Der Zufall will es, dass praktisch zeitgleich mit dem Kinostart von Quentin Tarantinos Western „The Hateful 8“ ein Film auf DVD und Blu-ray erscheint, der in mehrfacher Hinsicht ein aufschlussreiches Gegenstück zur 70mm-Extravaganz des Starregisseurs darstellt. Autor und Regisseur S. Craig Zahler erweist sich mit seinem Horror-Western „Bone Tomahawk“ nicht nur als Tarantino-Epigone, der wie das Vorbild lakonische Dialoge mit Ausbrüchen exzessiver Gewalt verbindet, sondern er hat mit Kurt Russell („Death Proof“) auch noch einen der Lieblingsdarsteller des zweifachen Oscar-Preisträgers engagiert. Und auch wenn Russell hier keinen Kopfgeldjäger mit fragwürdiger Moral spielt wie in „The Hateful 8“, sondern einen unbescholtenen Sheriff, wirkt es fast, als wären die beiden Rollen direkt verbunden, zumal es auch in „Bone Tomahawk“ letztlich darum geht, wie sich ethische Maßstäbe auflösen und rohe Gewalt in den Vordergrund rückt – vor allem einige explizite Splattermomente sprechen da eine deutliche Sprache. Es dauert zwar sehr lange, bis Zahler in seinem ansonsten weitgehend zurückhaltend inszenierten Debütfilm auf Touren kommt, doch das ausgezeichnete Darsteller-Ensemble hält das Publikum bis dahin bei der Stange.
Kurt Russells Sheriff Hunt, sein Mitarbeiter Chicory (Richard Jenkins) sowie die beiden Cowboys Brooder (Matthew Fox) und Arthur (Patrick Wilson) machen sich auf die Suche nach einigen entführten Bewohnern einer abgelegenen Ortschaft. Man verdächtigt kannibalistische Ureinwohner der Tat, doch das erweist sich als nicht ganz zutreffend herausstellt ... Mit der traditionellen Westernerzählung von entführten Weißen nimmt sich Regisseur Zahler eines der zentralen Motive des Genres vor, in dem es immer wieder um das schwierige Verhältnis zwischen den Ethnien geht. Im klassischen Western waren die Cowboys meist noch ungebrochene Helden und die Indianer barbarische Wilde, aber diese verzerrte Weltsicht ist inzwischen diskreditiert, und so wurden auch in den Filmen über die Besiedlung Nordamerikas immer öfter die von den Eroberern verursachten Orgien der Gewalt zum Thema. So ist es auch bei Zahler, der hier mit minimalem Budget einen wohlüberlegten und überzeugend inszenierten Spätwestern vorlegt. Wenn „Bone Tomahawk“ nach schleppendem Beginn in purem Horror endet, dann ist dies eine schlüssige Pointe mit bedauerlichem Gegenwartsbezug: Die nationalen Gründungsmythen des Westerns erscheinen als endgültig pervertiert und werden zu Vorboten einer Apokalypse der Gewalt umgedeutet.
Fazit: Das B-Movie-Gegenstück zu „The Hateful 8“ beginnt wie ein klassischer Spätwestern und driftet schließlich in explizite Horror-Tiefen.