Eine der facettenreichsten Karrieren Hollywoods hat zweifellos Clint Eastwood hingelegt. Vom wenig beachteten Serienschauspieler zum Aushängeschild des Italo-Westerns, weiter zum Hollywood-Star und schließlich zum Oscar-gekrönten Regisseur von Filmen wie „Erbarmungslos“ (1992) und „Million Dollar Baby“ (2004) – Eastwoods Karriere war und ist ein Paradebeispiel für Vielseitigkeit.
Diese Abwechslung war für ihn stets von großer Bedeutung, denn obwohl er besonders im Western-Genre wiederholt Archetypen verkörperte, stellte er sich immer wieder neuen Herausforderungen – sowohl vor als auch hinter der Kamera.
"Dirty Harry" wollte nicht rot sehen
Ein gutes Beispiel dafür ist seine Absage an einen der größten und kontroversesten Rachefilme der Filmgeschichte: „Death Wish“, hierzulande besser bekannt unter dem Titel „Ein Mann sieht rot“. Der Film von 1974 erzählt die Geschichte des Architekten Paul Kersey, der das Gesetz in die eigene Hand nimmt, nachdem seine Frau von Gangstern ermordet und seine Tochter brutal attackiert wurde.
Nur drei Jahre zuvor hatte Eastwood mit der Rolle des knallharten Cops „Dirty Harry“ seine Popularität massiv gesteigert. Harry Callahan war ein eher reaktionärer Gesetzeshüter, der keine Skrupel hatte, erst zu schießen und dann zu fragen. Genau deshalb waren die Produzenten von „Ein Mann sieht rot“ sehr daran interessiert, dass Eastwood die Hauptrolle in ihrem Film übernimmt. Doch er hatte kein Interesse.
Warum lehnte er ab? So genau wusste Eastwood das anscheinend selbst nicht (via FarOutMagazine). Stattdessen schlug er als Ersatz Gregory Peck („Ein Herz und eine Krone“) vor, eine echte Hollywood-Legende, und begründete seine Ablehnung der Rolle mit den Worten: „Manchmal geht es in diesem Geschäft nicht darum, das zu tun, was sinnvoll ist.“
Ob es sinnvoll war, sei dahingestellt, aber seiner Karriere hat es definitiv nicht geschadet. Am Ende bekam Charles Bronson, ein anderer Westernstar („Spiel mir das Lied vom Tod“), die Rolle in „Ein Mann sieht rot“ und machte sie zu seiner eigenen.
„Ein Mann sieht rot“ spielte bei einem geschätzten Budget von 3,7 Millionen US-Dollar weltweit 22 Millionen US-Dollar ein – ein beachtliches Ergebnis für das Jahr 1974. Bis 1994 folgten noch vier weitere Fortsetzungen – alle mit Charles Bronson in der Hauptrolle und fast alle mit erheblichen Schwierigkeiten in Deutschland.
Interessanterweise wurde der zweite Teil der Reihe, „Der Mann ohne Gnade - Death Wish II“, 2018 sogar erneut indiziert, nachdem ein Jahr zuvor die anderen Sequels vom Index befreit worden waren. Das „Death Wish“-Remake von „Borderlands“-Regisseur Eli Roth aus dem Jahr 2018 mit Bruce Willis in der Hauptrolle hatte solche Probleme nicht und schaffte es mit einer FSK-18-Freigabe durch die Altersprüfung.
Eastwood wollte lieber auf der Seite des Gesetzes stehen
Ob die Gewalt in „Ein Mann sieht rot“ der Grund für Eastwoods Ablehnung war, ist fraglich. Vermutlich wollte er einfach vermeiden, sich zu wiederholen, da „Dirty Harry“ und Paul Kersey zwar charakterlich unterschiedlich sind, aber doch eine relativ ähnliche Agenda verfolgen, wenn es um das Gesetz geht. Vielleicht wollte Eastwood auch lieber das gute Gefühl haben, dass seine Rolle als Polizist – zumindest auf dem Papier – auf der richtigen Seite des Gesetzes steht.
Übrigens war auch „Dirty Harry“ der Startschuss einer erfolgreichen Filmreihe. Insgesamt wurden vier weitere Teile produziert. Der letzte, „Das Todesspiel“, erschien 1988 und bot neben „Taken“-Star Liam Neeson auch Jim Carrey in einer frühen Rolle. Carrey trat als Rockstar Johnny Squares auf und bezeichnete Eastwood später als einen seiner ersten Unterstützer, was den Startschuss für seine Karriere bedeutete.
Manchmal muss man halt einfach Glück haben – genau wie Clint Eastwood, der bei „Dirty Harry“ ursprünglich auch nur die zweite Wahl war und die Rolle nur bekam, weil der Favorit der Produzenten kein Interesse hatte. Mehr Details erfahrt ihr im folgenden FILMSTARTS-Artikel.
Clint Eastwood wurde nur deshalb zu "Dirty Harry", weil eine andere Western-Ikone die Rolle abgelehnt hat*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.