Es galt als fast ausgeschlossen, dass Wesley Snipes einen Blade-Cameo in „Deadpool & Wolverine“ absolviert. Der Schauspieler äußerte sich bekanntlich kritisch über Marvel und Disney, weil dort „seine“ Rolle neu besetzt wurde. Vor allem sollen Snipes und Ryan Reynolds am Set von „Blade: Trinity“ aber überhaupt nicht gut miteinander ausgekommen sein, sodass es ausgeschlossen galt, beide noch mal Seite an Seite zu sehen.
Es kursieren reichlich wilde Geschichten über den Dreh des dritten „Blade“-Abenteuers, weil Snipes ziemlich unzufrieden mit der Richtung des Films gewesen sein soll. Zusätzlich verärgert war er angeblich, weil mit Reynolds und Jessica Biel jüngere Co-Stars zu sehr ins Rampenlicht gerückt werden.
Doch Snipes und Reynolds scheinen sich ausgesprochen zu haben. In einem Interview zu seinem Überraschungscomeback in „Deadpool & Wolverine“ erklärte der „Blade“-Star nun: „Ich hasse diesen Kerl. Weißt du, das ist ein Scherz. Wir spielen dieses Spiel seit ungefähr zwei Jahrzehnten. Wir mochten uns eigentlich die ganze Zeit.“ Wir dürfen davon ausgehen, dass er da ein wenig flunkert, aber zumindest alles zwischen den beiden Schauspielern geklärt ist. So war der Cameo möglich – und der ist in anderer Hinsicht eine besondere Sache für einen „Deadpool“-Film.
Mit "Blade: Trinity" begann Reynolds' langer Kampf um Deadpool
Denn wie alle wissen, musste Ryan Reynolds über ein Jahrzehnt dafür kämpfen, überhaupt „Deadpool“ machen zu dürfen. Und das alles begann beim „Blade: Trinity“-Dreh.
Der Legende nach soll ein Produzent am Set des Marvel-Vampir-Actioners Reynolds darauf angesprochen haben, dass seine Figur Hannibal King sehr stark an Deadpool erinnere. Weil Reynolds damit nichts anfangen konnte, wurde ihm ein ganzer Stapel Comics rund um den vorlauten Söldner gegeben – und der kanadische Star war begeistert (auch davon, dass die Comic-Figur sich selbst als „Kreuzung aus Ryan Reynolds und einem Shar-Pei-Hund“ bezeichnet).
Ohne Rechte, kein Film
Direkt begann der Plan, eine „Deadpool“-Adaption zu realisieren. „Blade: Trinity“-Regisseur und Autor David S. Goyer sowie Reynolds machten sich an die Arbeit. New Line Cinema, die Firma hinter den „Blade“-Filmen, war fest entschlossen, ihnen die nötigen Freiräume für einen „Deadpool“-Film, wie er Reynolds vorschwebte, zu geben. Doch es gab ein Problem.
New Line musste nach einiger Zeit erkennen, dass die Deadpool-Rechte gar nicht auf dem Markt sind, wie man ursprünglich angenommen hatte. Man muss dabei bedenken: Die Rechtesituation um Marvel-Figuren war damals unglaublich kompliziert, da der Comic-Konzern diverse Lizenzpakete veräußerte und gerade bei Nebenfiguren oft strittig war, ob sie nun Bestandteil eines Pakets sind oder nicht. Wie sich herausstellte, gehörte Deadpool aber zum großen „X-Men“-Rechtepaket, welches Fox von Marvel erworben hatte. Das im Jahr 2004 begonnene Projekt war so ein Jahr später schon wieder tot.
Erst danach startete die "Deadpool"-Legende, die wir heute kennen ...
Diese Vorgeschichte wird heute gerne vergessen, wenn die „Deadpool“-Legende erzählt wird. Der Rest ist dagegen besser überlieferte Geschichte. Reynolds blieb weiter interessiert, pitchte das Projekt sogar bei Fox. Schließlich gab es einige Jahre später dort die Möglichkeit, Deadpool in „X-Men Origins: Wolverine“ zu spielen. Auch wenn der Schauspieler erkennen musste, dass diese Version der Figur rein gar nichts mit seiner Vorstellung und dem Comic-Porträt zu tun hatte, willigte er ein. Denn ihm wurde in Aussicht gestellt, anschließend einen Solofilm machen zu können.
Schon direkt im Frühjahr 2009, nur wenige Wochen nach dem Kinostart von „X-Men Origins: Wolverine“, wurde dieser Solo-Film dann auch offiziell angekündigt. Schon die damalige offizielle Mitteilung stellte klar, dass dieser Deadpool nichts mit der Version im Wolverine-Filme zu tun haben wird. Anschließend arbeitete Reynolds mit den Autoren Rhett Reese und Paul Wernick am Skript, im Frühjahr 2011 stieß noch Tim Miller zum Projekt … doch dann erschien kurze später „Green Lantern“.
… und in der bedeutete "Green Lantern" fast das Aus!
Nach dem Superhelden-Flop mit Reynolds bekam Fox kalte Füße und wollte das Projekt absagen. Als letzten Rettungsanker setzten Miller und Reynolds durch, dass sie eine Szene drehen dürfen, um die Verantwortlichen doch noch von ihrer Idee zu überzeugen. Doch das heute legendäre Test-Footage konnte die Fox-Bosse nicht überzeugen. Das damals noch nicht zu Disney gehörende, sondern eigenständige Studio stampfte im Frühjahr 2012 „Deadpool“ ein. Eng mit Tim Miller befreundete, aber auch von dem besonderen Tonfall des Drehbuchs überzeugte Regie-Größen wie James Cameron und David Fincher wurden bei den Verantwortlichen vorstellig und baten, diese Entscheidung zu revidieren. Ohne Erfolg!
Im Juli 2014 landete plötzlich das Test-Footage im Internet. Bis heute weiß niemand, wer es geleakt hat (die Hauptverdächtigen Ryan Reynolds und Tim Miller streiten es beide ab). Nach überwältigender Resonanz darauf ging es plötzlich doch ganz schnell. Fox gab wieder grünes Licht, ab Frühjahr 2015 wurde gedreht … und auch wenn in letzter Minute noch mal das Budget reduziert wurde, begann im Februar 2015 der weltweite Kino-Erfolg. Der gipfelte nun vorläufig in „Deadpool & Wolverine“, der sich weitere neun Jahre später anschickt, alle Rekorde zu brechen.
Und all das begann, weil Ryan Reynolds bei „Blade: Trinity“ die Deadpool-ähnliche Figur Hannibal King spielte. Auch daran erinnert also der Cameo von Wesley Snipes.
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