„Vaiana“ ist das, was man einen Spätzünder nennt. Im Kino fand der Animationsfilm zwar durchaus sein Publikum, reichte aber nicht an die Mega-Erfolge des Mäusestudios heran. Das änderte sich erst im Heimkino, denn nicht nur war das polynesische Inselabenteuer die meistverkaufte DVD/Blu-ray 2017, nein, im Streaming entfaltete der Fantasyfilm mit Dwayne Johnson seine ganze Dauerbrenner-Kraft und wurde 2023 sogar zum meistgestreamten Film in den USA. Am 28. November 2024 startet endlich „Vaiana 2“ in den deutschen Kinos – und das nach einer spannenden Produktionsgeschichte, denn ursprünglich war das Sequel als Serie konzipiert.
FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler hatte die Gelegenheit, mit David G. Derrick Jr. und Jason Hand, dem Regie-Duo hinter der Fortsetzung, über den Entstehungsprozess des Animationsfilms zu sprechen und der Frage nachzugehen, ob wir vielleicht doch irgendwann einmal die Serien-Version von „Vaiana 2“ zu Gesicht bekommen. Doch zuallererst wollten wir von dem Duo wissen, was es eigentlich mit dem Namensunterschied der Disney-Heldin auf sich hat. Schließlich heißt Vaiana in der englischen Originalfassung Moana...
Disney und seine verbundenen Unternehmen
FILMSTARTS: Wisst ihr eigentlich, warum Moana in Deutschland und Europa Vaiana heißt? Habt ihr die offizielle Erklärung dafür?
David G. Derrick Jr.: Es gibt bestimmte existierende Namensrechte, die bereits vergeben sind. Und so hat man sich für den europäischen Raum für Vaiana entschieden. Was ich an dem Wort Vaiana liebe, ist, dass Vai im Samoanischen Wasser bedeutet und Vaiana als „Die aus Wasser“ zu verstehen ist. Und so entspricht dieser Name auch unserer Welt und der Idee, die wir seit dem allerersten Film immer hatten. Dass der Ozean nicht etwas ist, das uns trennt, sondern etwas, das uns verbindet – und das ist, was Moana bzw. Vaiana ja repräsentiert.
FILMSTARTS: Und es hat natürlich nichts mit Moana Pozzi zu tun, jener Erwachsenenfilmdarstellerin aus Italien? [lacht]
Jason Hand: [lacht] Darüber weiß ich überhaupt nichts.
FILMSTARTS: Was war euer Ansatz für „Vaiana 2“? Wie wolltet ihr die Geschichte fortsetzen?
Jason Hand: Dave und ich haben beide schon an „Vaiana“ gearbeitet und wir lieben diesen Film einfach. Wir wollten die Geschichte von Vaiana fortsetzen, die Heldin an einen völlig neuen Ort bringen. Ich denke, wir haben sie in diesem Abenteuer weiter getrieben, als sie jemals zuvor gegangen ist.
David G. Derrick Jr.: Vaiana hat im ersten Teil nicht nur sich selbst, sondern auch ihr ganzes Volk auf so wunderbare und kraftvolle Weise wieder mit dem verbunden, wozu es bestimmt war – und ein Geheimnis entdeckt, das tiefer ging, als sie es damals verstanden hatte. Wir wollten diese Idee, dass sie sich mit ihrer Vergangenheit verknüpft hat, weiter ausbauen. Und so haben wir in dieser Geschichte viele neue Figuren hinzugefügt, die wichtig für die Zukunft und die Vergangenheit von Vaiana werden.
Jason Hand: Zudem wollten wir Vaiana und Maui zusammen ein neues Abenteuer erleben lassen. Natürlich gibt es da auch eine ganze Menge frischer Ideen, aber wir wollten das Zusammenspiel dieser beiden Figuren unbedingt wieder im Film haben, da es eins der besten Elemente des Vorgängers gewesen ist.
Disney und seine verbundenen Unternehmen
FILMSTARTS: Ab welchem Punkt war klar, dass der neue Moana-Teil keine Serie wird, sondern doch ins Kino kommt?
Jason Hand: Ich glaube, das war vor anderthalb Jahren oder so – und es war die logische Entscheidung. Die Serie war bereits als eine fortlaufende Geschichte konzipiert. Sie war zwar in einzelne Episoden aufgeteilt, aber nicht stückweise erzählt. Sobald wir also gemeinsam mit dem Studio und Bob Iger beschlossen hatten, dass wir „Vaiana 2“ zu einem Spielfilm machen wollten, haben wir die Geschichte neu ausgerichtet und uns stärker auf Vaianas Sichtweise fokussiert – und ich glaube, diese Entscheidung hat die Seherfahrung tatsächlich verbessert und die Erzählung fesselnder gemacht. Wir konnten so ein episches Abenteuer erzählen, das die Größe der Leinwand nutzt.
David G. Derrick Jr.: Wir sind damals in die Entwicklung der Serie gestartet, wie wir an jeden Film herangehen würden. Wir hatten unsere übergreifende Geschichte, wir hatten unser Thema, das uns sehr am Herzen lag, und das ist alles gleich geblieben, aber dadurch, dass wir eine Serie daraus gemacht haben, konnten wir uns auf all diese neuen Charaktere konzentrieren, die wir der Welt von Vaiana hinzugefügt haben, und wir konnten verstehen, wie sie am besten funktionieren. Als wir unseren Entwurf dann schließlich vorführten, wurde es offensichtlich, dass dies ein Film werden muss und dass dieses Abenteuer auf die größtmögliche Leinwand gehört. FILMSTARTS: Besteht also die Möglichkeit, dass wir den Film irgendwann in der Zukunft doch noch in einer Serien-Version bei Disney+ sehen werden? David G. Derrick Jr.: Wir wollten eine Geschichte vom Wachstum selbst erzählen – wir hören schließlich niemals auf zu entdecken, wer wir sind. Das Format dieses Abenteuers hat sich buchstäblich im Entstehungsprozess entwickelt und wird nur als Spielfilm existieren.
Disney und seine verbundenen Unternehmen
FILMSTARTS: In der Preview gab es bereits ein Wiedersehen mit den charmanten Kokosnuss-Piraten. Werden wir noch weitere bekannte Gesichter und Figuren im Film sehen? Jason Hand: Ja, eines der Dinge, die wir als Filmemacher tun wollten, war, einige der Figuren aus „Vaiana“ auf eine neue Art und Weise zu erzählen – darunter auch die Kakamoras, die Kokosnuss-Piraten. Wir wollten zeigen, dass sie sich entweder weiterentwickelt haben, wie z.B. die Bewohner von Vaianas Insel, oder den Zuschauern ein tieferes Verständnis für diese Charaktere geben. Jedes wiederkehrende Element haben wir aus einem bestimmten Grund zurückgebracht, da es eine Funktion in Moanas Entwicklungsreise erfüllt. Zudem bringt es dem Publikum ein Gefühl der Vertrautheit. Doch es gibt auch Dinge, die völlig neu sind. Insbesondere im dritten Akt haben wir die Welt gehörig erweitert.
FILMSTARTS: Der letzte Teil ist schon acht Jahre alt. Die Zuschauer von damals sind jetzt junge Erwachsene oder haben inzwischen vielleicht selbst Kinder. Inwieweit haben diese Überlegungen bei der Entwicklung des Films eine Rolle gespielt?
Jason Hand: Ich denke, dass Vaiana emotional gereift ist. Der Teil des Publikums, der den Film in jungen Jahren gesehen hat und jetzt zurückkommt und vielleicht sogar die eigene Familie mitbringt – was ein unglaublicher Gedanke ist – wird sehen, dass auch die Heldin erwachsen geworden ist und sich neuen Herausforderungen stellen muss. Aber es ist noch immer eine Geschichte, die für die ganze Familie gedacht ist.
Auch äußerlich hat sich Vaiana entwickelt: Sie trägt neue Kleidung, hat eine neue Frisur und mehr Salz in den Haaren, weil sie draußen auf dem Meer unterwegs ist. Aber ich denke, im Kern ist Vaiana die gleiche unglaubliche Figur, die sie vorher war. Sie kümmert sich um die Menschen und würde alles tun, um sicherzustellen, dass sie eine bessere Zukunft haben.
