Was lief beim Dreh von „Fantastic Four“ wirklich schief? Wo fingen die Probleme an, die irgendwann zum Bruch zwischen Studio Fox und Regisseur Josh Trank führten? Entertainment Weekly hat nun alle seine Quellen angezapft und liefert uns ein paar Insider-Informationen zu den turbulenten Geschehnissen hinter den Kulissen.
Auch wenn sich die Quellen aus dem Umfeld des Filmemachers und des Studios in vielen Punkten widersprechen, ist klar, dass der Zwist schon vor dem Dreh anfing. Hier wurden wohl viele kleine Schlachten geschlagen. So kam es zu ersten Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich des Casts. Josh Trank setzte sich schließlich durch und bekam mit Miles Teller, Michael B. Jordan, Kate Mara und Jamie Bell seine Wunschbesetzung, obwohl Studio Fox angeblich lieber größere Stars gehabt hätte. Fox habe aber mit der Bestätigung dieser Personalentscheidung bis zur letzten Minute gewartet. Auch das finale Drehbuch sei erst in allerletzter Sekunde bewilligt worden. Dazu sei das Budget kurzfristig noch einmal massiv gekürzt worden. Laut Quellen von Collider wurden sogar drei große Actionszenen von den Verantwortlichen von Fox direkt vor Drehbeginn noch gestrichen. Diese kurzfristigen Entscheidungen hätten zum Beispiel zur Folge gehabt, dass u. a. die Erbauer der Sets und die Kostümdesigner nicht rechtzeitig mit ihrer Arbeit anfangen konnten. Dadurch haben diese die ganze Produktion über unter zusätzlichem Zeitdruck gestanden, der Stressfaktor wurde erhöht.
Viel wurde auch berichtet, dass es beim Dreh zu starken Konflikten kam, weil Josh Trank sich mit seinem Verhalten zunehmend isoliert habe. Der Regisseur sei ziemlich „launisch“ gewesen und habe sich davor gescheut, harte Entscheidungen zu treffen. Hierzu haben die Kollegen von Entertainment Weekly unterschiedliche Informationen erhalten. Mehrere Quellen aus dem Umfeld der Produktion haben ihnen dies bestätigt, zudem verraten, dass Trank am Set beleidigend und ausfallend gegenüber quasi jedem gewesen wäre – von der Crew über die Produzenten und Studiobosse bis hin zu den Stars. Einige Quellen berichten allerdings, dass Trank von Fox-Produktionspräsidentin Emma Watts zum Zusammenbruch getrieben worden wäre – vor allem mit den stetigen Last-Minute-Änderungswünschen (s.o.).
Unklarheit herrscht auch darüber, inwieweit Josh Trank in den Schnittprozess involviert gewesen ist. Ein nach wenigen Minuten gelöschter Tweet des Regisseurs legte den Schluss nahe, ihm wurde der Film entzogen. Sicher ist, dass es umfangreiche Nachdrehs gab, was sich auch daran zeigt, dass Kate Mara offensichtlich in den finalen Szenen eine Perücke trägt. Laut den Quellen von Entertainment Weekly war Trank an diesen aber genauso beteiligt wie am Schnittprozess. Der Regisseur sei nie gefeuert worden, sondern bis zum Ende dabei gewesen. Die Quellen berichten dem Branchenmagazin allerdings auch, dass man bei Fox mittlerweile bereue, Trank nicht doch gefeuert zu haben.
Verärgert ist man wohl vor allem über den Tranks angesprochen Tweet, in dem er direkt vor dem US-Kinostart von „Fantastic Four“ die Schuld an den schlechten Kritiken von sich wies. So habe man bei Fox im Vorfeld versucht, alle Storys zu unterbinden und zu dementieren, in denen es um den Zwist hinter den Kulissen ging. Man wollte auch Josh Trank nicht öffentlich demontieren und ihm so die weitere Karriere nicht erschweren. Nun bleibt zu befürchten, dass er dies selbst getan hat.
Dies befürchtet zumindest auch sein Kollege Joe Carnahan. Der Regisseur hinter Filmen wie „Narc“ und „The Grey“ kann sich gut in seinen Kollegen hineinversetzen. Er verließ damals „Mission: Impossible III“ nach massiven Meinungsverschiedenheiten noch kurz vor Drehbeginn. Via Twitter sagte nun Carnahan, dass er wohl tot gewesen wäre, wenn es damals schon den Kurznachrichtendienst gegeben hätte. Er meint damit, dass er sich wohl zu einer ähnlichen Kurzschlussreaktion wie Trank hätte hinreißen lassen. Die Schuld an dem „Fantastic Four“-Debakel sieht er aber interessanterweise bei einigen Fans. Die „Trolle“ hätten es von Anfang an auf Josh Trank abgesehen gehabt. Wenn jemand wie Christopher Nolan hinter dem Film gestanden hätte, wären sie nicht schnell genug auf ihren Knien gewesen, um dem Film einen zu blasen, so Carnahans wenig zurückhaltende Aussage.
Nachdem „Fantastic Four“ nicht nur bei den Kritikern (siehe auch unsere FILMSTARTS-Kritik), sondern auch an den US-Kinokassen durchfiel, bleibt nun die Frage nach der Fortsetzung. Fox kündigte „Fantastic Four 2“ überraschend früh für einen Kinostart im Juni 2017 an. Laut den Quellen von DailySuperHero.com will Fox den Termin nun nutzen, um stattdessen ein „Deadpool“-Sequel zu veröffentlichen. Nach den starken Stimmen zum ersten Trailer wolle man hier nun höhere Priorität für einräumen. Dies ist aber momentan ein Gerücht, das mit hoher Vorsicht zu betrachten ist. Schließlich würde „Deadpool 2“ dann unter sehr hohem Zeitdruck entstehen, was oftmals keine ideale Voraussetzung ist.
Allerdings scheint auch klar, dass Fox weiter „Fantastic Four“-Filme machen wird, weil man unbedingt verhindern will, dass die Rechte an Marvel zurückfallen. Da ein neuerlicher Reboot sicher wieder unglaublich kritisch beäugt werden würde, vermuten wir momentan, dass man den Cast behält, einen starken und vor allem mit Projekten in dieser Größenordnung vertrauten neuen Regisseur verpflichtet (Bryan Singer wird bereits gehandelt) und eine Fortsetzung macht, die sich aber trotzdem wie ein Neuanfang anfühlt – quasi also einen Weg einschlägt wie einst Universal mit „Fast & Furious“.