„Caligula“ von 1979 ist wohl der Inbegriff eines Skandalfilms. In Zusammenarbeit mit dem Erotik-Magazin Penthouse wurde hier ein Historien-Epos auf die Beine gestellt, bei dem es natürlich nicht um geschichtliche Genauigkeit ging. Stattdessen lag das Hauptaugenmerk auf den zelebrierten Sex- und Gewaltexzessen, denen sich Imperator Caligula (Malcolm McDowell) hingegeben hat.
Regisseur Tinto Brass durfte dabei allerdings nie den Film in Szene setzen, der ihm eigentlich vorschwebte. Dieser plante nämlich eigentlich einen anspruchsvollen, komplexen Historienfilm – was den Penthouse-Entscheidungsträgern ganz und gar nicht in den Kram passte. Letztlich wurde Brass vom Filmschnitt ausgeschlossen, es wurden zahlreiche Szenen verändert und haufenweise pornografische Material hinzugefügt.
"Caligula" kommt wieder in die Kinos
Herausgekommen ist ein absolutes Kuriosum, welches nach unzähligen Schnittfassungen im letzten Jahr auch einen Ultimate Cut spendiert bekommen hat, der 2023 seine Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes feierte (und erneut nicht von Brass abgesegnet wurde). Kratzer und grobe Verschmutzungen wurden mit modernster Technik entdeckt, alternative Kameraeinstellung eingebaut, Hintergründe durch digitale Effekte aufbereitet und Originaldialoge anhand von Audioaufnahmen des Drehs verwendet.
Genau diesen Ultimate Cut bringt Tiberius Film nun auch wieder in die Kinos – ab dem 7. November 2024 könnt ihr also einen der größten Skandalfilme, wenn nicht sogar DEN größten Skandalfilm, auf der großen Leinwand nachholen. Hier übrigens das offizielle Poster:
Dass „Caligula“ zum Skandalfilm wurde, ist nicht verwunderlich. Die Sex- und Gewalteskapaden sind völlig willkürlich in den Film eingebaut und niemals handlungsorientiert. Das führte zu einer umfangreichen Zensurgeschichte. 1979 wurde eine um 54 (!) Minuten geschnittene Fassung in die Kinos gebracht. In Deutschland stand der Film bis 2018 auf dem Index. Inzwischen kann man die 156-minütige Kinofassung von „Caligula“ ganz problemlos hierzulande kaufen.
Der Ultimate Cut kommt übrigens auf epische 178 Minuten – und dürfte aus filmhistorischer Sicht ziemlich interessant sein. Denn durch das Auffinden des verschollen geglaubten Originalnegativs im Penthouse-Archiv könnte die neue Schnittfassung ein wenig näher an das Originaldrehbuch von Gore Vidal herankommen. Aber es steht außer Frage, dass auch in dieser Fassung Orgien, Folter, Tyrannei und die Lust an der Unterdrückung im Zentrum stehen.
Mit Skandalfilmen kenn sich auch Regie-Ikone John Waters bestens aus. Nach 20 (!) Jahren will der Kunst-Provokateur wieder einen Film drehen – und seine Hauptdarstellerin hat er auch schon gefunden. Mehr dazu im nachfolgenden Artikel:
Skandal-Regisseur macht ersten Film seit 20 (!) Jahren - in seinen Filmen wurde Hundekot gegessen und vor der Kamera kopuliert