Einer der größten Festival-Hypes 2023 findet endlich seinen Weg in ein Streaming-Abo – und das Timing könnte kaum besser sein. Schließlich herrscht in weiten Teilen Europas eine brütende Hitze, und viele Jugendliche sowie junge Erwachsene begeben sich knapp bekleidet, völlig verschwitzt und voller Liebesdurst in den Partyurlaub.
Es ist genau dieser Mix aus Hitze, brodelnden Hormonen und einem gefährlichen Erwartungsdruck, dem sich der mehrfach preisgekrönte Coming-Of-Age-Film „How To Have Sex“ annimmt. Egal, ob ihr selbst zum Partyurlaub-Publikum gehört, gehört habt, gehören wollt oder ihm stets aus dem Weg gegangen seid: Das Anschauen lohnt sich! „How To Have Sex“ ist ab sofort im Abo von Amazon Prime Video verfügbar.
Darum geht es in "How To Have Sex"
Bald nimmt für Tara (Mia McKenna-Bruce), Skye (Lara Peake) und Em (Enva Lewis) die gemeinsame Schulzeit ein Ende. Erst einmal steht aber Urlaub auf Kreta an, wo berüchtigte Partymeilen locken. Dort werden aber auch Risse in der bislang heilen Dynamik zwischen den Freundinnen deutlich: Nicht nur, dass Tara gewaltige Zukunftssorgen hat, in ihr schlummert auch längst nicht die Partymaus, für die sie sich gehalten hat, was Skye und Em enttäuscht.
Dass Skye noch dazu dauernd fiese Sprüche klopft, weil Tara noch nie Sex hatte, drückt ihr weiter aufs Gemüt. Begleitet von ausreichend Alkohol, blinkenden Partylichtern und berauschender Elektromusik gelingt es Tara allerdings, sich von Stress, Zukunftsangst und zwischenmenschlicher Enttäuschung abzulenken. Und dann lernt das Mädels-Trio auch noch die gut gebauten, unverblümten Jungs Badger (Shaun Thomas) und Paddy (Samuel Bottomley) kennen. Die Gruppen feiern, bis ihnen schwindelig wird...
Die sich daraus entwickelnde Geschichte von Regisseurin und Autorin Molly Manning Walker erhielt starke vier Sterne in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik und hat einen Schnitt von 96 Prozent positiven Besprechungen beim Kritiken-Aggregator Rotten Tomatoes. Außerdem gewann „How To Have Sex“ bei den Filmfestspielen von Cannes 2023 den Hauptpreis der Sektion Un Certain Regard sowie drei Auszeichnungen bei den British Independent Film Awards. Darüber hinaus wurde Mia McKenna-Bruce beim Europäischen Filmpreis zur Entdeckung des Jahres 2023 gekürt.
Achtung, dies ist kein Traumurlaub!
Filmbegeisterte, die Probleme haben, sich mit Themen wie sexueller Übergriffigkeit, unklarem und sogar ignoriertem Konsens auseinanderzusetzen, seien allerdings gewarnt: Hinter dem Titel „How To Have Sex“ verbirgt sich keine Schilderung durchweg vorbildlicher Augenblicke – Manning Walker zeigt ihrem Publikum auch unmissverständliche Negativbeispiele auf.
Dabei verkommt „How To Have Sex“ allerdings nicht zur angewiderten Anklage hedonistischer, rauschhafter Urlaubstrips: Zwar gibt es in diesem dramatischen Coming-Of-Age-Film durchaus Augenblicke, in denen die von Nicolas Canniccioni geführte Kamera Distanz zu den angetrunkenen Party-Teens nimmt, als würde sie sich kopfschüttelnd fragen, wie man am Trubel der Marke Ballermann Spaß haben kann.
Ebenso schildert Manning Walker aber auch Augenblicke der Selbstfindung, kurioses Partyglück wie gemeinsames Rauschausschlafen und das Finden freundlicher Zufallsbekanntschaften. Und wenn sie sich ihren schmerzlicheren Themen widmet, dann stets mit deutlichem Mitgefühl für ihre von Mia McKenna-Bruce eindrucksvoll sowie facettenreich gespielte Protagonistin.
Manning Walker wagt es sogar, die Option zu skizzieren, dass sie von ihren grausigen Erfahrungen zwar beeinflusst, aber nicht für immer und ewig dominiert wird – ein thematischer und narrativer Entschluss, der viel Gesprächsstoff ermöglicht, hat sich die Wirkung dieses Farb- und Klangrausches erst einmal gelegt. Und wenn ihr nach „How To Have Sex“ etwas Zerstreuung und Aufmunterung benötigt, dann schaut euch doch unseren nächsten Streaming-Tipp an:
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