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    "Zurück in die Zukunft" trifft sein Vorbild: Die irre Geschichte hinter dem ungewöhnlichen Sequel eines Sci-Fi-Klassikers
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    „Tanz der Teufel“, „Zurück in die Zukunft“ und „The Big Bang Theory“ beziehen sich auf ihn: Der Science-Fiction-Filmklassiker „Die Zeitmaschine“ ist ein Meilenstein des postapokalyptischen Kinos. Sein Sequel ist völlig kurios...

    Zeitreisegeschichten sind ein essentieller Teil der Popkultur: Superhelden stürzen sich immer wieder in Zeitreise-Komplikationen, diverse Filmreihen drehen sich komplett um dieses Konzept. Und es gibt zahlreiche Micky-Maus-Comics, in denen das Rundohr im Auftrag der Professoren Zapotek und Marlin versucht, historische Mysterien zu lösen.

    All das würde es womöglich nicht geben, hätte der Schriftsteller H. G. Wells niemals seinen wegweisenden Roman „Die Zeitmaschine“ verfasst. Im Kino war konsequenterweise eine aufwändige Hollywood-Adaption dieses Romans ebenfalls stilbildend:

    Der in postapokalyptische Sphären abdriftende Sci-Fi-Film „Die Zeitmaschine“ von 1960 wurde mit seinem farbenfroh-kreativen Produktionsdesign, seinem waghalsigen Spagat zwischen Gravitas und schrägem Humor sowie seinen vielen, gelungenen Effektpassagen zum Klassiker. Falls ihr neugierig seid: „Die Zeitmaschine“ ist via Amazon Prime Video als VoD zum Leihen und Kaufen erhältlich.

    Wie in der Romanvorlage geht es darin um einen Erfinder im Viktorianischen Zeitalter, der in seinem Kollegium verlacht wird. Als er allen Zweiflern zum Trotz eine funktionierende Zeitmaschine baut, strandet er nach ein paar Zwischenstopps in einer erschütternden Zukunft: Die Menschheit, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr – und die zwei humanoiden Nachfolgerassen, die ihren Platz eingenommen haben, sind bis aufs Blut verfeindet...

    "Die Zeitmaschine": Aus Sozialparabel wird Pazifismus-Abenteuer

    Die von Regisseur George Pal und Autor David Duncan gestemmte Verfilmung nimmt sich allerdings einige Freiheiten. Die sind nicht bloß rein dramaturgischer Natur, sondern verschieben sogar die Kernaussage des Stoffs. Ein Verrat an ihr ist dabei aber nicht entstanden: Während Wells' Roman als Sozialkritik der englischen Gesellschaft seiner Zeit verstanden wird, ist „Die Zeitmaschine“ von 1960 eine ausgesprochene Anti-Kriegs-Parabel.

    Die Evolution sowie Aufsplittung der Menschheit in die verfeindeten Eloi und Morlocks beruht im Film daher nicht weiter auf Jahrhunderten des Klassenkampfs, sondern wird als Folge eines Nuklearkriegs skizziert. Das geht mit filmischen Schauwerte einher: Die Effektarbeit im Filmklassiker wurde mit einem Oscar prämiert, außerdem entwickelte sich das Design der titelgebenden Technologie zum Kultobjekt.

    Es muss ja nicht immer ein DeLorean sein: So stellte man sich 1960 eine Zeitmaschine vor! Warner Bros.
    Es muss ja nicht immer ein DeLorean sein: So stellte man sich 1960 eine Zeitmaschine vor!

    Durch Hauptdarsteller Rod Taylor als Zeitreisenden und Yvette Mimieux in der Rolle einer sich ihm anschließenden Frau aus einer anderen Zeit findet obendrein eine Balance aus Suspense und quirligem Humor Einzug in das Sci-Fi-Abenteuer.

    Deutliche Referenzen, subtile Verweise und ein eigenartiges Sequel

    In der Popkultur wurde oft auf „Die Zeitmaschine“ zurückgegriffen – manchmal subtil, andere Male überdeutlich. Beispielsweise dreht sich eine Episode der Hit-Sitcom „The Big Bang Theory“ um die Zeitmaschine sowie eine Reihe an Albträumen, die das kostspielige, filmnostalgische Fundstück bei den Serien-Nerds auslöst.

    Das Zeitmaschinendesign aus Pals Film taucht außerdem in „The LEGO Movie 2“, „Gremlins“, der 90er-Teenie-Serie „Clarissa“ und im Cartoon-Dauerbrenner „Die Simpsons“ auf. Weniger offensichtlich ging Sam Raimi vor: Der „Spider-Man“-Regisseur baute das penetrante Uhrenticken aus dem „Die Zeitmaschine“-Auftakt gewieft ins Finale seines Horror-Kults „Tanz der Teufel“ ein.

    Auch im humorvollen Blockbuster „Zurück in die Zukunft“ wird der 60er-Jahre-Meilenstein akustisch referenziert: Während Marty kurz nach Filmbeginn durch Doc Browns Labor streift, ertönt für einen flüchtigen Moment dieselbe Notenfolge, die im Klassiker zu hören ist, als dessen Protagonist erstmals durch die Zukunft spaziert.

    Ein paar Jahre nach der „Zurück in die Zukunft“-Uraufführung fanden beide Zeitreise-Filme auf außergewöhnliche Weise zusammen: 1993 wurde für den US-Fernsehsender PBS das 48-minütige Special „Time Machine: The Journey Back“ produziert. Diese Kuriosität des Regisseurs Clyde Lucas ist gleichzeitig eine zwei Filme abdeckende Kurz-Doku und ein Sequel!

    Ein Making-Of-Sequel-Hybrid

    Der erste Abschnitt von „Time Machine: The Journey Back“ dreht sich primär um das titelgebende Transportmittel aus dem 60er-Klassiker sowie um dessen Spezialeffekte. Anschließend meldet sich „Zurück in die Zukunft“-Star Michael J. Fox zu Wort und spricht über seine Erfahrungen am Set des Blockbusters von 1985 – und über seine Meinung zum ikonischen DeLorean.

    Zum Abschluss wechselt „Time Machine: The Journey Back“ von unserer Realität in die „Die Zeitmaschine“-Filmwelt und gestattet ein Wiedersehen mit dem Protagonisten, seinem besten Freund und einem Soldaten, dem er im Zuge seiner Zeitreisen begegnete. Rod Taylor, Alan Young und Whit Bissell schlüpften dafür erneut in ihre Rollen aus dem Original, das Skript zu diesem Segment wurde erneut von David Duncan verfasst.

    Wie passend, dass auch die „Zurück in die Zukunft“-Trilogie eine eigenartige, oft vergessene Fortsetzung erhielt. Mehr dazu verraten wir euch im folgenden Artikel:

    Ein vierter "Zurück in die Zukunft"-Film wurde 1991 veröffentlicht, aber kaum jemand weiß, dass er existiert: Er enthält den ultimativen Showdown

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