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    "Ich hasse ihn": Jackie Chan hat ein großes Problem mit einem seiner erfolgreichsten Filme
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Liebt es, wenn Filme in Bewegung sind – und bekommt von (guten!) Action-Filmen deshalb niemals genug. „Speed“ hat seine Leidenschaft für Action-Kino einst entfacht, und durch Filme wie „Ambulance“ oder „RRR“ lebt sie weiter.

    Die „Rush Hour“-Trilogie zählt zu den größten Erfolgen in der Filmografie von Jackie Chan. Die Martial-Arts-Legende selbst kann den Actionkomödien aber rein gar nichts abgewinnen.

    Wer sich für Actionkino interessierte, musste in den 1980er-Jahren nach Hongkong schauen. Nirgends entstanden so aufregende, vitale, kreative und verrückte Filme wie in der asiatischen Metropole. Das hat man irgendwann auch in Hollywood gemerkt – und die Protagonist*innen des Hongkong-Actionkinos dazu eingeladen, mit ihren Inszenierungskünsten und Kampfsport-Skills frischen Wind in den US-amerikanischen Actionfilm zu bringen.

    So drückten u.a. John Woo („The Killer“, „Im Körper des Feindes“), Tsui Hark („Once Upon A Time In China“, „Knock Off“) oder Ringo Lam („Prison On Fire“, „Maximum Risk“) dem US-Actionkino in den 1990er-Jahren ihren Regie-Stempel auf. Auch Stars wie Chow Yun-fat, Jet Li und natürlich Jackie Chan zog es nach Amerika.

    Chan startete seine Karriere als Stuntman, bevor er Ende der 1970er mit Filmen wie „Sie nannten ihn Knochenbrecher“ zum Hauptdarsteller aufstieg. Bereits 1981 versuchte er dabei, auch in Hollywood Fuß zu fassen – so spielte er neben u.a. Burt Reynolds und Roger Moore eine kleine Rolle in der Actionkomödie „Auf dem Highway ist die Hölle los“. Doch es sollte noch fast 15 Jahre dauern, bis der „Police Story“-Star in den USA seinen Durchbruch feiern konnte:

    Rumble In The Bronx“ (inszeniert von dem ebenfalls aus Hongkong stammenden Stanley Tong, der seine ersten Karriereschritte als Stuntman von Jackie Chan machte) war mit seiner Mischung aus waghalsigen Stunts und Slapstick-Humor im Jahre 1995 ein großer Erfolg – und öffnete dem heute 70-Jährigen sämtliche Türen in Hollywood. Drei Jahre später wurde ihm dann ein Film angeboten, der zu einem seiner größten Erfolge werden sollte: „Rush Hour“ (1998), der erste Teil der Buddy-Cop-Trilogie, in der Chan an der Seite von Chris Tucker zu sehen war.

    Vor allem im Westen dürften nicht wenige Filmfans (inklusive dem Autor dieser Zeilen) durch „Rush Hour“ zum ersten Mal auf Jackie Chan aufmerksam geworden sein. Der Actionspaß von Brett Ratner spülte weltweit über 244 Millionen US-Dollar in die Kinokassen, was in den USA sogar für Platz 7 der Jahrescharts reichte (vor Blockbustern wie „Godzilla“ und „Deep Impact“). 2001 kam eine sogar noch erfolgreichere Fortsetzung auf die Leinwand. „Rush Hour 3“ (2007) wiederum, der dritte und bis dato letzte Film der Reihe, wurde nur deshalb nicht zum Hit, weil er satte 180 Millionen Dollar Budget und damit gut doppelt so viel Geld wie Teil 2 verschlang.

    Was viele Fans überraschen wird: Chan selbst kann den „Rush Hour“-Filmen nicht sonderlich viel abgewinnen – und hatte schon auf Teil 1 eigentlich gar keine Lust. In einem Interview mit der australischen Kino-Website Dark Horizons verriet der „Powerman“-Darsteller: „Ich hatte das Vertrauen in den amerikanischen Markt verloren. Ich weiß nicht, was das amerikanische Publikum mag. Mein Manager hat mich angefleht, den Film zu machen. […]“

    Jackie Chan haderte mit dem Hollywood-System ...

    Zwischen seinen US-Filmen hat Chan immer wieder auch in seiner Heimat Hongkong gearbeitet. Denn dort hatte er deutlich mehr kreative Kontrolle und ein größeres Mitspracherecht. Während er in Filmen wie „Rush Hour“ nur als Star vor der Kamera stand, war er an vielen seiner Hongkong-Werke auch als Choreograf, Kameramann und Regisseur beteiligt.

    „Ich hasse das amerikanische System“, gibt Chan unverblümt zu. „Ich darf den Tisch nicht verschieben. Ich kann den Dolly nicht bewegen. Ich kann meinen Kamerawinkel nicht festlegen, weil das der Kameramann macht. Der Kameramann ist nicht der Action-Regisseur! Wie kann er den für mich besten Winkel kennen?“

    Dazu kommt ein weiterer eklatanter Unterschied: Laut Chan werde in den USA für Actionsequenzen oftmals nur ein einziger Drehtag angesetzt, während für Dialogszenen bis zu fünf Tage zur Verfügung stünden. In Hongkong sei genau das Gegenteil der Fall. „Wenn ich in Asien einen Actionfilm drehe, brauche ich drei Monate für eine fünfminütige Kampfszene“, so der Ehrenoscar-Preisträger. „Ein Dialog dauert einen Tag. Das ist etwas völlig anderes.“

    ... und glaubte nicht daran, dass "Rush Hour" zum Erfolg wird!

    Auch den Humor von „Rush Hour“ habe er nicht verstanden. Besonders an der Szene, in der er und Tucker den Edwin-Starr-Song „War“ singen und dabei mit dem Kopf wippen, reibt sich das Martial-Arts-Genie. Sein Gedanke, als er den bei Fans des Films besonders beliebten humoristischen Moment zum ersten Mal sah: „Das war's, meine Karriere ist beendet.“

    Dass „Rush Hour“ stattdessen zum Welterfolg wurde, hat ihn schließlich völlig überrumpelt: „Ich gehe zurück nach Asien und erzähle all meinen Freunden, wie sehr ich das amerikanische System und ‚Rush Hour‘ hasse. Bumm, ich bekomme einen Anruf, großer Erfolg.“

    Sein Hadern mit der amerikanischen Filmkultur im Allgemeinen und den „Rush Hour“-Filmen im Speziellen hat Chan in den darauffolgenden Jahren immer wieder zum Ausdruck gebracht, auch wenn er trotzdem in vielen weiteren US-Produktionen mitwirkte, etwa „Shang-High Noon“ mit Owen Wilson oder dem „Karate Kid“-Remake von 2010. Sein knapper Kommentar dazu: „Ich habe erkannt, dass alles, was ich für nicht lustig halte, in Wahrheit eigentlich lustig ist.“

    Auch John Woo erlitt übrigens einen kleinen Kulturschock, als er einen Actionfilm mit Jean-Claude Van Damme drehte. Was da genau los war, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    "Ich war ziemlich schockiert": Action-Legende packt über Jean-Claude Van Damme und die Arbeit in Hollywood aus

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