Nicht nur FILMSTARTS-Autor*innen müssen ihren Lebensunterhalt verdienen – auch Hollywood-Stars sind auf gut bezahlte Jobs angewiesen. Selbst eine gefeierte Schauspielerin wie Meryl Streep war zu Beginn ihrer Karriere nicht davor gefeit, eine Rolle aus rein finanziellen Gründen anzunehmen.
Doch während manche ihrer Kolleg*innen sich dabei in fragwürdigen Projekten wiederfanden (gemeint sind Sie, Mr. Pacino!), führte Streeps Entscheidung zu einem Meilenstein in der TV-Geschichte: der Mini-Serie „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“ aus dem Jahr 1978. Die vierteilige Serie erzählt die erschütternden Schicksale zweier Familien während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Im Fokus stehen die jüdische Familie Weiss und die Familie Dorf, deren Schicksale auf tragische Weise miteinander verbunden sind.
Während die Weisses immer stärker unter der brutalen Judenverfolgung leiden, steigt Erik Dorf (Michael Moriarty, „The Stuff“) in den Reihen der SS auf und wird zu einem zentralen Akteur im Holocaust. Besonders berührend ist die Geschichte von Inga Helms-Weiss (Meryl Streep) und Karl Weiss (James Woods, „Videodrome“), die als junges Paar alles daran setzen, den Verfolgungen zu entkommen.
Mit beklemmender Präzision zeigt die Serie die Eskalation von Diskriminierung, Deportation und die Schrecken der Konzentrationslager – und beleuchtet gleichzeitig den Mut und den Überlebenswillen der Betroffenen. Inszeniert wurde das Ganze von Marvin J. Chomsky, der bereits ein Jahr zuvor mit dem Sklaven-Drama „Roots“ die Finger tief in eine historische Wunde bohrte.
„Holocaust - Die Geschichte der Familie Weiss“ gilt bis heute als eine der bedeutendsten Fernsehproduktionen, die das dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte aufarbeitet. Für ihre Leistung als Inga Helms-Weiss wurde Streep mit einem Emmy als „Herausragende Hauptdarstellerin in einer Miniserie oder einem Fernsehfilm“ ausgezeichnet. Zwei Jahre bevor sie für „Kramer gegen Kramer“ ihren ersten von insgesamt drei Oscars erhielt. Die Grande Dame Hollywoods war übrigens bereits 21 Mal für den Academy Award nominiert!
Meryl Streep: "Ich habe es wegen des Geldes gemacht"
Trotz der Anerkennung stand Streep ihrer eigenen Leistung in der Serie ambivalent gegenüber – und das aus einem ungewöhnlichen Grund (via FarOutMagazine). Sie gab offen zu, die Rolle vor allem wegen des Geldes angenommen zu haben. „Ich habe es wegen des Geldes gemacht“, sagte sie. „Ich brauchte es dringend, und ich stehe dazu.“ Obwohl es nicht ungewöhnlich ist, dass Schauspieler gut bezahlte Projekte annehmen, fühlte sie sich unwohl, für eine Arbeit ausgezeichnet zu werden, die sie aus rein finanziellen Gründen übernommen hatte.
Neben der beruflichen Diskrepanz gab es auch private Gründe, warum Streep die Mini-Serie mit gemischten Gefühlen betrachtet. Die Premiere der ersten Folge im April 1978 fand weniger als einen Monat nach dem Tod ihres Partners John Cazale statt, der im Alter von nur 42 Jahren an Lungenkrebs starb.
Für die aufwändigen Dreharbeiten in Österreich und Deutschland war sie monatelang von ihm getrennt, während sich sein Gesundheitszustand zunehmend verschlechterte. Streep hätte das Projekt vermutlich abgelehnt, wenn sie früher von seiner Krankheit gewusst hätte. Zwar war sie an seiner Seite, als er starb, doch die Arbeit an „Holocaust - Die Geschichte der Familie Weiss“ nahm ihr kostbare Zeit mit ihm. Diese Entscheidung belastete sie sowohl beruflich als auch privat schwer.
Meryl Streep und ihre tragische Liebe zu einem Schauspiel-Hochkaräter
Falls euch der Name John Cazale nichts sagt: Er war eines der größten Talente seiner Generation. Unvergessen bleibt er als Fredo Corleone in „Der Pate“ (1972) und „Der Pate II“ (1974). Darüber hinaus war er in Klassikern wie „Hundstage“ (1975) und „Die durch die Hölle gehen“ (1978) zu sehen – letzterer mit Streep in einer Nebenrolle.
John Cazale spielte in insgesamt nur fünf (!) Spielfilmen mit, doch bemerkenswert ist: Jeder dieser Filme wurde für den Oscar als „Bester Film“ nominiert und hat bis heute nichts von seinem Klassikerstatus eingebüßt.
Cazale und Streep lernten sich 1976 bei den Proben zu William Shakespeares „Maß für Maß“ am New York Shakespeare Festival kennen. Über die Verbindung zu ihm sagte Streep einmal (via Express UK): „Er war wie niemand, den ich jemals getroffen habe. Es war seine Einzigartigkeit, seine Menschlichkeit, seine Neugier auf andere Menschen, sein Mitgefühl.“
Die Liebe zu John Cazale prägte Meryl Streep zutiefst – und machte seinen Verlust umso schmerzhafter. Es ist daher nur allzu verständlich, dass sie ambivalente Gefühle gegenüber ihrem größten TV-Erfolg hegt. Dennoch schmälert das nichts an der Bedeutung und Wirkung der Mini-Serie „Holocaust - Die Geschichte der Familie Weiss“. Solche Projekte sind wichtig – damals wie heute –, um das dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte im kollektiven Bewusstsein zu halten.
Zu den bekanntesten Werken dieser Art gehört zweifellos Steven Spielbergs mehrfach Oscar-prämierter Film „Schindlers Liste“ (1993). Doch nicht jeder konnte dem Klassiker etwas abgewinnen. Ein prominenter europäischer Regisseur bezeichnete das Werk sogar als „unsäglich“. Mehr dazu lest ihr im folgenden FILMSTARTS-Artikel:
"Ich finde es unsäglich": Dieser oscarprämierte Regisseur geht mit einem Meisterwerk von Steven Spielberg hart ins Gericht*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.