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    Heute Abend streamen: Der beste Film aller Zeiten
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Wer den besten Film aller Zeiten sehen will, hat bei Amazon Prime Video die Chance dazu, denn dort könnt ihr Alfred Hitchcocks „Vertigo - Aus dem Reich der Toten“ aktuell im Abo zum Abruf bereit.

    Alfred Hitchcocks Schaffen ist gespickt mit Meisterwerken, die die Filmlandschaft nachhaltig prägten. Dazu zählen Klassiker wie „Psycho“, „Der unsichtbare Dritte“ oder „Die Vögel“. Keine seiner Regiearbeiten besitzt aber diese fast schon mystische Erhabenheit, wie sie „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ auch heute noch auszeichnet.

    Wenn bei Umfragen die besten Filme aller Zeiten gewählt werden, dann landet „Vertigo“ regelmäßig nicht nur weit vorne, sondern ganz vorne, also auf dem ersten Platz. Auch als wir vor einigen Jahren die 100 besten Filme aller Zeiten bestimmt haben, endete diese Liste mit dem Hitchcock-Klassiker auf Platz 1!

    Was „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“, den euch ihr via Amazon Prime Video anschauen könnt, unter anderem zu einem solchen Ausnahmewerk in der Vita von Alfred Hitchcock macht, ist die Art und Weise, wie sich der britische Meisterregisseur seinen eigenen Ängsten und Obsessionen stellt. Der Klassiker von 1958 ist ein schauriger Seelenstriptease, den man als Filmfan einfach gesehen haben muss.

    Von der Angst zu fallen: Darum geht es in "Vertigo"

    Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der an Akrophobie, also an Höhenangst, leidende Polizist John „Scottie“ Ferguson (James Stewart). Nach einer Verfolgungsjagd über die Dächer von San Francisco mit tragischem Ende entscheidet sich der traumatisierte und von Schuldgefühlen geplagte Scottie dazu, den Polizeidienst zu quittieren.

    Als Scottie von einem ehemaligen Schulkollegen (Tom Helmore) gebeten wird, dessen Ehefrau Madeleine (Kim Novak) zu beschatten, nimmt er den Auftrag widerwillig an. Er ahnt noch nicht, in welche gespenstischen Abgründe dies ihn führen wird.

    Wie viele andere heutige Klassiker (man denke nur an „Blade Runner“ oder „Das Ding aus einer anderen Welt“) erntete „Vertigo“ zum Kinostart eher mäßige Reaktionen von Publikum und Kritik. Heute aber gibt es wohl keinen anderen Alfred-Hitchcock-Film, der so oft Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzungen gewesen ist und so oft als Meisterwerk gepriesen wird.

    Wenn Todessehnsucht und Liebe Hand in Hand gehen

    Der Grund dafür liegt auch außerhalb herkömmlicher Rezensionsprinzipien. „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ brilliert durch eine formidable, stilprägende Inszenierung. Hitchcocks in diesem Film besonders elegisches Stilbewusstsein, welches sich dadurch auszeichnet, Blicken, Bewegungen und Räumen unüblich viel Zeit zur nuancierten Entfaltung zu geben, hat sogar so verschiedene Regisseure wie Brian De Palma oder auch Christian Petzold nachhaltig geprägt.

    Anders als man es zuvor (und danach) von Alfred Hitchcock aber kennenlernen sollte, hebelt dieser im Falle von „Vertigo“ die Suspense-Spannungsmechanik bereits frühzeitig aus und arbeitet somit nicht auf einen äußeren Effekt hin (zum Beispiel einen Twist), sondern erschließt das Beziehungsgeflecht zwischen Scottie und Madeleine rein introspektiv.

    In "Vertigo – Aus dem Reich der Toten" lebt die Lust am Leid

    Die Psychologisierung, die „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ dabei anfertigt, erliegt einer Perversionsidee, die einmalig im Werk von Hitchcock ist. Denn wo der sogenannte Master of Suspense den Schrecken in früheren Werken lustvoll ausgereizt hat, offenbart er in diesem Fall vielmehr den auch persönlich geprägten Zusammenhang zwischen Todesangst und unverwüstlicher Lust.

    Mal bedrückend klar, mal traumwandlerisch vage formuliert Hitchcock hier den Ansatz, das Lieben auch immer die Bereitschaft zum Sterben in sich trägt. Scottie, das wird er im Verlauf der Handlung erkennen, erklärt sich dazu imstande, bis in das Reich der Toten einzudringen, um seine Gefühle für Madeleine am Leben zu erhalten. Auch sexuell.

    Wenn man so möchte, dann begreift sich „Vertigo“ als zutiefst tragische Liebesgeschichte, die die Unmöglichkeit der ewigen Romanzen in bedrückend-schauerlicher Eindringlichkeit zum Ausdruck bringt. Ästhetisch greift Alfred Hitchcock hier auf ein unvergessliches Sinnbild des „Green Fog“ zurück. Giftiger Nebel, der in seinem verführerischen Antlitz so anmutig wie verheerend ist.

    Zum Scheitern gezwungen, zum Glänzen genötigt

    Dass Alfred Hitchcock nicht unbedingt der umgänglichste Zeitgenosse am Set gewesen ist, sollte inzwischen kein Geheimnis mehr sein. Von James Stewart, einem der größten amerikanischen Schauspieler aller Zeiten, verlangte er, dass er vollständig hinter seinem Charakter verschwindet, bis sich jedwede Starpersona in Luft aufgelöst hat.

    Das Ergebnis ist nach wie vor eindrucksvoll. James Stewarts Scottie, ein Mann, der in jeglicher Hinsicht zum Scheitern verurteilt ist, weil er sich letztlich seinen Erinnerungen ausliefert, wird durch das fernab jedweder Allüren gezeichnete Spiel des Oscar-Gewinners zusehends zur transparenten Hülle eines Menschen, dessen Seelenleben man bis auf die Knochen verfolgen kann.

    Wer also von sich behauptet, dem Thema Kino eine gewisse Begeisterung entgegenzubringen, muss diesen Klassiker gesehen haben. Wie Bruce Willis bereits in „12 Monkeys“ erklärt: „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ gehört zu den Filmen, die mit jeder Sichtung besser werden. Warum? Weil wir uns als Zuschauer immer weiter verändern – und damit den Nährboden des Filmes nutzen, um ihn wachsen zu lassen.

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    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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