Stephen King ist nicht nur einer der populärsten und produktivsten Schriftsteller überhaupt, der nach rund einem halben Jahrhundert noch immer mindestens einen neuen Roman pro Jahr veröffentlicht. Er ist auch ein begeisterter Film- und Serien-Fan, der auf seinem X-Account regelmäßig seine Meinung zu neuen Leinwand-Hits oder Werken aus der Kinogeschichte mitteilt – wie man es von dem Autor von „Shining“, „ES“ oder „Carrie“ erwarten würde, liegt sein Fokus dabei vor allem auf Genre-Werken.
Während er zuletzt vor allem aktuelle Filme lobte (darunter „MaXXXine“, „A Quiet Place: Tag Eins“ oder den Netflix-Erfolg „Im Wasser der Seine“), hat sich King zwischendurch auch die Zeit genommen, einen Film aus dem Jahr 2015 nachzuholen – von dem er nach eigenen Aussagen gar nicht besonders viel erwartet hat.
Die Rede ist von „Bone Tomahawk“, mit dem S. Craig Zahler sein außergewöhnliches Regiedebüt vorlegte – Achtung, nun folgen leichte Spoiler zum Inhalt bzw. zur Entwicklung des Films!
Denn „Bone Tomahawk“ beginnt zwar als vergleichsweise klassisch und gemächlich erzählter Frontier-Western, endet aber als gnadenloser Kannibalen-Horror. Darauf war offensichtlich auch King nicht vorbereitet. Wörtlich schreibt er:
„Ich habe nichts anderes als einen Zeitvertreib an einem regnerischen Mittwochmorgen erwartet und ein Low-Budget-Western-Epos bekommen. Allein die Dialoge machen den Film sehenswert. Hütet euch vor dem letzten Akt, in dem ein Mann buchstäblich auseinandergerissen wird.“
Man könnte meinen, dass der 76-Jährige immer auf dem Laufenden ist, was den aktuellen Stand des Genre-Kinos angeht. Doch offensichtlich versäumt auch ein Horror-Experte wie King mal was: Denn nach neun Jahren hat sich eigentlich längst herumgesprochen, dass „Brawl In Cell Block 99“- und „Dragged Across Concrete“-Macher Zahler einer der aktuell spannendsten und erbarmungslosesten Genre-Regisseure überhaupt ist – und man über „Bone Tomahawk“ viel sagen kann, aber sicher nicht, dass er sich zum Mal-eben-entspannt-Weggucken eignet.
In dem aus guten Gründen erst ab 18 Jahren freigegebenen Film verkörpert Kurt Russell (der im selben Jahr auch in Quentin Tarantinos „The Hateful 8“ eine Western-Rolle spielte) Franklin Hunt, der im Grenzgebiet zwischen Texas und Mexiko als Sheriff arbeitet. Als eines Tages mehrere Bewohner*innen seiner Stadt unter mysteriösen Umständen verschwinden, macht er sich gemeinsam mit einem Deputy und einem Revolverhelden auf die Suche...
In seiner 3,5-Sterne-Kritik schreibt auch Autor Michael Meyns: „Zahler [legt] hier mit minimalem Budget einen wohlüberlegten und überzeugend inszenierten Spätwestern [vor]. Wenn ‚Bone Tomahawk‘ nach schleppendem Beginn in purem Horror endet, dann ist dies eine schlüssige Pointe mit bedauerlichem Gegenwartsbezug: Die nationalen Gründungsmythen des Westens erscheinen als endgültig pervertiert und werden zu Vorboten einer Apokalypse der Gewalt umgedeutet.“ Wenn ihr den Film noch nicht kennt, solltet ihr also unbedingt mal einen Blick riskieren!
Von welchem schwindelerregenden Survival-Thriller Stephen King so begeistert war, dass er ihn am liebsten selbst geschrieben hätte, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
"Großartig und sehr, sehr beängstigend": Diesen schweißtreibenden Survival-Thriller hätte Stephen King am liebsten selbst geschrieben*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.