unserer Hoffnung verloren, aber nie aufgegeben und immer wieder aktiv auf die Realisierung hingearbeitet. Ich selbst habe mindestens 20 Bettelbriefe an das Studio geschrieben, um diesen Film machen zu können. Und dann, ganz plötzlich, haben sie entschieden ihn tatsächlich zu machen. Ich denke, die Reaktionen der Fans auf den geleakten Trailer, den ich mit Ryan gedreht hatte, haben sie überzeugt.

Paul Wernick: Rhett Reese und ich sind immerhin schon seit sechs Jahren an diesem Projekt dran, aber das ist noch gar nichts gegen Ryan: Der ist schon seit mehr als elf Jahren dabei. Zunächst war die Figur Deadpool bei New Line, dann ging sie über zu Fox, und die ganze Zeit versuchte Ryan, einen Film in die Gänge zu kriegen. Es ist wirklich seine große Leidenschaft und später wurde es auch unsere. Dass endlich grünes Licht gegeben wurde, war längst überfällig.

FILMSTARTS: Es gab große Diskussionen darüber, ob der Film nun PG-13 wird (US-Freigabe für Zuschauer ab 13) oder ein R-Rating (US-Freigabe für Zuschauer ab 17) bekommt. Nun hat man sich für das von vielen Fans herbeigesehnte R-Rating entschieden. Was haltet ihr davon?

Rhett Reese: Eigentlich sollte er ja von Anfang an ein R-Rating bekommen. Sie sagten uns, wir sollen ihn so schreiben, wie wir wollen. Dann kamen Bedenken auf, ob man es finanziell stemmen könnte, wenn es ein Film mit R-Rating wird, weil man die jüngeren Zuschauer nicht erreichen würde und sie somit kein Geld einbringen. Also entschied man sich, auf PG-13 umzuschwenken. Wir mochten diese Version auch, es war nicht so, dass wir unsere Seelen verkauft hätten, als wir das Drehbuch anpassten. Aber im Grunde unseres Herzens haben wir immer gehofft, dass sie sich vielleicht noch einmal umentscheiden.

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Paul Wernick: Es gab dann zwei Versionen, als Produzent Simon Kinberg an Bord kam, und er las beide und sagte: „Oh mein Gott, ihr müsst es unbedingt als R-Rating machen!“ Simon ist so etwas wie der Bewahrer des X-Men-Universums bei Fox und sie legen großen Wert auf seine Meinung, also wurde es so gemacht. Er war der Ansicht, dass es da einfach eine Lücke auf dem Markt gibt – so einen Film hat das Publikum noch nie gesehen. Der Superheldenfilm-Markt ist übersättigt, es gibt wenig Neues. Einen Aspekt an Neuerungen bediente „Guardians Of The Galaxy“ mit seinem Humor, aber eine Mischung aus Comedy und harter R-Action, das gab es noch nicht.

John Kelly: Jeder, dem ich davon erzählt habe, dass ich an diesem Film arbeite, hat gesagt: „Ich hoffe, er bekommt ein R-Rating!“ Den Leuten scheint die Idee zu gefallen. In Zeiten, in denen ein Franchise wie „Die Tribute von Panem“ schon ganz schön viel Brutalität aufweist, obwohl es PG-13 ist, wollen wir einen echten R-Film machen.

FILMSTARTS: Deadpool kann die vierte Wand durchbrechen, er ist sich seiner Fiktionalität bewusst und kann direkt zum Publikum sprechen. Wie ist es für euch, mit so einer Figur zu arbeiten, und wie wird das beim Dreh bzw. im Film umgesetzt?

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Tim Miller: Ziemlich einfach: Ich muss nur sagen, Ryan, da ist die Kamera, sprich rein. (lacht) Aber nur Deadpool hat diese Fähigkeit, sein Alter Ego Wade Wilson kann es nicht. Es ist ein Produkt des Prozesses, durch den er zu Deadpool wird. Und das Ganze ist total meta: Deadpool weiß nicht nur, dass er Zuschauer hat, er weiß auch, dass er von Ryan Reynolds gespielt wird. Er weiß alles über Ryan, mehr, als das Publikum weiß. Wir mussten aufpassen, dass wir nicht zu meta-meta werden – aber ich liebe es, dieses Element im Film zu haben.

Rhett Reese: Für „Deadpool“ zu schreiben, war wirklich der Wahnsinn, mit dieser Figur haben wir ein großes Geschenk bekommen. Er ist so vieles: Er ist ein Wahnsinniger, eine Laberbacke, ein Romantiker, ein Kindskopf, ein Killer – UND er hat die Fähigkeit, mit den traditionellen Erzählregeln zu brechen. Das ist total befreiend für uns als Autoren, denn man bekommt sonst nie die Möglichkeit, so etwas zu machen. Deadpool macht sich bei uns über den „Wolverine“-Film und über seine Action-Figur aus dem Film lustig, er lästert über Ryan Reynolds... Das hätten wir mit keiner anderen Figur machen können.

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