Im Gegensatz zu "Django Unchained" oder "Inglourious Basterds" produziert Quentin Tarantino seinen neuen Western "The Hateful Eight" ohne ein großes Studio im Hintergrund – und dies ist eine Chance für kleinere Filmverleiher. Denn große Studios wie Sony, Universal oder Disney bringen ihre Filme über ihre Dependancen gleich in der ganzen Welt in die Kinos. Ist kein großes Studio beteiligt, kann jeder Verleih die Rechte für sein Land erwerben. Eine der größten dafür veranstalteten Rechtemessen ist der American Film Market, der momentan stattfindet. Gesprächsthema dort ist natürlich "The Hateful Eight", denn wie die Kollegen von Blickpunkt:Film berichten, will jeder diesen Film haben.
Bisher soll der Markt erst schleppend anlaufen, weil jeder Verleih erst einmal abwarten will, ob er sein Einkaufsbudget vielleicht zu großen Teilen schon aufgebraucht hat, wenn er zu den Glücklichen gehört, die "Hateful Eight" für ihr Territorium erwerben können. Bislang soll noch niemand den Zuschlag bekommen haben. Wer ihn für Deutschland bekommt und damit das Recht erwirbt, "Hateful Eight" in die hiesigen Kinos zu bringen und anschließend auf Blu-ray, DVD und evtl. auch als VoD auszuwerten, wird mächtig blechen müssen. Bei Blickpunkt:Film geht man davon aus, dass für Deutschland zwölf Millionen Dollar fällig werden dürften – eine Summe, die man erst einmal einspielen muss, die aber einem Tarantino-Film mittlerweile zugetraut werden darf. "Django Unchained" lockte immerhin über 4,4 Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos. Die potentiellen Käufer erwerben den Film dabei übrigens rein auf Grundlage der Namen der Mitwirkenden und des Drehbuchs, denn gedreht wird erst ab Ende des Jahres 2014. Und wer das Drehbuch lesen will, muss strenge Sicherheitsvorkehrungen über sich ergehen lassen.
Wie Blickpunkt:Film berichtet, wird aber nicht nur das höchste Gebot entscheiden. Quentin Tarantino, ein Kämpfer für den analogen Film, hat schließlich versprochen, dass "The Hateful Eight" der größte 70mm-Start der vergangenen zwanzig Jahre wird. Wer also verspricht, viele entsprechende Kopien einzusetzen, könnte größere Chancen haben. Tarantino kündigte zudem bereits an, dass es Sperrfristen geben wird. Kinos, die den Film im analogen 70mm-Breitwandformat zeigen, werden ihn satte vier Wochen vor dem regulären Kinostart schon in ihr Programm aufnehmen dürfen. Wer den Film immerhin noch im analogen 35mm-Format auf die Leinwand projiziert, bekommt ihn zwei Wochen früher. Kinos, die nur noch die moderne Digitaltechnik haben, riskieren also, dass der Film von vielen Fans schon gesehen wurde, bevor sie ihn überhaupt ins Programm nehmen können.
Gemeinsam mit seinen Schauspielern Kurt Russell, Samuel L. Jackson und Jennifer Jason Leigh besuchte Quentin Tarantino übrigens persönlich den AFM und kündigte dabei auch an, womöglich bald seine Karriere zu beenden. Noch insgesamt drei Filme und dann könnte für ihn Schluss sein. Erst einmal kommt aber "The Hateful Eight" mit Channing Tatum, Walton Goggins, Bruce Dern, Michael Madsen, Demian Bichir und Tim Roth in weiteren Rollen. Der Kinostart wird voraussichtlich im Herbst 2015 erfolgen.