1998 kamen gleich zwei Weltkriegsfilme von berühmten Regisseuren in die Kinos, die äußerlich zu viele Ähnlichkeiten aufwiesen, um gleichermaßen erfolgreich sein zu können – deren inszenatorischen Ansätze sich aber radikal voneinander unterschieden.
Während Steven Spielberg „Der Soldat James Ryan“ als geradliniges Hollywood-Epos anlegte, entschied sich Terrence Malick – der mit „Badlands“ und „In der Glut des Südens“ in den 70er Jahren zwei New-Hollywood-Klassiker verantwortete, bevor er zwei Jahrzehnte lang pausierte – für einen elegischen, vergleichsweise fragmentarischen und assoziativen Stil, der deutlich von den Sehgewohnheiten eines Mainstream-Publikums abwich.
So konnte es beim Kinokassen-Duell der ungleichen Kontrahenten eigentlich nur einen Gewinner geben: „Der Soldat James Ryan“ wurde mit einem Einspielergebnis von rund 482 Millionen US-Dollar zum weltweit zweiterfolgreichsten Film des Jahres, während „Der schmale Grat“ mit 98,1 Millionen Dollar eindeutig das Nachsehen hatte.
Auch bei den Oscars hatte Steven Spielberg die Nase vorn: „Der schmale Grat“ war zwar für sieben Goldstatuen nominiert, doch „Der Soldat James Ryan“ konnte fünf von insgesamt elf möglichen Academy Awards tatsächlich gewinnen – darunter für die Beste Regie. An dem Meisterwerk-Status, den „Der schmale Grat“ heute genießt, ändert das allerdings nichts: Wir von FILMSTARTS etwa vergaben für den Film die seltene Maximalwertung von 5 von 5 Sternen.
Für einen ästhetisch so wagemutigen Film wartet „Der schmale Grat“ übrigens mit einer geradezu aberwitzigen Starbesetzung auf: Die Soldaten, die während des Zweiten Weltkriegs auf der von den Japanern besetzten Südsee-Insel Guadalcanal stranden, werden u.a. von Sean Penn, George Clooney, John Cusack, John Travolta, Jim Caviezel, John C. Reilly, Nick Nolte, Adrien Brody, Woody Harrelson und Jared Leto gespielt – die teils nur für wenige Minuten tatsächlich im Film auftauchen.
Doch eigentlich wären in dem Film sogar noch einige Hollywood-Größen mehr zu sehen gewesen. Die Filme von Terrence Malick entstehen meist erst im Schneideraum, und so brauchte der heute 80-Jährige verschiedenen Berichten zufolge ganze sieben Monate, bis es ihm gelungen war, das ihm zur Verfügung stehende Material auf immer noch epische 171 Minuten einzudampfen.
Diese Stars schafften es nicht in die finale Kinoversion von "Der schmale Grat"
Diesem aufwändigen Prozess fielen auch einige Star-Auftritte zum Opfer: Mickey Rourke („The Wrestler“) spielte beispielsweise einen Scharfschützen, schaffte es aber nicht in die finale Schnittfassung. Das gleiche gilt auch für Bill Pullman („Independence Day“), der zwar auf Werbefotos zu sehen war – nicht aber im Film.
Auch die Rolle von Lukas Haas („Der einzige Zeuge“) wurde kurzerhand gestrichen, während Billy Bob Thornton („Armageddon“) ein mehrstündiges Voice-Over aufnahm, das Malick letztlich nicht verwendete. Gary Oldman („Das fünfte Element“) hingegen bekam gar nicht erst die Chance, seine geplanten Szenen überhaupt zu drehen, obwohl er für den Film gecastet wurde.
Ach ja, und falls ihr im Abspann die Namen von Martin Sheen („Apocalypse Now“) und Viggo Mortensen („Der Herr der Ringe“) entdeckt und euch fragt, ob ihr sie möglicherweise übersehen habt: Beide treten in „Der schmale Grat“ nicht auf – da sie aber zuvor an Proben teilgenommen hatten, entschied sich Malick dafür, sie in den Credits zu nennen.
Übrigens gibt es neben „Der schmale Grat“ und „Der Soldat James Ryan“ noch zahlreiche weitere Fälle von sogenannten Zwillingsfilmen, die wir für euch im folgenden Special zusammengefasst haben:
"Armageddon" vs. "Deep Impact" und über 50 weitere legendäre Kinoduelle: Wer gewinnt den Kampf der Zwillingsfilme?Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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