In den vergangenen sechs Jahren habe ich „La Flor“ wirklich jedem empfohlen, der nicht bei drei auf den Bäumen war – und ich habe selbst nach 72 Monaten nicht vor, sobald damit aufzuhören. Denn natürlich muss man bei einem Film, der mehr als 14 Stunden lang ist und sich nicht so leicht in eine Schublade einordnen lässt, mehr Überzeugungsarbeit leisten als bei einem knackigen 90-Minuten-Action-Film!
Was genau ist "La Flor" eigentlich?
„La Flor“ ist ein (!) Film, der allerdings aus sechs unterschiedlich langen Kapiteln besteht – wobei die vier Hauptdarstellerinnen in jedem Teil eine andere Rolle spielen. Es gibt eine Horrorgeschichte über eine verfluchte Mumie sowie einen sechsstündigen, den Globus umspannenden Agenten-Thriller ...
... und selbstverständlich auch eine „Twilight Zone“-trifft-„Harry Potter“-Meta-Dokumentation über den Regisseur selbst, der nur noch Bäume filmen will, weil ihm seine vier weiblichen Stars nach sechs Jahren Drehzeit (insgesamt wurde „La Flor“ über zehn Jahre hinweg gedreht) mächtig auf die Nerven gehen.
Als ob das Kino ganz neu erfunden wurde
So wirkt „La Flor“ letztendlich, als hätten sich die Macher*innen alle denkbaren Zutaten aus 120 Jahren Filmgeschichte genommen, um in ihrer brodelnden, dampfenden Hexenküche die Idee vom Kino noch einmal völlig neu zusammenzubrauen! Regisseur Mariano Llinás zollt den verschiedenen Genres vom B-Movie-Horrorfilm bis zum Martial-Arts-Agentenstreifen Tribut, nur um die gängigen Konventionen im selben Moment vollständig zu demontieren...
Das ist ein mitreißendes Experiment, das nicht nur für einen Filmkritiker wie mich sauspannend ist – sondern auch einfach so unheimlich viel Spaß macht! Schließlich ist das alles kein schwarz-weißes Slow Cinema, sondern ein bunt zusammengewürfelter Genre-Mischmasch, der selbst über die extrem lange Laufzeit hinweg grandios unterhält.
Mein Fazit lautet deshalb auch: 5 Sterne – aber sowas von! Eine der spannendsten, lustigsten, überraschendsten, faszinierendsten Kinoerfahrungen meines Lebens! Überwindet euren inneren Schweinehund und traut euch!
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Wie sollte man "La Flor" gucken
Aufgrund seiner Einteilung in Kapitel kann man „La Flor“ gut in drei bis sechs Sessions ansehen. Ich selbst habe ihn damals an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Kino gesehen:
Der neue beste Film aller Zeiten stammt von einer Frau: Die größten Filmkenner*innen der Welt haben zum ersten Mal seit 2012 wieder abgestimmt!So kann man „La Flor“ auch beim Streaming-Anbieter in mehreren Stücken schauen – oder eben im Ganzen durch (nur aufpassen, dass ihr dann auch den Abspann nicht einfach überspringt, der ist nämlich auch noch mal 40 Minuten lang und enthält eine einzige lange, am Stück gedrehte Filmsequenz, die man dann nach fast 14 Stunden auch nicht einfach weglassen sollte).
Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich in den vergangenen Jahren die Beschwerde gehört habe, dass doch sowieso nur noch die immergleichen Filme gedreht werden – aber wenn man das so sieht, dann sollte man ruhig mal über seinen Schatten springen, und etwas so aufregend-anderes wie „La Flor“ auch einfach mal ausprobieren…
Der neue beste Film aller Zeiten stammt von einer Frau: Die größten Filmkenner*innen der Welt haben zum ersten Mal seit 2012 wieder abgestimmt!Dies ist eine angepasste und überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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