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    "Totaler Hollywood-Mist": Diese Szene in "Gladiator 2" sorgt jetzt schon für Kritik – so wird sie von Ridley Scott verteidigt
    Annemarie Havran
    Annemarie Havran
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    „Braveheart“, „Gladiator“, „Bridgerton“, „Downton Abbey“ und Co.: Historische Stoffe – sie müssen nicht unbedingt realistisch sein – haben es Annemarie angetan.

    Das Historien-Epos „Gladiator II“ ist noch nicht einmal im Kino angelaufen, schon sorgen einige Szenen für Aufregung unter Wissenschaftlern. Das kennt Ridley Scott schon von seinem Biopic „Napoleon“ – und verteidigt seine Vision mit klaren Worten.

    Paramount Pictures

    Brot und Spiele im Römischen Reich – hat das wirklich so ausgesehen wie in „Gladiator“ und „Gladiator 2“? Wie historisch akkurat ist die Monumentalfilm-Reihe von Ridley Scott? Und wie akkurat muss sie überhaupt sein, wenn es sich doch um pures Popcorn-Vergnügen handelt und nicht um Dokumentarfilme? Schon vor Kinostart des Blockbusters am 14. November 2024 ist so nun die Debatte losgetreten worden, was in Scotts epischem Drama jetzt realitätsgetreu ist und was an den Haaren herbeigezogen. Und eine Szene scheint die Gemüter besonders zu erhitzen:

    „Totalen Hollywood-Mist“ nennt Dr. Shadi Bartsch die Szene in „Gladiator II“, in der die Gladiatoren im gefluteten Kolosseum gegen Haie kämpfen. „Ich denke nicht, dass Römer wussten, was ein Hai ist“, wird die Altphilologin mit einer Professur an der University of Chicago vom Hollywood Reporter zitiert. Dass in der Arena See-Schlachten nachgestellt wurden, entspreche aber immerhin der Wahrheit.

    Haie im Kolosseum? Klar, fischt man sich einfach aus dem Meer!

    Die Frage nach der Realitätstreue des Blockbusters beschäftigt aber nicht nur Wissenschaftlerinnen, sondern natürlich auch Film-Magazine. Von Collider auf das mit Wasser gefüllte Kolosseum und die darin schwimmenden Haie angesprochen, setzte Regisseur Ridley Scott sofort zur Verteidigung der kontroversen Szene an. Zumindest bei der Nachstellung der Schlachten orientiert sich der Filmemacher dabei ja auch tatsächlich an der Realität: „Das Kolosseum wurde mit Wasser geflutet und es gab See-Schlachten.“

    Doch Collider ließ nicht locker und fragte noch einmal explizit nach den Knorpelfischen: „Hatten sie damals aber auch Haie?“ Und laut Scott ist das durchaus möglich – aber der lockere Ton seiner Antwort macht auch klar, dass es eben ein Film ist, und darin ist nun mal alles möglich: „Dude, wenn du ein Kolosseum bauen kannst, kannst du es auch mit verdammtem Wasser fluten. Was willst du von mir? Und dann holt man sich ein paar Haie mit einem Netz aus dem Meer, ist ja wohl kein Ding? Natürlich konnten sie das.“

    Im Interview mit Collider war auch „Gladiator II“-Hauptdarsteller Paul Mescal am Start und der kommentierte Scotts Ausführungen einfach nur trocken: „Da habt ihr es.“ Weiter scherzte das Duo, es seien ja auch nur kleine Haie. „Die waren nur so 1,80 bis 2 Meter groß.“

    Nashörner gab es in der Arena – aber anders

    Während das mit den Haien laut Dr. Shadi Bartsch aber nun mal frei erfunden ist (wir warten noch auf die Gegendarstellung anderer Wissenschaftler*innen und sind uns sicher, dass es im Zuge des Kinostarts von „Gladiator II“ so einige Interviews dazu geben wird), soll eine andere Tier-Darstellung im „Gladiator“-Sequel korrekt sein: Nashörner gab es im Kolosseum.

    „Martial hat 80 A.D. ein Gedicht darüber geschrieben, wie ein Rhinozeros einen Bullen in die Luft wirbelt“, erklärt die Wissenschaftlerin. Allerdings seien es damals Nashörner mit einem Horn gewesen und nicht die Arten mit zwei Hörnern, wie sie in Scotts Action-Epos zu sehen sind. Außerdem wisse man nichts darüber, dass Gladiatoren auf diesen Tieren geritten seien, wie es Scott im Film zeigt.

    Zeitung lesen im Café? Rote Karte für Ridley Scott

    Doch den größten Anachronismus sieht Bartsch gar nicht mal in den actiongeladenen Tier-Szenarien, sondern in einer kleinen Alltags-Szene in „Gladiator II“: Ein römischer Adeliger liest eine Zeitung in einem Café. Dabei war der Druck damals noch gar nicht erfunden – und Cafés gab es auch nicht, so Bartsch. Tagesaktuelle Nachrichten habe es zwar gegeben, sie wurden allerdings in Platten eingraviert und an bestimmten Orten ausgehängt. „Man musste zu ihnen hingehen, man konnte sie nicht in der Hand halten.“

    Euch sind solche historischen Ungenauigkeiten egal? Ridley Scott irgendwie auch, denn der Artikel des Hollywood Reporters schließt mit einer Aussage des Filmemachers ab: „Wenn man im Jahr 2024 angelangt ist, ist alles Spekulation.“ Das Ergebnis könnt ihr euch ab dem 14. November 2024 im Kino ansehen – nicht nur mit Haien, Nashörnern und wildgewordenen Affen, sondern auch mit Paul Mescal, Pedro Pascal, Denzel Washington, Connie Nielsen, Fred Hechinger und Joseph Quinn. Dafür aber nicht mit der Musik von Hans Zimmer. Warum, das erfahrt ihr in diesem Artikel:

    Die Musik in "Gladiator 2" stammt nicht von Hans Zimmer – deshalb wird sie euch trotzdem bekannt vorkommen

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