Es sollte der ganz große Abend des Christian Petzold ("Jerichow") werden, doch am Schluss reichte es für den Regisseur nur zu Silber. Sein von Kritikern hoch gelobter Film "Barbara" musste sich bei der 62. Verleihung des Deutschen Filmpreises Andreas Dresens ("Sommer vorm Balkon") Krebsdrama "Halt auf freier Strecke" geschlagen geben. Und auch in den restlichen Kategorien war Petzold am Freitagabend kein Glück vergönnt.
Nachdem "Barbara"-Hauptdarstellerin Nina Hoss ("Fenster zum Sommer") überraschend nicht einmal nominiert wurde, ging die Lola als beste Hauptdarstellerin an Alina Levshin für "Kriegerin". In den Kategorien "Beste Regie" und "Bester Hauptdarsteller" reüssierten Andreas Dresen und Milan Peschel ebenfalls für "Halt auf freier Strecke".
Heimlicher Sieger des Abends wurde indes Roland Emmerich ("Independence Day"). Der deutsche Hollywood-Export hatte im letzten Jahr mit "Anonymus" das erste Mal seit 25 einen Film auf heimischem Boden realisiert. Zwar zählte der Shakespeare-Thriller nicht zu den Hauptgewinnern, konnte aber bei sieben Nominierungen (u.a. "Bester Film") in sechs technischen Nebenkategorien abräumen (siehe unten).
Zudem ehrte die Deutsche Filmakademie Hollywood-Kameramann Michael Ballhaus (u.a. "Die Bitteren Tranen der Petra von Kant"; "Departed: Unter Feinden") für sein Lebenswerk. Der 76-Jährige stand bereits vor der Gala als Preisträger fest. Daneben erhielt Regisseur, Produzent und Schauspieler Michael "Bully" Herbig ("Der Schuh des Manitu") den Bernd-Eichinger-Preis. Der im Januar 2011 überraschend verstorbene Eichinger hatte vor rund zwei Jahren den Ehrenpreis für sein Lebenswerk entgegengenommen. Die nun erstmals vergebene Gedächtnis-Auszeichnung soll Persönlichkeiten ehren, deren kreativer Einfluss zum Erfolg des deutschen Films beigetragen hat.
Die Gewinner in der Übersicht:
Bester Spielfilm
"Halt auf freier Strecke"
Bester Dokumentarfilm
Bester Kinderfilm
Bestes Drehbuch
David Wnendt für "Kriegerin"
Beste Regie
Andreas Dresen für "Halt auf freier Strecke"
Beste Hauptdarstellerin
Alina Levshin für "Kriegerin"
Bester Hauptdarsteller
Milan Peschel für "Halt auf freier Strecke"
Beste Nebendarstellerin
Dagmar Manzel für "Die Unsichtbare"
Bester Nebendarsteller
Otto Mellies für "Halt auf freier Strecke"
Beste Kamera und Bildgestaltung
Anna Foerster für "Anonymus"
Bester Schnitt
Peter R. Adam für "Anonymus"
Bestes Szenenbild
Sebastian T. Krawinkel für "Anonymus"
Bestes Kostümbild
Lisy Christl für "Anonymus"
Bestes Maskenbild
Björn Rehbein und Heike Merker für "Anonymus"
Beste Filmmusik
Lorenz Dangel für "Hell - Die Sonne wird euch verbrennen"
Beste Tongestaltung
Hubert Bartholomae und Manfred Banach für "Anonymus"
Der Deutsche Filmpreis ist der höchstdotierte Kulturpreis hierzulande und wird von der 2003 gegründeten Deutschen Filmakademie vergeben. Die Akademie entscheidet über die Verteilung von 2,995 Mio. Euro an staatlicher Filmförderung des Bundes.