Wenn Kevin Costner („Bodyguard“) auf dem Regiestuhl Platz nimmt, dann kann man sich auf eine brachial-ausschweifende Geschichte einstellen. Aktuell arbeitet der „Yellowstone“-Star sogar an seinem definitiven Epos: „Horizon“ wird eine mehrteilige Saga über die Besiedlung des amerikanischen Westens. Aber schon viele Jahre vorher hat Costner als Regisseur bewiesen, dass Größe für ihn sehr wohl eine Rolle spielt: Neben seinem Oscar-Abräumer „Der mit der Wolf tanzt“ sollte „Postman“ 1997 diesen Umstand dick unterstreichen.
Im Gegensatz zu dem feinfühligen Western-Meisterwerk „Der mit dem Wolf tanzt“, bei dem Costner wie aktuell auch bei „Horzion“ alles auf die Waagschale legte, konnte „Postman“ aber weder die Kritik, noch das Publikum begeistern und gilt heute als einer der massivsten Flops des 90er-Jahre-Kinos. Außergewöhnlich ist der Film in seinen monumentalen Ambitionen aber zweifelsohne. Ihr habt „Postman“ noch nicht gesehen? Dann könnt ihr ihn bis einschließlich 18. August bei Amazon Prime Video nachholen.
Darum geht’s in "Postman"
Ein Atomkrieg hat im Jahre 2013 dafür gesorgt, dass die Welt, so wie wir sie kennen, nicht mehr existiert. Stattdessen regiert die absolute Gesetzlosigkeit. Die Überlebenden der nuklearen Katastrophe werden von dem tyrannischen General Bethlehem (Will Patton) auf brutale Art und Weise unterdrückt. Doch eines Tages scheint sich ein Hoffnungsschimmer am Firmament zu offenbaren:
Ein geheimnisvoller Fremder trifft ein. Dieser ist in eine Postuniform gekleidet, die er zuvor zufällig in einem Autowrack gefunden hat. Mit einem Sack voll Briefen im Schlepptau verfolgt er nun den Plan, die Vereinigten Staaten wiederherzustellen. Als Postbote wird er für die Unterdrückten zu einem Symbol des Widerstands und ist nicht nur überzeugt, alle Briefe auszuliefern, sondern nimmt auch den Kampf gegen Bethlehem an...
Immer an der Grenze zur Lächerlichkeit
Ja, Kevin Costner hat eine große Leidenschaft für Gründungsmythen. „Der mit dem Wolf tanzt“, „Waterworld“, „Open Range“ und natürlich auch „Postman“ bedienen dieses Narrativ. Der heilige, sich über drei Stunden auch gerne mal kaugummiartig ziehende Ernst, mit dem Costner die Rekonstruktion des Postwesens hier in Szene gesetzt hat, berührt in ihrer pathetischen Inbrunst aber konsequent die Grenze zur Lächerlichkeit.
Das kann man als Kuriosum sehen, dem ein wunderbar fehlgeleiteter Zauber innewohnt. Das Gros der Fachpresse aber war von „Postman“ aber einfach nur angeödet bis entsetzt. Bei der englischsprachigen Kritiker-Sammelseite Rotten Tomatoes liegt der Durchschnitt positiver Kritiken bei verheerenden 14 Prozent. Die FILMSTARTS-Kritik fällt mit 2,5 von 5 Sternen hingegen schon etwas gnädiger, aber sicherlich auch nicht gut aus. Um das Kevin-Costner-Schaffen in all ihren (gerne seltsamen) Blüten zu fassen zu kriegen, gibt es an „Postman“ aber definitiv kein Vorbeikommen.
Ob Kevin Costner „Postman“ im Nachhinein bereut? Womöglich. Dass er ein Kriegs-Meisterwerk nur aufgrund seines Bruders abgelehnt hat, macht ihm heute aber definitiv noch zu schaffen:
Wegen seines Bruders: "Yellowstone"-Star Kevin Costner lehnte Rolle in Kriegsfilm-Meisterwerk ab – und bereut diese Entscheidung bis heuteDieser Artikel basiert auf einem bereits auf FILMSTARTS erschienenen Beitrag.
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