Selbst regelmäßige Kinogänger*innen dürften davon überrascht sein, dass „Die Täuschung“ ab dem 26. Mai 2022 hierzulande auf der großen Leinwand zu sehen war. Denn auch wenn hier Stars wie der oscaprämierte Colin Firth („The King's Speech“) oder der aus „Succession“ bekannte Matthew Macfadyen mit von der Partie gewesen sind, hatte den stilvollen Kriegs-Thriller von John Madden („Shakespeare In Love“) wohl kaum jemand auf dem Schirm.
Auf Netflix könnt ihr „Die Täuschung“ ab heute nachholen. Darin dreht sich alles um den wohl größten Spionage-Coup des Zweiten Weltkrieges.
Darum geht's in "Die Täuschung"
Wir schreiben das Jahr 1943: Die Alliierten wollen das europäische Festland von den Nazis zurückerobern. Der Startpunkt soll dabei Sizilien sein. Aber um dort mit den eigenen Truppen erfolgreich landen zu können, wäre es von Vorteil, wenn die Deutschen vorher einen Großteil ihrer dort stationierten Einheiten verlegen würden. Das bedeutet: Man müsste den deutschen Generälen vorgaukeln, dass der Angriff der Alliierten nicht in Sizilien bevorsteht.
Lieutenant Charles Cholmondeley (Matthew Macfadyen) hat dafür auch schon eine Idee: Ein Toter mit falschen Kriegsplänen, die auf eine Invasion weit weg von Sizilien hindeuten, muss über Frankreich abgeworfen werden. Wenn die Deutschen die Leiche finden, würden sie glauben, nur durch Zufall in den Besitz der sensiblen Papiere gekommen zu sein. Doch der Vorschlag wird zunächst abgelehnt. Bis sich der Navy-Geheimdienst-Offizier Ewen Montagu (Colin Firth) und sein Team einige Monate später doch noch mit der Umsetzung beschäftigen...
Ein Auge für Details
In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für „Die Täuschung“ solide 3 von 5 möglichen Sternen. In seinem Fazit schreibt unser Chefredakteur Christoph Petersen: „Ein geschmackvolles Spionage-Drama mit drei stark aufspielenden Stars – wobei die Beschreibung ‚geschmackvoll‘ hier gleichermaßen als Lob und Tadel zu verstehen ist.“
Es ist die große Stärke der Regie von John Madden, die Zuschauer*innen in die komplexe Organisation der Täuschung einzubinden und dabei das Hauptaugenmerk gezielt auf die Bedeutsamkeit eigentlich nichtiger Details zu lenken. Immer dann, wenn alles penibel durchstrukturiert werden muss, obwohl die Erfolgsaussichten – auch aufgrund all der Unvorhersehbarkeit, die man einfach nicht berechnen kann – eigentlich immer wieder gen Null stehen, kann „Die Täuschung“ durchaus fesseln.
Neben einer Reihe wirklich packender Momente hat „Die Täuschung“ aber auch einige Probleme. Da gibt es ein pathetisches Voice-Over von Johnny Flynn (der hier den Bond-Schöpfer Ian Fleming spielt, der damals wirklich mit dabei gewesen ist) sowie ein überflüssiges Liebesdreieck zwischen Firth, Macfadyen und Kelly Macdonald („Boardwalk Empire“), die hier in der Rolle der Jean Leslie zu sehen ist. Immer dann, wenn sich der Film von seiner eigentlichen Geschichte entfernt, ist „Die Täuschung“ leider vor allem aalglatt und furchtbar brav.
Ihr habt mal wieder Bock auf richtig bildgewaltiges Historien-Kino? Dann haben wir den richtigen Tipp für euch auf Lager:
Heute Abend streamen: Ein bildgewaltiges Historien-Epos mit Starbesetzung - länger als im Kino!Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
