Klar, Clint Eastwood ist eine Ikone des Western-Kinos, und auch mit seiner Paraderolle des Inspektor Callahan alias „Dirty Harry“ hat sich der 94-Jährige unsterblich gemacht. Doch seine Regie-Karriere ist für Eastwood fast noch wichtiger als die Schauspielerei: Schließlich war er zwar zweimal als Bester Hauptdarsteller für den Oscar nominiert, in den Händen halten durfte er die begehrte Goldstatue aber als Regisseur von „Erbarmungslos“ und „Million Dollar Baby“.
In den vergangenen 15 Jahren stand der „Für eine Handvoll Dollar“-Star nur noch sporadisch vor der Kamera, hat aber in fast jedem Jahr eine Regiearbeit ins Kino gebracht. Mit dem Justizthriller „Juror #2“ kommt 2025 sein mutmaßlich letztes Werk auf die Leinwände.
Wirft man einen Blick auf seine Filmografie als Regisseur, wird schnell klar, dass die Interessen des gebürtigen Kaliforniers breit gestreut sind: So hat er zwar zahlreiche Western gedreht (darunter Meisterwerke wie „Der Texaner“), aber eben auch Buddy-Cop-Actionfilme („Rookie – Der Anfänger“), Melodramen („Die Brücken am Fluss“), Kriegsfilme („Letters From Iwo Jima“) und sogar eine Sci-Fi-Komödie („Space Cowboys“).
Um einen oft übersehenen Film von Clint Eastwood handelt es sich bei „Bird“ (1988), mit dem der Filmemacher in epischen 160 Minuten die Lebensgeschichte des berühmten Jazz-Saxofonisten Charlie Parker (Forest Whitaker) erzählte, der durch seine Drogenprobleme im Alter von 34 Jahren einen viel zu frühen Tod fand.
Für den passionierten Jazz-Liebhaber Eastwood war das Projekt eine Herzensangelegenheit, ein großes Publikum fand sich für das Biopic allerdings nicht: Gerade einmal 2 Millionen US-Dollar konnte „Bird“ am internationalen Box Office erwirtschaften, und das bei einem Budget, das nach Schätzungen auf 9 bis 14 Millionen beziffert wird.
Doch für Eastwood dürfte am Ende entscheidend gewesen sein, dass er überhaupt dazu in der Lage war, den Film zu realisieren. Im Interview mit DGA eröffnete er, dass „Bird“ ohne seinen Einsatz wohl nie seinen Weg in die Lichtspielhäuser gefunden hätte:
„Ein Projekt wie ‚Bird‘ stand auf der Kippe, als ich es mir geschnappt habe“, so der „Gran Torino“-Schöpfer. „Es lag schon lange Zeit in der Schublade. Es gehörte einem anderen Studio, und ich habe Warner Bros. überredet, etwas [für den Film] zu tun. Sie hätten das vielleicht nicht für jemand anderen getan. Ich habe also ein paar Filme gemacht, die sonst wahrscheinlich nicht gedreht worden wären.“
Das gelte auch für „Mystic River“ und „Million Dollar Baby“, die sich im Gegensatz zu „Bird“ als ziemlich erfolgreich erwiesen haben. „Ich habe immer versucht, das Studio dahingehend zu beeinflussen, dass es sich nicht scheut, Dinge zu tun, die vielleicht nicht viel Geld einbringen, auf die es aber in 30 oder 40 Jahren stolz sein wird“, fährt Eastwood fort.
„Bevor ich ‚Bird‘ machte, sagte ich zu Bob Daly [Anm.: der ehemalige CEO von Warner Bros.]: ‚Ich weiß nicht, ob dieses Ding Geld einbringen wird. Es geht um Jazz, es ist nicht sehr kommerziell, es ist eine tragische Geschichte. Aber ich kann dir garantieren, dass ich versuchen werde, einen Film zu machen, auf den du stolz sein kannst!‘ Das ist alles, was ich anbieten kann.“
Das dürfte Eastwood gelungen sein. Dem (erwarteten) mageren Einspielergebnis standen mehrheitlich positive Kritiken gegenüber, und für den Sound gab es einen Academy Award. Für den späteren Oscar-Gewinner Forest Whitaker („Der letzte König von Schottland“) bedeutete „Bird“ den Durchbruch als Charakterdarsteller.
Wenn ihr wissen wollt, welchen Film Eastwood so dringend machen wollte, dass er dafür sogar auf einen Großteil seiner Gage verzichtete, dann lest auch den folgenden Artikel:
"Ich muss mich erst beweisen": Clint Eastwood verzichtete auf 99% seines Gehalts, um den Film zu drehen, der seine Karriere für immer veränderte*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.